Freitag, 22. August 2008

Kann der Westen das?

Nato FragezeichenEs ist immer gut, wenn man andere in ihre Schranken verweist, aber kann die Nato, können deren Mitglieder, tatsächlich mit den Problemen schritthalten, die sie da gerade lostreten? Aus wem besteht die Nato eigentlich? Aus den USA und Europa. Europa sind in erster Linie Frankreich, Großbritanien und wir, Deutschland. Deutschlands aktive Beteiligung an der Nato ist innenpolitisch desaströs umstritten. Die Notwendigkeit militärischen Eingreifens offen zuzugeben steht in Deutschland ungefähr auf einer Stufe mit dem Angebot von Robbenbabyfilets aus eigener Schlachtung.

In England ist man da zwar entschlossener, aber auch hier hat man Probleme. Dem Militär fehlt der geeignete Nachwuchs. So brisant ist dort die Lage, dass die Briten in Afghanistan Marinepersonal einsetzen müssen, um wenigstens noch die Versorgungslaster bewegt zu bekommen. In Frankreich sieht es zwar nicht ganz so schlimm aus, aber auch hier glaubt man inzwischen eher, dass sich Probleme am besten dadurch lösen lassen, dass man sie ignoriert und deshalb wäre es besser, wenn man die Soldaten da lässt, wo sie hin gehören: Im Heimatland.

Nach dem ohne jeden Zweifel äußerst tragischen Verlust von 10 französischen Fallschirmjägern - man munkelt freindly fire durch Nato Flieger - musste der französische Präsident eilends nach Afghanistan reisen, um von dort aus die Grande Nation bei der Stange zu halten und die weitere Entsendung von Soldaten zu rechtfertigen. 10 Soldaten fallen und schon kommt der Präsident. Ohne die Toten herabwürdigen zu wollen, aber gemessen daran könnte der US-Präsident sein Oval Office gleich in Kabul einrichten.

Der Rest? Fähige Männer und Frauen, keine Frage. Aber Deutschland, Frankreich und England sind nun mal "Die Großen Drei" in Europa. Nach diesen drei Ländern kommt hier lange Zeit nichts, dann kommen die Passbilder dieser Länder und dann irgendwann die Sintflut. Aber davon mal ganz ab: Ist sich der Westen auch nur im Ansatz darüber einig, was "der Westen" eigentlich will? Die Nato besteht - lässt man die USA und Kanada mal kurz raus - im Prinzip aus der EU. Das ist aber genau jener Verein, der es in jahrelanger Kleinarbeit nicht gebacken bekommt, sich selber eine eigene offizielle Vereinssatzung zu stricken, sondern es vorzieht, sich zwei mal in Folge vor der versammelten Weltöffentlichkeit in dieser Sache bis auf die Knochen zu blamieren.

Nimmt man die USA jetzt wieder mit ins Bild, wird es ja nun auch nicht gerade besser. Die internationale Vorreiterrolle haben die USA verloren. Zwar ist noch nicht so ganz klar, wer der neue Trendsetter ist, aber die USA sind es jedenfalls nicht mehr. Zu allem Überfluss steht dort auch noch die Wahl des Präsidenten bevor und der amtierende Präsident ist deshalb jetzt noch weniger handlungskompetent als vorher. Es darf in jedem Fall bezweifelt werden, dass sich die USA nach dieser Wahl, egal wie die ausgeht, mehr um die Sorgen Europas kümmern werden. Viel mehr wird man sich dort um die eigenen Probleme kümmern müssen.

Und dieser Club, der es nicht gebacken bekommt, untereinander selbst kleinste Probleme effizient zu lösen, will jetzt ausgerechnet anderen unter Androhung militärischer Gewalt erklären, was die zu tun und zu lassen haben? Echt jetzt?

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