Das Entsetzen ist groß: Die OECD stuft unser Bildngssystem als "mittelmäßig" ein. Nur noch Platz 22 für den ehemaligen Bildungselitestandort Deutschland. Steigerten andere Länder die Zahl ihrer Studenten an Hochschulen in den vergangenen 10 Jahren um über 40 Prozent, schafften es in Deutschland gerade mal 5 Prozent mehr an die Unis - und darin sind noch nicht die Folgen der Studiengebühren abzulesen. Dazu kommt, dass zu viele ihr Studium vorzeitig abbrechen. Die OECD urteilt, dass Deutschland in den nächsten Jahren nicht in der Lage ist, alle frei werdenden Ingenieur- oder Lehrerstellen mit eigenem Nachwuchs zu besetzen. Auf den weiteren Trend zur Höherqualifizierung wird Deutschland erstrecht nicht reagieren können.
Zwar gibt die hohe Politik zu, dass man auf einige Defizite dringend reagieren müsse und Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) kündigte auch prompt einen "Bildungs-Herbst" an - klingt für mich wenig vertrauenserweckend, denn "Herbst" erinnert doch irgendwie sehr an "eigentlich zu spät". Aber wen wundert angesichts solcher Berichte überhaupt noch, dass das Schulsystem in Deutschland nichts taugt? Wer meint, mit Dumpinglöhnen akkademisches Fachpersonal zu Höchstleistungen anzuspornen, hat mindestens eine Sache nicht verstanden. Wer dann auch noch glaubt, auf genau diesem Wege eine herausragende Schulische Ausbildung des Nachwuchses sicherstellen zu können, der hat noch viel mehr nicht begriffen. Da ist Nordrhein-Westfalen lediglich die jetzt publik gewordene Spitze des Eisberges.
Aber was rede ich. Die Politiker wissen, dass die jetzt unter ihren Sparbeschlüssen leidenden Schüler erst lange nach dem Ende ihrer eigenen politischen Kariere auf die Politik Einfluss nehmen können. Warum also großartig was tun? Da kann man sich doch besser an der oberflächlich empörten Diskussion um die Aufforderung zum Verfassungsbruch durch den Bundesminister der Verteidigung beteiligen. Oder an der Debatte um die Innere Sicherheit. Das ist viel ungefährlicher und bringt viel mehr Wählerstimmen...
Dienstag, 18. September 2007
2 Kommentare:
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speziell an den unis gibt es noch weitere probleme, die das thema verdeutlichen... so gibt es zum teil schlicht keine kapazitäten um weitere studenten aufnehmen zu können. es gibt unis und vorlesungen, wo die hörsäle aus allen nähten platzen und die betreuung dementsprechend auf keinem akzeptablen niveau ist. im grunde ist dies auch ein finanzielles problem, da es sich die unis kaum leisten können, in ihre infrastruktur zu investieren...
AntwortenLöschenbei den studentenwerken ist es wohl ähnlich. hier in sachsen wurden in den letzten jahren die staatlichen zuschüsse in diesem bereich immer weiter zurück gefahren. obwohl vieles durch geminderte ausgaben aufgefangen werden konnte, ist jetzt ein punkt erreicht, an dem das so nicht weiter geht. folge ist, dass unter anderem z.b. die essenskosten in der mensa steigen. auch der semesterbeitrag wird demnächst um 25% angehoben... für sich genommen mag das nicht viel sein, aber die masse macht's und als student ist man irgendwie sowieso chronisch pleite - klar dass sich da viele zwei mal überlegen, überhaupt ein studium zu beginnen...
vieleicht gibt es ja bald eine 2. liga im OECD. dan sehen wir nicht gantz so schlecht aus.
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