Man sollte ja meinen, dass Demonstrationen von denen gemacht werden, die ihre Meinung kund tun wollen. Egal für oder gegen was demonstriert wird, irgendwie geht man davon aus, dass die, die da rumrennen, irgendwie davon betroffen sind oder sich mit dem Thema oder der Aussage der Demo solidarisieren. Oder sowieso gerade zufällig auch in die selbe Richtung laufen wollten.
Wenn man also eine Demo gegen die Schließung eines Kleingartens sieht, erwartet man Kleingärtner, bei einer gegen Atomstrom erwartet man Ökos und so und bei einer gegen die Gesundheitsreform erwartet man Ärzte. Think again. Ärzte Demonstrieren nicht selber. Die lassen demonstrieren. Geld verdienen ist nämlich wichtiger, als sich auf einer Demo sehen zu lassen.
Kann nicht? Kann doch. Und ist auch so. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat letzten Donnerstag (14.12.) für eine Protestveranstaltung gegen die geplante Gesundheitsreform nicht etwa die eigenen Mitglieder, die Ärzte, auf die Straße geschickt, sondern diese lieber durch angemietete Hostessen "vertreten" lassen. Natürlich hat man "vergessen" das extra klarzustellen, aber schließlich war das ja auch keine "Demo", sondern nur eine "PR-Kampagne", so der Verband in einer Pressemitteilung.
Aha. Mit der sogenannten "Kittelaktion" wollte man nur symbolisch zeigen, dass bereits mehr als 12.000 deutsche Mediziner im Ausland leben und arbeiten, weil da die Arbeitsbedingungen bessere sind, so Verbands-Sprecher Roland Stahl. Außerdem sei sowas "total normal". Es ist normal jemanden dafür anzumieten, seine Meinung kund zu tun? Vor diesem Hintergrund bekommt der Titel der Kampagne eine völlig neue Dimension. Der lautet nämlich: "Geiz macht krank".
Der Politikverdrossenheit gibt dieser Vorgang jedenfalls eine völlig neue Dimension. Heute demonstriert man nicht selber, man lässt demonstrieren. Wenn man es sich denn leisten kann. Ansonsten lässt man sich eben anmieten, um anderer Leute interessen zu "vertreten". Ob man nun Politiker im Plenum dafür bezahlt, dass sie stellvertretend die eigenen Interessen kundtun oder eben jemanden auf der Straße, macht doch keinen Unterschied. Und warum eigene Meinung ahben? Oder gar zur eigenen Meinung stehen?
Schön oportunistisch alle Optionen offen halten: "Was Demo? ICH? Nein, also da war ich ja nicht dabei. Aber selbstverständlich habe ich die Interessen unseres Berufsstandes verteidigt!" - nur eben nicht selber.
Feige Bande!
(Quelle: Netzeitung)
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