In den 1970er Jahren war es beinahe für jeden eine Pflichtveranstaltung. Ostern bedeutete die politische Wallfahrt. Menschenmassen bevölkerten die Straßen. Sternmärsche, Kreuzmärsche, Aufmärsche... Marschieren ohne zu marschieren. Den Glauben und eine politische Meinung verkünden - nicht zwangsläufig den eigenen oder die eigene, aber darum ging es nicht. Hauptsache "dagegen" sein.
Und heute? Die wenigen kläglichen Überreste politisch religiösen Gruppenzwangs finden weder bei den Menschen noch bei den Medien nennenswerten Anklang. 85 Mitläufer in Augsburg, 45 in Erlangen. Ein Schiff im Hamburger Hafen verursacht mehr Trubel als die Frage, ob die Bundeswehr Bomben auf Brandenburg abwerfen darf. Nicht auf ganz Brandenburg, nein, soweit ist es noch nicht, aber zumindest auf einem rund 14.000 Hektar großem Areal möchte es die Bundeswehr schon ganz gerne mal aus der Luft krachen lassen.
In der Kyritz-Ruppiner Heide bei Wittstock befindet sich ein Luft-Boden Schießplatz. Hier ballerten schon die NVA und die russische Armee was das Zeug hielt. Die Bundeswehr möchte hier gerne auch die Luftwaffe trainieren lassen. Und das passt einigen Leuten gar nicht. Sie tragen Spruchbänder mit dem Slogan "Kein Bombodrom" und protestieren gegen dieses Vorhaben.
Was wird passieren? Die Bundeswehr wird - ob nun im zunehmend menschenleeren Brandenburg oder auf Zypern, auf Sizilien, in Nevada oder an sonst irgendeinem Ort dieser Welt - ihre Luftwaffe trainieren. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Wäre halt nur etwas preiswerter, wenn man dazu nicht erst Mensch und Material um die halbe Welt schleppen müsste. Nicht nur schade um die Steuergelder, die das kostet. Wieviel Tonnen Treibstoff für diesen logistischen Wahnsinn wohl vertrödelt werden? Ist den Demonstrierenden das eigentlich klar?
Hinterher jedenfalls streitet man dann um die Teilnehmerzahl. Beobachter wollen gerade mal 1.000 Leute gesehen haben, das zentrale Ostermarschbüro in Frankfurt am Main erzählt was von 12.000 Teilnehmern. Inhalte? Bei Forderungen wie dem über der Berliner Veranstaltung stehenden Motto "Atomwaffen abschaffen - bei uns anfangen! Abrüstung statt Sozialabbau!" fragt man sich dann doch schon, seit wann Deutschland eigene Atombomben hat oder was "Sozialabbau" mit "Rüstung" zu tun hat (Belasten die in der Rüstungsindustrie beschäftigten Arbeitnehmer das "Soziale Netz"? Zahlen die Firmen keine Steuern?)
Wenigstens haben sich in Brandenburg noch genug Leute zum Demonstrieren gefunden. Seit Deutschland ausstirbt und im Osten ganze Landstriche entvölkert werden, ist das nicht unbedingt selbstverständlich.
(Quelle: N-TV)
Montag, 17. April 2006
1 Kommentar:
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Wieviel Tonnen Treibstoff für diesen logistischen Wahnsinn wohl vertrödelt werden? Ist den Demonstrierenden das eigentlich klar?
AntwortenLöschenJaja, hauptsache dagegen...
Wenn über und auf der Nordsee scharf geschossen wird interessierts auch keine Sau.