Freitag, 1. Februar 2008

Umdenken

Schule Unterricht Tafel Klasse LehrerSeit Generationen praktizieren Lehrer ein Ritual, dass fast allen Schülern gehörig auf die Nerven geht: Hausaufgaben. Immer und immer wieder verteilen Lehrer Hausaufgaben. Sie behaupten, dass dadurch das gelehrte Wissen vertieft wird, Verständnis und Erkenntnis befördert werden und generell Hausaufgaben eine gute Sache™ wären. Schüler, generell als unwillig und faul abgestempelt, beurteilen das seit mindestens ebenso langer Zeit vollkommen anders. Wer hat Recht?

Die Technische Universität Dresden hat sich mit dieser Frage beschäftigt und die Ergebnisse sind nicht gerade beruhigend: Hausaufgaben haben keinen Effekt auf Leistungen in der Schule und helfen den Schülern nicht. Prof. Dr. Hans Gängler von der Fakultät Erziehungswissenschaften der TU Dresden:
"Gute Schüler werden durch Hausaufgaben nicht unbedingt noch besser und schlechte Schüler begreifen durch bloßes Wiederholen noch lange nicht, was sie schon am Vormittag nicht richtig verstanden haben."
Auf die Zeugnisnoten haben Hausaufgaben keinen nachweisbaren Effekt. Es ist völlig egal, wann oder ob ein Kind die Hausaufgaben überhaupt macht oder eben nicht. Während der Studie wurden 500 Lehrer befragt, wie sie selber zu Hausaufgaben stehen. Ein Drittel der Lehrer gab zu, dass sie überhaupt nicht einschätzen könnten, ob Hausaufgaben den Schülern überhaupt etwas bringen, obwohl sie bei drei Vierteln ihrer Schüler noch nie einen Effekt beobachten konnten. Die Schüler wiederum gaben in der Studie an, dass sie zwar bei betreuten Hausaufgaben weniger Fehler machen, aber nur ein Drittel aller befragten Schüler glaubt an positive Auswirkungen auf die Zeugnisnote.

Die Wissenschaftler fordern deshalb, dass an Schulen endlich eine zeitgemäße Methode der Wissensvermittlung angewandt wird. In Sachsen werden deshalb zur Zeit an einigen Ganztagsschulen verschiedene Modelle erprobt und an zwei Schulen wird bereits komplett auf Hausaufgaben verzichtet. Nach den Vorstellungen der Wissenschaftler sollten Schüler nicht stupide irgendwelche Aufgaben abarbeiten, sondern gezielt an ihren Defiziten arbeiten. Allerdings sei dafür pädagogische Betreuung unabdingbar.

Das wichtigste Fazit der Wissenschaftler: Lehrer sollten ihren Schülern im Unterricht lieber Lernstrategien vermitteln und Inhalte durch Übungs- und Förderangebote vertiefen, denn dann könnten Lehrer vollends auf Hausaufgaben verzichten, die nicht mehr sind als ein pädagogisches Ritual. Fraglich ist allerdings, ob die Lehrer schon für diese Erkenntnis bereit sind. Vermutlich nicht, denn dann müssten sie sich ja plötzlich viel mehr Unterrichtszeit mit echten Inhalten füllen und sich mit Schülern wirklich auseinandersetzen...

(Quelle: dpa)

3 Kommentare:

  1. damit die lehrer das bringen können, müssten aber doch die klassen nicht mehr aus 30 kindern bestehen und auch entsprechende schulungen für die lehrkräfte angeboten werden!

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  2. Wer an der Uni nicht in kürzester Zeit begreift, dass "lernen" nicht "auswendig lernen" bedeutet, sondern "wissen beschaffen und anwenden", der hat keine Chance. Und dafür soll man den "armen Lehrern" extra Kurse und Lehrgänge und Schulungen anbieten? Was machen die an der Uni? Außer schlafen, dumme Sprüche klopfen und aus Schulbüchern von 1804 vorlesen und behaupten, dass das noch heute "state of the art" sei?

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  3. in meiner schulzeit hab ich die erfahrung gemacht, dass es lehrer gibt die noch fauler sind als die schüler... die seit jahren den selben unterricht machen, die selben arbeitsblätter austeilen und die selben arbeiten schreiben... das was jedes jahr im lehrplan hinzugefügt wird, wälzen die lehrer auf hausaufgaben ab, die dann nichtmal kontrolliert werden, sondern nur stichprobenartig um mal ein paar schlechte zensuren zu verteilen wenn mal wieder gequatscht wurde.... dann gibt es aber auch die art lehrer die sich mühe geben und den unterricht tatsächlich an die schüler anpassen... dann waren hausaufgaben tatsächlich ziemlich überflüssig und quasie nicht vorhanden... sie dienten eigentlich nur noch dem zweck der erziehung... "wenn du rumalberst gibts den arsch voll hausaufgaben..." dann aber nicht hausaufgaben im Arbeitsheft seite 144 bis 145 alle aufgaben, sondern kurzvorträge zu personen oder inhalten... mit dem zweck dass die schüler wissen wie scheiße es ist zu unterrichten wenn leute quatschen.... naja aber die lehrer die sich mühe geben sind die allerwenigsten... ich war an 2 schulen und hatte insgesamt in den 5 jahren(ab der 5. klasse) sicherlich 20 verschiedene lehrer... und die, die es schaffte der klasse wirklich was zu vermitteln konnte man an einer hand abzählen... sowohl aufm gym als auch auf der mittelschule

    gruß BJ

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