Donnerstag, 4. Mai 2006

Geiseln

Rene Braeunlich und Thomas NitzschkeDie beiden Ingenieure Rene B. und Thomas N. sind wieder zu Hause. Nach ziemlich langer Geiselhaft im Irak gelang es dem Krisenstab des Auswärtigen Amtes die beiden "irgendwie" zu befreien. Soweit bekannt ist, wurden die beiden "freigelassen", es gab wahrscheinlich keine filmreife Befreiungsaktion im Stile von "Proof of Life". "Interessant" ist allerdings, dass der Leiter des Krisenstabes steif und fest behauptet, die Bundesregierung hätte kein Lösegeld bezahlt. Da fragt man sich: "Wie sind die dann freigekommen?"

Haben singen, klatschen und im Kreis hüpfen plötzlich dazu geführt, dass die vielzitierte, im Irak florierende, Entführungsindustrie ihre Einnahmequelle "einfach so" laufen lässt? Das wären mal was Neues. Es ist zwar bekannt, dass rund 20% aller in der Gegend entführten Geiseln nicht überleben und es ist auch bekannt, das manche Geiseln jahrelang inhaftiert bleiben. Auch ist es ein offenes Geheimnis, das eine Art "Preisliste" für Geiseln existiert, in der der Wert einer Geisel nach Alter, Geschlecht, Herkunft, Abstammung und so weiter aufgeschlüsselt ist. Diese Preisliste existiert vielleicht nicht in der Form, in der z. B. der Otto-Katalog existiert. Aber das muss nichts heissen: Es gibt ja schließlich auch keine Hochglanzbroschüren darüber, wo die Toilette ist, oder wo man sein Essen macht. Manche Dinge sind eben "common knowledge". Aber das Geiseln "einfach so" freigelassen werden ("Weil schönes Wetter ist"), ist dann doch eher unüblich.

Es wird wohl kaum irgendjemand bezweifeln, dass den Entführern Geld gezahlt wurde. Zumal immer wieder betont wurde, dass es sich nicht um eine politisch ambitionierte Entführung handelte, sondern um eine mit kriminellem Hintergrund. Den Entführern ging es nicht um irgendein "höheres Ziel", wie z. B. den Abzug der ausländischen Truppen aus dem Irak oder "den Sieg des Islam". Es ging denen ausschließlich ums Geld. Solche Geiselnehmer sehen ihre Tat als "Geschäft". Das ist nichts Persönliches und hat nichts mit Idealen oder so zu tun. Diese Leute kalkulieren sehr genau. Wenn die ihre "Ware" verschenken, dann sind sie raus aus dem Geschäft. Werden sie das tun? Eher nicht.

Allerdings glaube ich dem Herrn Silberberg aufs Wort, dass die Bundesregierung den Entführern nicht einen Cent Lösegeld gezahlt hat. Das stimmt mit ziemlicher Sicherheit. Allerdings wird irgendjemand das Geld gezahlt haben. Vielleicht das Auswärtige Amt über das BKA an das DRK, das dann wieder an den Roten Halbmond und von da an eine Irakische Firma und dann an die Entführer? Oder vielleicht auch über andere indirekte Wege, wer weiß das schon so genau? Aber Geld ist geflossen, das ist sicher, nur stand da eben nicht "Bundesregierung" drauf.

Das ist den Entführern letztenendes auf völlig egal. Die interessiert nicht wo das Geld herkommt, sondern das das Geld kommt.

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