Freitag, 18. Mai 2007

...und Schuld ist die Politik

Kahled el-MasriKlappern gehört zum Handwerk. Auch bei Anwälten. Gerade deshalb sind für Anwälte erfolgreiche Mandate besondere Werbung. Wenn diese dann auch noch in den Medien behandelt werden, ist das schon fast eine Lizenz zum Gelddrucken. Vor diesem Hintergrund muss man die Äußerungen des Rechtsanwalt des umstrittenen deutsch-libanesen Khaled el-Masri lesen, der vor ein paar Tagen in Neu-Ulm einen Supermarkt in Brand steckte.

El-Masri ist schon mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten: Einen Prüfer bei der Dekra schlug er zusammen, weil der ihn abmahnte, dass el-Masri zu viele Unterrichtsstunden seiner Ausbildung als Kraftfahrer verpasst hatte. Eine Verkäuferin in dem Laden, den er jetzt versuchte abzufackeln, hatte er beleidigt und ihr ins Gesicht gespuckt.

Allerdings ist Khaled el-Masri gleichzeitig auch derjenige, der gerade gegen die Bundesrepublik Deutschland klagt. Er war von US-Geheimdiensten irrtümlich nach Afghanistan entführt worden und dort mehrere Jahre festgehalten und wahrscheinlich auch gefoltert worden. Er klagt gegen die Bundesrepublik, weil der Staat angeblich bei seiner Entführung mitgeholfen hat.

Khaled el-Masri ist sicherlich einiges Unrecht geschehen. Das ist unumstritten. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass er nicht ganz so der harmlose Unschuldsengel ist, für den man ihn vielleicht halten soll. Immerhin gehörte er in den 80er Jahren im Libanon einer bewaffneten Gruppierung an und unterhielt Kontakte zu Mitgliedern der extremistischen Moslemszene.

Jetzt verkündete sein Anwalt, dass Khaled el-Masri gar nicht anders gekonnt habe, als Straftäter zu werden:
„Er musste Straftäter werden, um die Therapie zu bekommen, die ihm als Opfer seit Jahren zustand.“ „Wir sehen hier exemplarisch, was passieren kann, wenn man Folteropfer nicht behandelt, sondern allein lässt“
Das übliche Taktieren eines Rechtsanwalts? Mich erinnert es stark an das häufig gehörte "hatte eine schwere Kindheit". Auch ist die Argumentation des Rechtsanwalts in sofern fragwürdig, als dass dieser These nach alle traumatisierten Personen erstens Opfer der Politik wären und zweitens zwangsläufig Straftäter würden und erst danach Hilfe erhielten.

El-Masri ist aber schon seit geraumer Zeit im Behandlungszentrum für Folteropfer in Ulm behandelt. Es ist also nicht so, dass ihm nicht geholfen würde. Und es dürfte wohl auch weniger so sein, wie der Anwalt es darzustellen versucht, dass seinem Mandanten keine Hilfe ermöglicht wird. Vielmehr wird es wohl eher so sein, dass die Gerichte es nicht einsehen, die Kosten für zusätzliche Behandlungen dem Steuerzahler aufzuhalsen.

Quintessenz? Ein Anwalt macht ordentlich Tam-Tam, die Medien transportieren seine Nachricht und der Bürger zweifelt am Rechtssystem. Irgendwas läuft da falsch.

(Quelle: Die Welt)

1 Kommentar:

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