Montag, 3. März 2008

Deutschland in der Nato?

Flagge Deutschland Flagge Nato FragezeichenWas schon länger unterschwellig mitschwingt, wird jetzt offen gefragt: Was will Deutschland eigentlich in der Nato? Sich beteiligen jedenfalls nicht, das zeigt nicht nur die endlose Debatte im Inland über Einsätze im Ausland, sondern auch die tatsächlich zu beobachtende Einsatzbereitschaft und die "Erfolge" im Ausland, besonders in Afghanistan. Darum werfen hochrangige Politiker und Wissenschaftler aus Kanada Deutschland vor, seine Nato-Alliierten in Afghanistan im Stich zu lassen. Sie sehen im Verhalten Deutschlands eine Ursache für ernste und dauerhafte Schäden im Bündnis und für die transatlantischen Beziehungen.

Dr. David G. Haglund, Nato-Experte und Politologe, sagte am vergangenen Wochenende bei einer deutsch-kanadischen Sicherheitskonferenz an der Universität von Toronto:
"Kanada hat die Erwartung aufgegeben, dass die Deutschen ihm zu Hilfe kommen – wenn auch voller Reue"
Speziell auf die Zeiten des Kalten Krieges wird Bezug genommen. In jener Zeit habe Deutschland dankbar jede Hilfe angenommen, alle Vorteile gerne genutzt, die die Bündnispartner sichergestellt haben. Aber jetzt, nachdem diese Bedrohung beseitigt ist, weigert sich Deutschland seinen Teil zu leisten und den anderen Natopartnern zur Seite zu stehen. Der Einsatz Deutschlands im ohnehin als eher unproblematisch eingestuften Norden Afghanistans wird selbst von Vertretern der Bundeswehr unumwunden als "wenig erfolgreich" beschrieben. Das selbstgesteckte Ziel des Aufbaus einer Polizei ist nicht einmal im Ansatz erreicht.
"Die Deutschen müssen sich fragen: Was wollen sie dann eigentlich noch in der Nato? Was hat ein Land, das militärische Einsätze hasst, in einer militärischen Allianz zu suchen?"
Die Frage ist nicht unberechtigt. Viele Deutsche sind der Meinung, dass es keine militärische Bedrohung für Deutschland gibt, weder abstrakt noch konkret und dass diese Bedrohungen sich auch nicht entwickeln können. Erinnert sei da nur an die ewige Debatte der Wehrpflicht und auch die Frage nach Sinn und Zweck der Bundeswehr. Mich wundert, dass diese Diskussion nicht schon früher und nicht von Seiten derjenigen Deutschen auf breiter Front losgetreten wurde, die sich mit aller Macht gegen einen Einsatz im Ausland wehren. Die Nato ist schließlich ein Militärbündnis, dass auf den Einsatz im Ausland ausgerichtet ist.

Der Schutz durch die anderen Staaten ist so sehr verinnerlicht, dass er eine Selbstverständlichkeit in den Köpfen wurde. Deutschland ist in der Nato und fertig. Verstanden wird dieses Bündnis als Schutzbündnis, jedoch eher als Bündnis, das in erster Linie Deutschland schützen soll, denn bis zum Fall der Mauer war das wahrscheinliche Einsatzgebiet der Nato wohl eher Deutschland oder die DDR. Seit dieses Szenario weggefallen ist, ist auch für Deutschland als Mitglied der Nato der Einsatzraum nicht mehr nur auf Deutschland fokussiert.

Es hat sich noch nicht herumgesprochen, dass die Nato nicht nur aus Deutschland besteht. So scheint es zumindest. Beim Einsatz in Jugoslawien, spätestens jedoch im Kongo hätte das jedem bewußt werden müssen. Stattdessen hieß es von den Gegnern der Einsätze nur, dass keine Bundeswehr im Ausland eingesetzt werden dürfe. Warum diese Zurückhaltung? Angst davor, dass sich Deutschland plötzlich um alles selber kümmern muss?

(Quelle: Tagesspiegel)

1 Kommentar:

  1. Es soll ja Leute geben die nicht von 12 bis Mittag planen/denken können.

    Nur schade das solche hier regieren bzw. für solche Menschen in Deutschland regiert wird

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