Dienstag, 1. August 2006

Widerstand gegen die Weltmacht

Ahmadinedschad und ChavesDie USA sehen sich bekanntermaßen selber gerne als "unangreifbar" und als "großer Macher". Wie schnell sich aber die selbsternannte Vorbilddemokratie und Weltpolizei in der Defensive wiederfinden kann, ist nicht nur am Krieg zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon deutlich zu sehen: Von uneingeschränkter Unterstützung und Rückendeckung Israels zu hektischer Herumlaboriererei innerhalb weniger Tage. Auch der schwelende Konflikt mit dem Iran um dessen Atomprogramm und die damit befürchteten Bomben zeigt deutlich die Grenzen der USA und ihrem Anspruch auf die Weltherrschaft.

Aber nicht nur im Nahen Osten, auch an anderen Orten der Welt haben die USA plötzlich ernste Probleme. Erst neulich hat Venezuelas Präsident Hugo Chavez einigermaßen rigoros dafür gesorgt, dass die Ölindustrie des größten Erdölexporteurs Südamerikas fest in staatlicher Hand bleiben. Die Gasförderung wurde komplett verstaatlicht. Zu allem Überfluß stieg Venezuela dann auch noch aus dem für die USA prestigeträchtigen Freihandelsverband, der Andengemeinschaft, aus und trat als Vollmitglied in die konkurrierende Organisation "Mercosur" ein.

Dennoch: Für die USA ist Venezuela insgesamt wichtigster Öllieferant und wohl auch deshalb investieren die USA nicht eben wenig Geld in die Bekämpfung der Drogenmafia in diesem Staat. Trotz massiver Investitionen und anderer Bemühungen sind die USA hier jedoch nicht gerade "beliebt". Chavez besucht zur Zeit den Iran, was besonders in den USA für einigen Argwohn sorgte.

Das der nicht unberechtigt war, zeigte der vor ein paar Tagen medienwirksam erfolgte Schulterschluß der beiden Staaten. Einhellig verkündeten die Präsidenten Chavez und Ahmadinedschad die Verbrüderung ihrer Staaten - was den meisten westlichen Medien noch gerade eine Randnotiz wert war. Dieser Verbrüderung folgte eine weitere, für die USA sehr viel bedeutsamere Erklärung, die am Wochenende über die staatliche iranische Nachrichtenagentur Irna verkündet wurde:
"Unsere Politik ist klar: Wenn Amerika eine feindliche Politik gegen uns pflegen will, werden wir unsere Öl-Ausfuhren in das Land stoppen"
Venezuelas Öl-Minister Rafael Ramirez
Sicher kann man jetzt denken "Ach, und wenn schon?", nur steht der Iran auf Platz vier und Venezuela auf Platz fünf der weltweit größten Erdölexporteure. Zusammen haben diese beiden Staaten einigen Einfluß in der OPEC und können direkt und indirekt ziemlich viel Druck auf die USA ausüben.

Verblüffend ist allerdings weniger diese Alianz, sondern die Behandlung derselben in den westlichen Medien: Dort wird sie nämlich überwiegend verschwiegen, obwohl sie auch auf andere Länder und deren internationale Politik einigen Einfluß haben kann.

Oder sind amerikanische Truppen bereits auf dem Weg nach Venezuela?

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