Montag, 3. März 2008

Konsequenzen

ZigaretteViele wissen, dass Rauchen eher als ungesund und mit vielen Gesundheitsrisiken behaftet anzusehen ist. Darüber gibt es zwar hin und wieder Debatten, denn nicht jeder glaubt daran, dass ausgerechnet das Rauchen die Gesundheitsschäden verursachen soll, aber das ist eine kleine Minderheit. Was allerdings bislang niemand wusste, sind die anderen Risiken, die speziell Raucher eingehen. Genau die hat Dr. Read Montague vom Human Neuroimaging Lab am Baylor College of Medicine untersucht.

Zusammen mit seinem Team fand er durch Verhaltensexperimente heraus, das Raucher Konsequenzen alternativer Handlungen unberücksichtigt lassen. Mit anderen Worten: Raucher wissen zwar genau wie Nichtraucher, dass es andere Entscheidungen gibt, blenden aber die Ergebnisse dieser anderen Entscheidungen komplett aus. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Unfähigkeit der Raucher Alternativen zu berücksichtigen für viele Suchterkrankungen charakteristisch ist.

Untersucht wurden 31 Raucher und Nichtraucher. Sie sollten 100 Dollar in Aktien anlegen. Nachdem die 100 Dollar angelegt waren, wurden die Kursentwicklungen angezeigt und auch erzielte und entgangene Gewinne. Danach wurde von den Probanden erneut Geld in Aktien angelegt. Diese Durchläufe wurden viele Male wiederholt und die Ergebnisse statistisch ausgewertet. Dabei wurde festgestellt, dass Nichtraucher die Differenz aus realem Gewinn und theoretischem, aber nicht erreichtem, Gewinnmaximum in ihrer Anlagestrategie berücksichtigten. Die Raucher taten dies nicht.

Die Probanden wurden mit funktionalen Magnetresonanztomographen untersucht und es zeigte sich, das Raucher und Nichtraucher während des Anlagespiels Informationen zu Handlungsalternativen und deren Konsequenzen haben. In den weiteren Entscheidungsprozessen ignorieren Raucher diese Alternativen jedoch komplett. Dieser Verdrängungsmechanismus trägt sehr wahrscheinlich mit dazu bei, dass Raucher oder generell alle Suchtkranken ihrer Droge "treu" bleiben und es erklärt auch, warum speziell das Aufgeben des Rauchens in erster Linie eine Kopfsache ist.

(Quelle: Nature)

9 Kommentare:

  1. Genau das beobachte ich bei der Arbeit ständig...

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  2. Leider bleibt die eigentliche Frage: Wer hat das Spiel "gewonnen" unbeantwortet. Es muss ja letztendlich nicht falsch sein Alternativen unbeachtet zu lassen, ganz nach dem Motto: Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach. Allerdings finde ich den Ansatz der Studie genial, dass muss weiter untersucht werden! Wenn Raucher die Konsequenzen ihrer Handlungen nicht beachten, bzw. "ausblenden", sind sie dann "Risikofreudiger"?

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  3. ist man risikofreudig, wenn man nicht in der lage ist alternativen wahrzunehmen? entgehen einem da nich grad die besten risiken? und wie passiv ist denn das bitte?
    aber mir solls recht sein, denn dann bleiben die "guten" risiken für die nichtraucher! *höhö*

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  4. Ich streiche einfach mal die letzten beiden Kommentare raus. Auch meine Geduld hat Grenzen.

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  5. @adger: Zensur! (Waren die so heftig?)
    @annika: Wenn ich das alles richtig gelesen habe, stand da aber nicht, das Raucher die Alternativen nicht wahrnehmen, sondern dass sie diese ignorieren und verdrängen. Es ist ja schon ein Unterschied, ob ich die Taube auf dem Dach wahrnehme, aber ignoriere, oder aber - wie Du schreibst - nicht in der Lage bin, diese Alternative "zu sehen". Passiv ist das auch nur bedingt, je nachdem aus welcher Perspektive man das betrachtet. Ist der Spatz und die Taube erst mal weg, würde ich auch nicht mehr von "guten Risiken" sprechen... (was soll das denn sein?). Allerdings ist diesen Verhalten eher defensiv und auch hier stelle ich mir die Frage, ob das falsch sein muss, schließlich zählt doch letztendlich das Ergebnis, oder? Ich vermute allerdings auch stark, dass dieser Test Geschlechter abhängig ist. Frauen kaufen anders Aktien, als Männer (stelle ich jetzt einfach mal so in den Raum). Gibt es denn irgendwo zu dem Test noch Hintergrund Informationen?

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  6. Ich rauch trotzdem weiter! :)

    Außerdem gibts nen Artikel, den ich mal gelesen habe, dass Raucher eigentlich Geld von den Krankenkassen zurück bekommen müsste, weil sie früher sterben als Nichtraucher, aber meistens nicht an irgendwelchen kostspieligen Krankheiten - auf jeden Fall nicht häufiger als Nichtraucher. Diese Sichtweise fand ich persönlich doch sehr interessant.

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  7. Witziger Ansatz. Von "Stur" bis "Ignorant" kann man da alles rauslesen... nein, könnte man, wenn es eine ernst zunehmende Studie wäre... Aber das würde einen brauchbaren Schnitt von Probanden voraussetzen, keine 15 1/2 Raucher und Nichtraucher, denn bei so kleinen Gruppen werden individuelle Eigenheiten der Probanden das Gesamtresultat definitiv verschieben.

    Was nicht beschönigen soll, daß Rauchen gefährlich und Gesundheitsschädlich ist. Das darf keiner vergessen, der - wie ich - raucht.

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  8. Wie im Text schon steht: Mehr bei Nature http://tinyurl.com/2qh97q

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  9. US$225 one year ... man muss sich registrieren...

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