Dienstag, 16. Oktober 2007

Datenhandel

SpyHierzulande ist es für viele eine Frage von Leben und Tod, wie mit den privaten Informationen umgegangen wird. Besonders die Frage, wer welche Daten sammeln darf, ist bei uns recht hart umkämpft. In den USA sieht man das alles sehr viel entspannter und nicht wenige US-Amerikaner sind einigermaßen verblüfft darüber, mit welcher Verbissenheit wir unsere sogenannte "Privatsphäre" verteidigen.

Der zweitgrößte US-amerikanische Netzwerkbetreiber für Handys und Mobilfunk, Verizon Wireless, ein Ableger von Vodafone (Vodafone Group gehören 45% der Aktien), macht deutlich, wie sehr unsere Vorstellung von "Privatsphäre" und "Datenschutz" von der Vorstellung amerikanischer Unternehmen abweicht. Die Firma verschickte einen Brief an ihre Kunden, in dem die Firma darauf hinweist, dass sie alle Informationen darüber, wie oft wir welche Nummer wie lange angerufen haben an sogenannte "authorized companies" verkaufen wird, wenn der Kunde nicht innerhalb von 30 Tagen nach Erhalt des Schreibens widerspricht (Opt Out).

"Authorized companies"? Wird in dem Schreiben erklärt:
"Our affiliates, agents and parent companies (including Vodafone) and their subsidiaries."
Ich wüsste so aus dem Stand jetzt nicht, wer nicht mit dieser Beschreibung abgedeckt ist. Besonders "agents" kann wohl so ziemlich jeder sein, der direkt oder indirekt mit Vodafone/Verizon zusammenarbeitet. Noch nicht erschreckend genug? Kein Problem. Auf Seite 8 des Briefes verkündet die Firma voller Stolz:
"we may include our own or third-party advertising in the services you’ve purchased from us, and we may share information about you with affiliates, vendors and third parties to (...) deliver relevant advertising to you while using the services. We may collect and transmit information regarding your use of the services through applications or other software present on your device. If you do not want us to collect, transmit or use such information about you for the above purposes, you should not use the services; by using the services, you expressly authorize us to use your information for these purposes."
Mit anderen Worten: Wer Dienstleistungen oder Infrastruktur von Verizon Wireless benutzt, stimmt nicht nur zu, dass im Prinzip alle Daten nahezu beliebig weiterverkauft werden dürfen, sondern stimmt auch zu, sich auf sein Handy beliebige Werbung ballern zu lassen - und dafür auch noch zu bezahlen. Die Zustimmung dazu gibt man als Kunde schon durch die Benutzung der Geräte und Infrastruktur der Firma.

Bis hier kann man ja sagen: "Ok, aber was ist das Problem? Man kann ja sagen, dass man das nicht will" (Opt Out). Nun aber kommt der Haken. Der Brief, den Verizon verschickt hat, besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil ist die Information darüber, was Verizon mit den Daten vor hat und die Information, dass der Kunde dem Widersprechen kann. der zweite Teil des Briefes ist ein neuer Vertrag, dem man zustimmen muss, wenn der Kunde die Dienstleistungen der Firma nutzt, nachdem am bestehenden Vertrag irgendetwas geändert wurde. Der verpflichtend zu unterschreibende neue Vertrag erlaubt es Verizon Wireless offensichtlich, mit den Daten umzugehen, wie oben beschrieben...

Wo hab ich noch gleich meinen Handyvertrag hingelegt?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Bedingt durch die DSGVO müssen Kommentare zu Beiträgen der Tapirherde manuell freigeschaltet werden, um um der Veröffentlichung von Spam-, Hass- oder sonstiger unerwünschten Kommentaren vorbeugen zu können. Die Veröffentlichung eines Kommentars kann deshalb ein wenig dauern. Sorry dafür.
Wenn Sie Beiträge auf Tapireherde kommentieren, werden die von Ihnen eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. die IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Weitere Infos dazu finden Sie in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.