Montag, 30. April 2007

Mal wieder Integration

PakistanMit dem Islam ist das ja so eine Sache. Einerseits nehmen wir ja gerne alle für uns in Anspruch, dass wir ungeheuer weltoffen und tolerant wären. Gerne berufen wir uns da auf unser Grundgesetz, in dem die Gleichberechtigung ganz weit vorne festgeschrieben ist. Andererseits reagieren wir auf kaum einen Begriff mit soviel Misstrauen, wie auf das Wort "Islam". Gerne wird uns deshalb vorgeworfen, dass wir in Wirklichkeit gar nicht so weltoffen sind, wie wir uns selber gerne sehen.

Darum gab es auch in Deutschland einen recht heftigen Streit, in dem es darum ging, wie wir die dem Islam angehörenden Gläubigen in unsere Gesellschaft integrieren, um so die Reibungen und Streitereien aus der Welt schaffen zu können. Es wurde eine heftig diskutierte "Islamkonferenz" ins Leben gerufen, die sich mit den Fragen rund um dieses Thema befassen soll. Damit diese Konferenz überhaupt stattfinden kann, gründeten vier große islamische Organisationen in Deutschland, der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD), die Türkisch-Islamische Union (Ditip), der Islamsrat und der Verband der islamischen Kulturzentren (VIKZ), den "Koordinierungsrat", der erstmals ermöglicht, dass die Moslems in Deutschland "mit einer Stimme" sprechen, die Bundesregierung somit auch einen konkreten Ansprechpartner hat.

Nun gibt es in Deutschland über den Daumen gepeilt drei Millionen Moslems. Die Gruppierungen, die sich zum "Koordinierungsrat" bekennen, vertreten jedoch zusammen nur knapp 10% dieser Bevölkerungsgruppe. Nicht ganz unberechtigt stellen sich Politiker die Frage, ob auf dieser Grundlage überhaupt für alle Moslems gesprochen werden könne und so entstehen nicht gerade geringe Vorbehalte.

Die vom Koordinierungsrat für die Konferenz ausgewählten Teilnehmer sorgen wiederum für Streit und Diskussionen. Der türkisch-stämmige Autor Feridun Zaimoglu ("Leyla") betonte, er würde seinen Stuhl bei der Konferenz "sehr gerne räumen" für eine junge Muslimin, die freiwillig und selbstbewusst ein Kopftuch trägt. Kopftuch? Freiwillig? War nicht gerade das Kopftuch das weithin sichtbare Symbol für die Unterdrückung der Frau in dieser Religion?

Jedenfalls sieht der Koordinierungsrat diese Fragen völlig entspannt. Nach Ansicht des Koordinierungsrates ist es gar kein Problem, dass eine Minderheitenvertretung "strenggläubiger Moscheegänger" (Ralf Stegner, SPD) für eine Mehrheit spricht, ebenso wenig, wie es ein Problem wäre, Sportunterricht für Jungs und Mädchen getrennt durchzuführen oder Frauen das Tragen von Kopftüchern vorzuschreiben - selbstverständlich auch in der Schule. Eben genau jene weltoffene und liberale Haltung, die dem Islam bei uns erhebliche Vorbehalte einbringt.

Natürlich stellen sich hier mehrere Fragen. Zum Beispiel die, wie denn auf einer solchen Grundlage überhaupt "Integration" machbar sein soll. Auch stellt sich immer mehr die Frage, ob die betroffenen Moslems überhaupt integriert werden wollen. Eine Frage, bei der ich mehr und mehr meine Zweifel habe, denn "die Moslems" fordern von "den anderen". Sie fordern. Aber was bieten sie an? Sie fordern integriert zu werden. Sie fordern als gleichberechtigte Religionsgemeinschaft anerkannt zu werden. Sie fordern alle möglichen (und unmöglichen) Rechte. Sie fordern den kompletten gesellschaftlichen Umbau bis hin zur Änderung unseres Grundgesetzes, damit sie es hier bei uns gemütlich und komfortabel haben, aber was bieten sie uns an?

PakistanIm Moment sieht es überwiegend so aus, dass die Moslems sich unserer Gesellschaft in erster Linie mit dem Anspruch eines neuen Eigentümers nähern. Sie fordern, sie verlangen und sie wollen erzwingen. Sie klagen über Unterdrückung und Ausgrenzung, verschanzen sich aber gleichzeitig hinter ihrer Sprache, bilden bewusst Gettos, versuchen immer wieder den "Staat im Staat" zu bilden (man erinnere sich nur an den Kalifen von Köln) und tun auch sonst eher nichts, um dem Menschen auf der Straße nahe zu kommen. Diejenigen Moslems, mit denen ich bisher Kontakt hatte, die bereit waren, über die unsere Gesellschaft bewegenden Themen überhaupt zu sprechen, entpuppten sich als erzkonservative Betonköpfe, deren geistiger Horizont bei der Frage nach der Gleichberechtigung von Mann und Frau ebenso abrupt beschnitten war, wie bei der Frage nach der Rolle der Kirche in der Politik.

Hier, gerade an dieser Stelle, sollte den zugewanderten Moslems erklärt werden, dass ein Umdenken nötig ist. Es ist toll, dass sich die "hohe Politik" mit dem Thema auseinandersetzt und unsere Bundeskanzlerin das Thema "Integration" zur Chefsache erklärt hat. Es ist toll, dass es auf höchster Ebene Gespräche gibt. Allerdings bringen die keinerlei gesellschaftliches Verständnis, solange nicht auch auf der anderen Seite die Bereitschaft vorhanden ist, die Sichtweise und die Lebensweise des anderen anzuerkennen, denn Integration ist kein einseitiger Prozess und schon gar kein unumkehrbarer.

1 Kommentar:

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