Handys sind in manchen Kreisen eine Art Lebensberechtigungserklärung geworden. Ich konnte (oder wollte) es selber lange Zeit nicht glauben, aber es gibt tatsächlich Menschen, für die ist ein Handy der Mittelpunkt des sozialen Lebens. Der wöchentliche Wechsel des Klingeltons ("Natürlich habe ich Spongebob drauf!") ist ebenso obligatorisch, wie das individuelle Hintergrundmotiv ("Wallpaper") und natürlich eine Liste von Features, die mindestens so lang sein muss, dass Besitzer oder Besitzerin beim Aufzählen jedes Mal wenigstens drei vergisst.
Eigenartig, aber wahr: Solche Geräte können zwar rein technisch gesehen auch zum telefonieren benutzt werden, nur tun das die Besitzer eher nicht. Warum nicht? Warum haben sie sich denn in erster Linie so einen MP3 abspielenden Kameraterminplaner mit Fernbedienung für die Waschmaschine und Onlineschnittstelle zum Pradakatalog zugelegt? Genau! Um Leute zu beeindrucken.
Damit das Heischen um Aufmerksamkeit nun nicht mehr durch solche unwichtigen Banalitäten wie "Hast Du auch ein Bild von Deiner Freundin da drin?" zur Egokatastrophe Nummer 1 ausartet, andererseits aber auch technophile Grupies außerhalb des Beuterasters wirksam abgewehrt werden können, hat der Mobilfunkanbieter "Sprint" ein genau auf diese Zielgruppe zugeschnittenes Angebot im Programm.
Mobile Faker bietet all das an, was es braucht, um alle Geek-Probleme als Handybesitzer(in) erfolgreich zu lösen. Zu den Dienstleistungen gehört nicht nur, eine falsche Telefonnummer als die eigene versenden zu können oder gar Bilder von imaginären Freund oder Freundin auf dem Handy zu haben, sondern auch eine Sammlung "wirksamer Anmachsprüche", wie man sie unbedingt per Handy verschicken muss und natürlich die obligatorischen Wallpaper und und Klingeltöne.
Natürlich macht Sprint keinen Hehl daraus, dass dieser Service in erster Linie darauf ausgelegt ist, dass Handybesitzer ihre Umwelt nach Strich und Faden über ihr eigenes - meist wohl eher nicht vorhandenes - Privatleben belügen. Allerdings fehlt mir irgendwie der Part, in dem es den Kunden erklärt wird, wie er oder sie aus der sozialen Vereinsamung ausbrechen kann. Wahrscheinlich ist das aber zu unmodern.
Genauso, wie "nur" mit einem Handy zu telefonieren.
Freitag, 26. Januar 2007
1 Kommentar:
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Vor ein paar Tagen beglückte mich meine Verlobte mit ihrem Sony K700i. Da sie sich ein neues Nokia zugelegt hatte, durfte ich fortan ihr abgetragens Mobiltelefon nutzen.
AntwortenLöschenMein vorher genutztes Siemens A70 (Bernsteinfarbenes Monochrom-Display) vermisse ich irgendwie, werde es vermutlich wieder ausgraben.
Warum? Weil das K700i mir zu "fikelinsch" ist. Zu viel Schnick-Schnack, zu viele Features, zu schlecht zu bedienen.
Wozu 'nen MP3-Player im Handy mit 32MB? Ich hab ein Gigabyte von Creative Labs und die reichen mir nicht.
Wozu 'ne Kamera im Handy? Ich habe meine 4-MPixel von Kodak sowieso fast überall dabei. Und von der Bildqualitöt braucht man wohl kaum reden...
Wozu ein Radio im Handy? Mir reichen meine MP3s und selbst wenn das nicht der Fall wäre: Der 1GB MuVo von Creative Labs hat ein Radio integriert, mit dem ich sogar Musik aufnehmen kann.
Mein Handy hat Bluetooth. Das ist toll, denn damit kann ich die nutzlosen Bilder, die MP3s die ich nicht hören will und die tollen Wallpapers und Klingeltöne noch schneller vom Handy zum PC und umgekehrt übertragen.
Ich will mein A70 wieder...