Samstag, 15. März 2008

Heiliger Tag der Gewerkschaft

BaeckereiIch finde es hervorragend, dass ich direkt vor der Tür ein Geschäft habe, bei dem ich außer Sonntags von 8 bis 22 Uhr einkaufen kann. Ich nutze das häufig und der Geschäftsführer hat im privaten Gespräch über den Ladentresen bestätigt, dass sich die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten sehr positiv ausgewirkt habe. Ich habe auch mit einigen Verkäuferinnen und Verkäufern darüber gesprochen.

Die finden es zwar nicht so toll, dass sie manchmal Spätschicht haben, die dann eben bis 22:00 Uhr läuft, aber dafür haben sie an anderen Tagen Frei oder eben deutlich kürzere Schichten und sie bekommen ab 20 Uhr eine Zulage. Auch hat dieser Laden einige neue Mitarbeiter eingestellt. Insgesamt beschwert sich niemand ernsthaft, sieht man mal von der völlig normalen Nörgelei im Berufsleben ab, denn "irgendwas ist ja immer".

Aber jetzt kommt Verdi. Als Rächer der Witwen, Waisen und Mitarbeiter des Einzelhandels prescht diese Gewerkschaft vor und schlägt Randale. Die Gewerkschaft will das in Niedersachsen geltende Ladenschlussgesetz endlich kippen, schließlich ist das ein Werk des Teufels. Und genau mit dem Argument zieht diese Gewerkschaft vor das Bundesverfassungsgericht. Weil das niedersächsische Ladenschlussgesetz so viele Ausnahmen zulasse, werde das Verkaufsverbot am Sonntag zur Farce.

Wir erinnern uns? Der Sonntag gilt als arbeitsfreier Tag und das hier in Europa insbesondere wegen der Kirche, die den Sonntag als heilig einstuft und deswegen auch schon ganz andere Stunts gerissen hat. Für Verdi ist es ein Unding, dass sich immer mehr Kommunen vom Land Niedersachsen als Ausflugsort einstufen lassen und so die Sonntagsregelung umgehen. Dadurch ist das Shoppen am Sonntag inzwischen in vielen Orten erlaubt.

Ich hätte verstanden, wenn Verdi verlangt hätte, dass allen Arbeitnehmern ein arbeitsfreier Tag pro Woche gesetzlich garantiert wird. Ich hätte auch verstanden, wenn Verdi verlangte, dass der Gesetzgeber wegen "unmenschliche Bedingungen" im Einzelhandel einschreitet. Ich verstehe aber nicht, was Verdi sich mit diesem Stunt erhofft. Begeisterung kann es jedenfalls nicht sein, denn mal ganz ehrlich: Wer hat noch nicht Sonntagmorgen verkatert in den Kühlschrank gestarrt und sich darüber geärgert, dass ausgerechnet jetzt der Laden um die Ecke zu hat?

2 Kommentare:

  1. Solange den Mitarbeitern auf jeden Fall ein freier Tag pro Woche zustünde und sich die Mitarbeiter untereinander mit dem Sonntag abwechseln würde, sodass nicht jeder jeden Sonntag da sein müsste, fände ich es in Ordnung, wenn Sonntag die Geschäfte offen haben dürften. Unter anderen Bedingungen allerdings nicht, denn immerhin haben die meisten Familie, die sonntags generell frei haben.

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  2. Warum das sklavische Festhalten am Sonntag? Wie viele Berufe gibt es, in denen der Sonntag bestenfalls auf dem Papier noch irgendwie "besonders" ist? Wer zelebriert den Sonntag als diejenige "religiöse Institution", aufgrund derer er arbeitsfrei ist? Andere Fragen sind auch zulässig: Hat der "reguläre Arbeiter" nicht auch auch mal Anspruch auf einen freien Tag, an dem er auch ihm möglich ist, die ganze Spanne des gesellschaftlichen Angebots wahrzunehmen? Warum darf man nur dann frei haben, wenn eh nichts auf hat, nichts stattfindet und generell die ganze Welt im Koma liegt? Das Problem ist nicht der Anspruch auf mindestens einen arbeitsfreien Tag pro Woche, dieser Anspruch ist richtig und sinnvoll und ich unterstütze das. Das Problem ist aber, dass von nicht wenigen das zwanghafte Festhalten am Sonntag nicht als Belohnung empfunden wird und der penetrante Einsatz der Gewerkschaften für den arbeitsfreien Sonntag zunehmend als archaisch empfunden wird.

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