Dienstag, 30. September 2008

Nur mal vorbeischauen

TU-160 BlackjackAls vor noch gar nicht allzulanger Zeit zwei TU-160 "Blackjack" von Russland nach Venezuela flogen, haben das viele als übertriebene Geste angesehen. Als bedeutungslose Demonstration militärischer Größe vergangener Tage seitens der Russen. Wenige haben verstanden, dass diese erfolgreiche Mission für das US-Militär durchaus sehr viel mehr war, als eine Erinnerung an vergangene Tage, sondern vielmehr der Hinweis darauf, dass man im eigenen Land einige schwerwiegende militärische Defizite vorweisen kann: Es fehlt an Luftabwehr.

Damit aber nicht genug. Heute flog eine TU-160 in aller Seelenruhe über die Nordsee, tat, was Langstreckenbomber dort numal so tun und tauchte dann irgendwann auf dem Rückflug auf britischem Radar auf. 32 Kilometer vor der Ostküste, auf Höhe von Hull sah man den Flieger von hinten, als er sich von wieder von der Küste entfernte. Mit anderen Worten: Man sah ihn wegfliegen, aber sein Kommen hatte niemand bemerkt. Niemand - mit Ausnahme der Russen - weiß ganz genau, wie nah der Flieger an England herangekommen war.

Für das Militär eine nicht eben angenehme Erkenntnis, die entsprechend kommentiert wurde:
"The Russians made us look helpless. The Blackjack could have got even closer. It was a disaster — it basically gave the Russians the green light to fly wherever they want."
Warum? Nun, die TU-160 schafft (offiziell) "nur" zwischen etwas mehr als 1.000 km/h in Bodennähe und 2.200 km/h unter idealen Bedingungen. 32 Kilometer bei 1.000 km/h sind weniger als 2 Minuten. Die Marschflugkörper, die dieser Bomber im Ernstfall trägt, schaffen nach Angaben aus Militärkreisen gut und gern 1.000 km/h bei einer Reichweite von mehr als 3.200 km und einer Flughöhe von 10-100 Metern über Grund...

Die Nato dürfte sich angesichts dieses Vorfalles und der Implikationen, die sich aus anderen Vorfällen, Entwicklungen und Verlautbarungen ergeben durchaus fragen, ob das mit der eigenen Strategie und dem Abbau nationaler Verteidigungskräfte wirklich eine so gute Idee ist. Besonders dann, wenn man sich als Nato öffentlich mit dem Gedanken trägt, sich im Bedarfsfall mit Russland anlegen zu wollen (Stichwort "Georgien in die Nato").

(Quelle: Times)

2 Kommentare:

  1. Mir war ja bekannt, dass international (lies: vor allem in der EU) teilweise extrem Abgerüstet wird. Weniger Waffen, weniger ABC-Sprengköpfe. Hat ja sein gutes. Aber dass auch die Überwachung eigener Hoheitsgebiete dermaßen zurückgeschraubt wird/wurde macht mich etwas nachdenklich, wenn nicht panisch.
    Im Endeffekt bedeutet dieser Vorfall, dass Russische LANGSTRECKENBOMBER!!! ohne jegliche Stealth-Technologie, die noch dazu verdammt alt sind, einfach mal so in London aufkreuzen können. Die Folgen wären denkbar erschreckend.

    Sowas kann man bei einem kleinen Jäger, der Stealth-getarnt ist, eventuell noch verstehen (so ineffektiv ist diese Technologie ja dann auch nicht), aber sowas?

    Zumal die im Artikel genannte Blackjack ja wohl mal eben über die Nordsee (mit mehr als genug technologisch gut ausgerüsteten Anrainern) bis zu den britischen Inseln geschippert ist und keiner hats gemerkt bzw. verraten.

    Autsch...

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  2. Wie gerne würde ich diesen Atrikel meinem alten Reli-Lehrer um die ohren schlagen, der täglich propagiert hat:
    Russland ist Pleite, wir haben nichts zu befürchten, wir sollten abrüsten und nicht noch zusätliches Geld in den Eurofigher stecken.
    Scheinbar hatte die Regierung zu langen solchen Pazifisten zugehört
    hehe

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