Geld, Sport und Politik

Während die Politik auf der einen Seite gerne jeden und alles von Justiz und Polizei nach allen zur Verfügung stehenden Regeln der Kunst so richtig schön drangsalieren lässt, hat man es dort gar nicht gerne, wenn auf die Ungereimtheiten hingewiesen wird, die genau jene Kaste selber so gerne zu vertuschen versucht. Warum wohl gab es so massive Widerstände gegen die Einführung der Veröffentlichungspflicht von Nebeneinkünften? Warum wohl schweigen Politiker sich so beharrlich dazu aus, für welche Firmen sie sonst noch so alles tätig sind? Und warum wohl gibt es im Strafrecht solche Paragraphen wie "Absprachen bei Ausschreibungen" (§298 StGB), "Bestechlichkeit und Bestechung im geschäftlichen Verkehr" (§299 StGB) und Vorteilsannahme (§331 StGB), Bestechlichkeit (§332 StGB), Vorteilsgewährung (§333 StGB), Bestechung (§334 StGB) und so weiter? Bestimmt reiner Zufall.

In Wolfsburg jedenfalls ist die Politik in heller Aufregung. Hat es doch tatsächlich irgendjemand gewagt den Spieß umzudrehen und Polizei und Justiz gegen die Politiker loszuhetzen! Skandal! Durchsuchen die einfach so das Rathaus und beschlagnahmen Akten! Und das nur, weil man Karten für Bundesligaspiele "vergünstigt" (lies: geschenkt) bekommen hat. Irgendwie vom Vfl Wolfsburg. Der natürlich nur zufällig dem VW-Konzern gehört. Von dem das Land Niedersachsen rein zufällig ziemlich viele Aktien besitzt. Für das Stadion, dass nur zufällig "Volkswagen Arena" heißt. Und natürlich hat das auch nichts damit zu tun, dass dem Herrn Oberbürgermeister eine Spedition gehört, die - ebenfalls rein zufällig - sehr eng mit VW zusammenarbeitet. Das hat doch alles gar nichts miteinander zu tun und da gibt es doch überhaupt keine Zusammenhänge! Das muss man doch sehen!

Klar sieht man das. Warum wohl sonst sollte der Wolfsburger Oberbürgermeister, Rolf Schnellecke (CDU), ins eigene Nest kacken und rausposaunen:

"Wir haben nichts zu verbergen, die Dinge sind transparent, in Bundesligastädten üblich und rechtlich nicht zu beanstanden."

So so. "Üblich" also. Aha. Mir fällt dazu spontan nur ein "breit angelegter Beschiss" oder auch "Klüngelclub". Warum wohl wird auf dem Radsport wegen des Dopings rumgehakt, den ein gefeuerter Ex-Minister leitet, während bei anderen Sportarten, wie zum Beispiel dem Fußball, das Thema mit aller Macht totgeschwiegen wird, obwohl inzwischen wohl jeder weiß, dass kein Pferd mit der Menge Schmerzmittel zum Turnier zugelassen würde, mit dem Fußballer ständig Umfall-Balett spielen?

Nun lässt allerdings der VFL Wolfsburg verkünden, dass er als Sportclub keine Karten weitergäbe. Zumindest nicht an die Politik. Oder besser: Nicht an diesen Politiker. Die Stadt Wolfsburg teilt deswegen auch marginal periphär echauffiert mit:

"Wenn Oberbürgermeister Gert Hoffmann gelegentlich Zeit findet, Eintracht-Spiele zu besuchen – fünfmal in der vergangenen Saison –, greift er als Aufsichtsratsvorsitzender des Top-Sponsors BS-Energy auf dessen Kontingent zurück."

Ob das die Sache jetzt besser macht, lasse ich mal offen.

(Quelle: Welt)