Freitag, 26. Februar 2010

Nicht nur eine Frage der Intelligenz

Kennt Ihr das Gefühl sich mit jemandem zu unterhalten, mit ihm zu diskutieren und sich dabei insgeheim zu fragen: "Sag mal, ist der so blöde oder will der nicht begreifen?" Zwei Studien, die mir in den letzten Tagen in die Hände fielen, beantworten diese Frage auf bemerkenswerte Weise.

Die erste Studie befasst sich mit der Untersuchung, welche Faktoren auf die Einschätzung eines Themas, über das man wenig weiß, Einfluss darauf haben, ob bei diesem Thema eher die Risiken oder die Vorteile gesehen werden. Die Untersuchenden nahmen mit voller Absicht das Thema Nanotechnologie, denn nur wenige wissen wirklich mehr als nur oberflächliche Details über dieses Thema. Die Untersuchenden präsentierten den Probanden, die wenig bis gar nichts über das Thema wussten, dieselben Fakten und ließen sie einschätzen, wie sie aufgrund dieser Fakten das Thema einschätzen.

Das Ergebnis war verblüffend: Nicht etwa die Fakten als solche waren für die Antwort maßgeblich, denn dann hätten die Antworten einem gleichmäßigen Muster folgen müssen. Das taten sie aber nicht. Stattdessen konnte nachgewiesen werden, dass die Risikobewertung durch die kulturelle Prägung polarisiert wurde und die Fakten deutlich überlagerte:
"(...) members of public who hold relatively egalitarian and communitarian worldviews will perceive (...) risks to be greater, and (...) benefits smaller, than will persons who hold relatively hierarchal and individualistic worldviews."
Kommunitarismus bezeichnet eine kapitalismus- bzw. liberalismuskritische Strömung in der Kulturphilosophie, wobei hier Liberalismus als philosophische, ökonomische und politische Ideologie individueller Freiheit im Sinne einer normativen Grundlage der Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung gemeint ist. Der Egalitarirismus bezeichnet eine sozialpolitische Sichtweise, die Widersprüche einer Gesellschaft durch Gleichheit aufzulösen versucht. Beim Individualismus steht der Einzelne, das Individuum im Mittelpunkt und eine hierarchische Weltanschauung basiert auf einem System, in dem die einzelnen Elemente einander über- bzw. untergeordnet sind.

Mit anderen Worten: Die kultur- und sozialphilosophische Sichtweise eines Einzelnen ermöglicht Rückschlüsse darauf, ob der- oder diejenige eher Nachteile oder Vorteile eines ihm neuen Themengebietes wahrnimmt. Umgekehrt lässt sich aus der Haltung gegenüber einem vergleichsweise neuen Themengebiet unmittelbar diese kultur- und sozialphilosophische Sichtweise ableiten.

Eine US-amerikanische Studie belegt, dass die politische Einstellung unmittelbar mit dem Intelligenzquotienten zusammenhängt. Eine Langzeitstudie mit 15.000 Teilnehmern konnte zeigen, dass diejenige Gruppe, die sich selber als "sehr konservativ" einschätzte, im Durchschnitt einen um IQ von 95 aufwies und damit 5 Punkte unterhalb des Durchschnitts der Gesamtheit ihrer Altersgruppe lag. Hingegen lag der durchschnittliche IQ derjenigen Gruppe, die sich als "progressiv" betrachtet, bei 106 Punkten, also 6 Punkte über dem Durchschnitt der Altersgruppe. Konservative Sichtweisen und progressive Sichtweisen spiegeln sich unter anderem auch in der Religiosität wieder. Unter den Probanden hatte diejenige Gruppe, die sich selbst als "überhaupt nicht religiös" betrachtete, im Durchschnitt einen IQ von 103, wohingegen die Gruppe, die sich selbst als "sehr religiös" einschätzte, im Durchschnitt 97 Punkte erreichte.

Parallel dazu zeigt eine von der zuvor genannten Untersuchung unabhängige Langzeitstudie aus England, dass unter deren Probanden die intelligenteren eher dazu neigen, Grüne oder Liberaldemokraten zu wählen als Konservative oder die Labour Party. Nach Ansicht von Psychologen passt das zu den Beobachtungen außerhalb der Studie. Intelligenz erlaubt es den Menschen, sich anders zu verhalten, als es die Evolution in ihnen angelegt hat. Eine höhere Geistesleistung gibt ihnen die Freiheit, neue Wege im sozialen Zusammenleben zu suchen. Sie können wegen ihrer Intelligenz eher Ressourcen für Menschen aufwenden, die nicht mit ihnen verwandt sind, und sind eher für staatliche Wohlfahrt, die höhere Steuern erfordert.
"Um progressiv zu sein, brauchen Menschen kognitive Leistungsfähigkeit. Wer immer im Bekannten bleibt, muss nicht viel überlegen."

