Donnerstag, 12. Juli 2007

Durchgefallen

CCTV ÜberwachungskamerasDas BKA hatte ein automatisches System im Feldversuch, dass automatisch die Aufnahmen von Überwachungskameras analysieren und vermisste oder gesuchte Personen identifizieren soll. Das Ergebnis ist laut dem BKA sehr ernüchternd. Zwischen 30% und 60% habe die Trefferquote gelegen. Das sei - so das BKA - für den polizeilichen Einsatz absolut unzureichend und das System deshalb für die Polizei gegenwärtig unbrauchbar.

Der Hersteller, ganz dem Verständnis aktueller Software- und Hardwarehersteller folgend, sieht das natürlich ganz anders:
Eine Trefferquote von 30 bis 60 Prozent sei doch besser als nichts. "Insofern bin ich ganz zufrieden mit dem System, das unserer Auffassung nach eine Hilfe für die Beamten sein soll. Eine 100-prozentige Trefferquote zu erwarten, ist vollkommen unrealistisch", so von Maltzahn. Er sei daher überrascht, dass das BKA die Technik nun als unbrauchbar darstelle.
Insofern sollte man sich wohl eher Sorgen darüber machen, wer solche System herstellt und erst in zweiter Linie darüber, wer sie einsetzt, wenn bereits 30% als "Erfolg" verstanden werden. Andererseits... im Marketing gilt alles als Erfolg, was nicht ein totales Desaster ist und selbst das lässt sich ja noch schön reden. Siehe Microsofts "Zune", Apple "Newton" und so weiter und so fort.

Sicher sind 30%-60% "richtiger" Zuordnungen schon mal besser als nichts, da hat der Hersteller durchaus Recht. Was mir aber Sorgen bereitet, ist die Quote der "falschen Erkennungen", der "false positives". Wie oft das System jemanden als "gesucht" identifiziert hat, der gar nicht gesucht wurde, gibt der Abschlußbericht des Feldversuches wieder und die Quote sieht nicht immer beruhigend aus. Wahrscheinlich war auch das ein Grund, warum das BKA die getesteten Systeme nicht empfehlen möchte.

Besonders bemerkenswert finde ich an dieser Sache zwei Aspekte. Erstens gibt der Hersteller selber zu, dass er bereits vor dem mehrere Monate dauernden Test die "Trefferquote" hätte beziffern können und diese sich mit den Erfahrungen des BKA deckt. Trotzdem hat das BKA auf eigene Erfahrungen mehr vertraut, als auf irgendwelche Aussagen des Herstellers.

Zweitens ist das BKA als quasi oberste Institution aller Kriminalpolizeien Deutschlands nun eher nicht dafür bekannt Arbeitsgeräte abzulehnen, die den Beamten "draußen auf dem Land" die Arbeit erleichtern. Eher im Gegenteil. Das BKA gehört aber auch unmittelbar zum Kreise derer, die von den umstrittenen Gesetzen des Herrn Schäuble profitieren. Trotzdem meint das BKA "so gehts nicht".

Beides zusammen zeigt doch ein Stück weit, dass entgegen vieler Paranoider Vermutungen eventuell doch ein paar Leute mit der inneren Sicherheit dieses Landes befasst sein könnten, denen es vielleicht um etwas mehr geht, als nur den reinen Kontrollwahn, den man ihnen gerne unterstellen möchte.

(Quelle: Spiegel)

1 Kommentar:

  1. nicht jeder denkt wie schäuble. ich bezweifel nicht mal dass auch schäuble nur das gute will.

    Mittelweg undso

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