Samstag, 20. Januar 2007

Auftritt: China.

Ende September 2006 war die Rede davon, dass China mit starken Lasern vom Boden aus Spionagesatelliten anderer Staaten blenden und so zumindest vorrübergehend außer Gefecht setzen wollen. Ein damals stattfindender Test sorgte für einige Unruhe im Pentagon, dessen Militärdoktrin denn auch hinsichtlich des Weltalls "ein wenig" angepasst wurde. Neulich zeigte China in dieser Sache allerdings mal, wo der Hammer tatsächlich hängt.

Mit einer Mittelstreckenrakete schoß China einen eigenen, ausgedienten Wettersatelliten in 850 Kilometern Höhe ab. Das war jedoch schon vor ein paar Wochen. Dieser Event verstörte das Pentagon und die US-Militärs so sehr, dass sie für mehrere Wochen kein sterbens Wort über den Vorfall verloren, bis nach und nach einige Details durchsickerten und die USA sich schließlich gezwungen sahen, mit der "ganzen" Geschichte herauszurücken.

Die USA reagierten ziemlich angefressen auf diesen erfolgreichen "Test" und schickten formell eine diplomatische Protestnote nach Beijing. Die USA meinen, dass der Raketeneinsatz das Verhältnis Chinas zum Westen gefährdet und eine potenzielle Gefahr für US-Satelliten darstellt. Tony Snow, Sprecher des Weißen Hauses, äußerte sich "besorgt".

Natürlich ist das Ganze eine Bedrohung für die US-Satelliten. Warum wohl sonst sollte China solch ein System bauen? Bestimmt nicht um die eigenen, ausgedienten Satelliten aus der Umlaufbahn zu Kegeln. Die Achillisferse der USA ist nämlich sehr wahrscheinlich ihr Satellitensystem, auf dem nicht nur die Kommunikation basiert, sondern auch die Aufklärung ("Spionage") und auch die Navigation (GPS). Man munkelt gar, dass es bewaffnete Satelliten geben soll, die vom Orbit aus Ziele auf der Erde bekämpfen können sollen, aber die Existenz solcher Maschinen wurde von den USA bislang immer vehement dementiert.

Die Chinesen wiederum sehen solche Satellitennetzwerke ganz deutlich als militärisches Ziel und sind der Meinung, dass man dieses ruhig angreifen dürfe, sofern die USA (oder ein anderer Staat) sich "feindlich" verhalten sollten. Entsprechend heißt es im Weißbuch Chinas:
"China betrachtet die Entwicklung der Raumfahrtindustrie als strategischen Weg, um seine Stärke in der Wirtschaft, Wissenschaft, Technologie und nationalen Verteidigung auszuweiten."
Man beachte hierbei, dass die Raumfahrt in China unter dem Komando des Militärs steht. Es ist deshalb wenig verwunderlich, dass die "friedliche Nutzung des Weltraums" nach Ansicht der chinesischen Führung der "nationalen Sicherheit" dient.

Nun stellt man sich die Frage, was die Amerikaner denn dagegen tun könnten, wenn die Chinesen auf den Trichter kommen sollten, den Amis die Vögel aus dem Himmel zu schießen. Die Antwort ist so einfach, wie kurz: Nichts. Se können zwar langfristig auf politischem und diplomatischem Wege eine Situation erzeugen, in der es für China sehr sehr unklug wäre, diesen Schritt zu gehen, aber gegen den Abschuß als solches können die USA rein gar nichts unternehmen.

Die Rakete braucht vom Start bis zum Ziel grob 20 bis 25 Minuten. In dieser Zeit schafft es kein Lenkflugkörper der USA diese Rakete einzuholen, geschweigedenn auszuschalten. Die bestehenden Satelliten dürften kaum über irgendwelche Abwehrsysteme verfügen, mit denen sich solche anfliegenden Raketen bekämpfen ließen. Außerdem reicht es vollkommen aus, wenn ein Metallblock mit ausreichend Geschwindigkeit mit dem Satelliten, der seinerseits mit ziemlich hoher Geschwindigkeit unterwegs ist, mehr oder weniger frontal kollidiert, um ihn schwer zu beschädigen oder sogar zu zerstören.

Natürlich wird die USA ähnliche Systeme zum Ausschalten "feindlicher" Satelliten haben, aber das steht gerade nicht zur Debatte - oder man sollte besser sagen: "noch nicht". Diese Entwicklung zeigt nämlich ganz deutlich, wohin die Reise gehen wird: Egal wie, es wird zu einer militärischen Nutzung des Weltraums kommen. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht in 10 Jahren, aber irgendwann wird es soweit sein, dass sich bewaffnete Einheiten im Weltall gegenüber"stehen".

Vielleicht sollten wir Menschen klug genug sein und schon jetzt langsam mal über internationale Verträge und Abkommen nachdenken, die dieser Entwicklung Rechnung tragen. Allerdings glaube ich, dass uns dazu die Weitsicht und der politische Wille fehlen.

Leider.

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