Detlef Rost, Intelligenz-Forscher an der Universität Marburg
Bemerkenswert an der britischen Studie waren die Ergebnisse hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen IQ und gewählter Partei. Die Gruppe der Wähler der in England sehr progressiven, fortschrittsorientierten Partei der Grünen hatte als Kind im Durchschnitt einen IQ von 108, die der Konservativen im Durchschnitt einen IQ von 104 und die Gruppe der Wähler der Labourpartei im Durchschnitt einen IQ von 103. Die Gruppe der Nichtwähler und Wähler rechtsextremer Parteien lagen jeweils im Durchschnitt unter 100.

Mir zumindest werden gerade eine Menge Dinge klar...

2 Kommentare:

  1. getreu dem Motto "was der Bauer nicht kennt"

    dazu fällt mir was ein.
    http://www.youtube.com/watch?v=GgIw7UeViBM#t=1m54s

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  2. Intelligenz und Evolution

    Wenn man dazu bedenkt, dass die Klimax der menschlichen Intelligenz in der Physik und der ihr assistierenden Mathematik (string-theory) zu sehen ist, dann kann man zusammenfassen, dass die Klimax der größten historischen Zusammenballung von krimineller und mörderischere Energie {e=mc2 ;-)} mit der der menschlichen Intelligenz allgemein konvergiert. Der hypertrophierte Predator gilt als Inbegriff der Art.

    Der Umstand, dass die gänzlich uninterpretierten Ergebnisse dieser Art von 'Studien', die im Interesse an der 'politischen Einstellung' auslaufen, also dem Wahlverhalten, dieses Ergebnis haben, kann z. B. auch daran liegen, dass keine Intelligenz mehr in Geistes- (mit Ausnahme der Mathematik) und sozialwissenschaftliche bzw. im genauen Sinn in die Wissenschaften investiert wird, die sich mit dem Menschen (nicht: dem Tier Homo sapiens, meinetwegen auch Tapire), dem Problem der Vergesellschaftung und des Lebens jenseits dem Interesse an der absoluten Verfügung darüber für technischen Zwecke befassen könnten. Denn hier gibt es ein Berufsverbot, und eine allgemeine Warnung, dass man damit nichts werden kann, weshalb die Klugheit,die 'Intelligenz' gebietet, dass man sich das Futter anderswo suchen geht. Dumm ist also, wer das 'nicht lernt'.

    Von der Untauglichkleit des politischen Jargons, auf den alles hinausläuft, für die Erfassung des Problems der Wirklichkeitskonstitution, in der die politische Sprache die Funktion eines blinden Agierens erfüllt, ist dabei nicht einmal die Rede, so wenig wie von den Unsäglichkeiten und Scheinselbstverständlichzkeiten des 'gesunden Menschenverstands' von 'Wissenschaftlern', die sich selbst garnicht verstehen, sondern einfach nur Köter sind, Kettenhunde, die nur 'His/her Masters Voice* hören, und die brav die ihnen von der Politik suggereirten Auftragsarbeiten ganz selbsttändig erdenken und ohne zensiert zu werden, denn das ist durch ihre 'Qaulifizierung' längst erledigt und man kann sie ohne Leine laufen lassen.

    Im Übrigen gilt: Wer zu einem Intelligenztest geht (oder abkommandiert wird) ist ohnehin schon der Dumme. Die Intelligenz ist immer die dessen, der testet oder testen lässt, nämlich Nutztiere auf ihre Verwendbarkeit für heteronome Zwecke. Das wäre also eine Unberwerfung,die dem Test schon vorweggeht. Und die die dann die besseren Werte bescheinigt erhalten (ein Fremdurteil, Inbegriff der Unterwerfung unter die Heteronomie) dürfen sich für 'intelligenter' halten.

    'Intelligent' wäre nicht, was der Inteligenztest misst, sondern, den Sinn des Intelligenztests zu begreifen, seine Herkunft und Geschichte, statt sich ihm blöd zu unterwerfen (mäh).

    Dann wären wir aber in einer anderen Wissenschaft, jedenfalls in einer anderen Wissensform. Denn es gibt ja gar keine Wissenschaft vom Menschen, sondern nur von der Nutztiergattung Homo sapiens. Die allledings genübgt den Feststellungen Darwins. In jeder anderen Hinsicht weisen die nicht notierten Paradigmawechsel eher rückwärts, ins Reich unterhalg der Dasaeinsform der 'Tiere'.

    Dass ist nicht lache...

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