Irgendwann im Leben muss man Entscheidungen treffen: Welche Schuhe ziehe ich an? Gehe ich zur Arbeit? Heirate ich nicht doch besser ne andere? Für mich stand vor einigen Tagen diese Entscheidung ultimativ zur Diskussion, als ein Freund mich traktierte, dass er doch dringend ein Hobby bräuchte und gerade ziemlich viel Geld übrig habe. Und so kam, was kommen musste: Dank seiner Kauflust entschied ich mich zum Abrüsten, um danach aufzurüsten. Ich trennte mich von meiner lieb gewonnenen Canon EOS 400d und meinem 50mm Glas und bestellte stattdessen eine Canon EOS 40d.
Heute Morgen wurde geliefert: 1x Canon EOS 40d Body, 1x BG-E2N, 1 Akku kompatibel BP-511A. Ein Karton zu 1.067 Euro. Natürlich war in dem Karton mehr drin, als nur diese drei Teile. Canon liefert eine Menge Zubehör mit, von dem nichts dabei steht. Tatsächlich war in dem Karton, den der Postmann brachte der Body, der Batteriegriff mit einem Magazin, ein USB-Kabel (2m), ein AV-Kabel (1,5m), ein Tragegurt, 4 Bedienungsanleitungen mit je 200 Seiten in Deutsch und anderen Sprachen, 4 Kurzanleitungen in Deutsch und anderen Sprachen, 3 CDs, irgendwelche Beipackzettel und Werbung. Eine Menge Gerampel und Gelorre (siehe Bild, klick auf Bild für Großansicht).
Für den Schwanzvergleich ist natürlich gesorgt: Den Einstieg in die Profiliga macht Canon mit dem rot verzierten Tragegurt deutlich. Alles, was Canon in Sachen Foto mit dezenten roten Linien versieht, ist sauteuer. So jedenfalls die Message. Oder auch: "Achtung, Profi. Geh aus dem Weg!" Die Stärke der Handbücher (zweihundert Seiten!) macht klar, dass es hier eine Menge falsch zu machen gibt und dieses Stück Technik weiß Gott nicht "for the weak of heart" gedacht ist.
"Eine Menge" ist übrigens auch ziemlich genau der Ausdruck, der mir zu der Kamera einfiel. Die Kamera ist groß. Und mit groß meine ich jetzt nicht "da hat man was in der Hand", sondern *GROß*. Der Vergleich zur 400d fällt deutlich aus. Die EOS 400d ist auf dem Papier "nur" ca. 126,5 x 94,2 x 65 mm groß und ist sehr handlich. Mit dem Batteriegriff kommt die 400d auf eine Höhe von knapp 13cm. Die EOS 40d langt da ganz anders hin: Mit ca. 145,5 x 107,8 x 73,5 mm für den Body ist der alleine schon mehr als 2cm länger, gut einen cm tiefer und fast anderthalb cm höher. Der Batteriegriff legt noch mal mehr als 4cm in der Höhe nach. Ein Größenvergleich? Die Kamera mit Batteriegriff bedeckt mehr Fläche, als ein handelsüblicher CD-Umschlag und is dabei gut zwei Zentimeter dicker, als eine Dose Adidas Deospray. "Backstein" ist der gesuchte Begriff.
Das Gewicht ist entsprechend: "Da hat man was in der Hand." Genau das ist auch das erste Problem, dass mir auffällt. Zierliche Frauenhände werden mit der Kamera echte Probleme haben. Andererseits: Das hier ist eine Kamera für Männer (Tooltime-Rufe hier einsetzen). Gefühlt wiegt die Kamera ohne Objektiv aber mit Batteriegriff und 6 AA-Zellen anderthalb bis zwei Kilo. Das ist erstaunlich leicht für die Größe, aber immer noch schwer genug, um mir schon jetzt ein paar Sorgenfalten zu machen.
Der Batteriegriff verwirrte mich denn auch erstmal. War bei dem zur EOS 400d gehörenden noch je ein Magazin für die Canon-Akkus und die AA-Zellen dabei, kommt der zur EOS 40d gehörende nur mit einem Magazin für 6 AA Zellen. Die Custom-Akkus werden direkt in den Griff geschoben, und zwar von hinten und nicht wie bei der EOS 400d von der Seite. Die Ladeluke geht fast über die gesamte Breite des Batteriegriffs, der durch einen ungünstig positionierten, frickeligen Schieber zu öffnen ist. Auch sonst macht der Batteriegriff der EOS 40d eher den Eindruck, als sei er weniger liebevoll durchdacht und etwas weniger ergonomisch geformt, als der der EOS 400d: Der An-Aus-Schalter für die Zusatztasten ist nicht mehr ein gut zu erreichender, deutlich beschrifteter Schieber an der Rückseite, sondern ein versenkter Drehknopf an der rechten Seite. Die Praxis wird zeigen, welches Design "besser" ist.
Trotz meiner anfänglichen Bedenken: Das Knipsen mit der 40d ist richtig toll. Trotz der Größe ist die Kamera "handlich", wobei "handlich" bitte im richtigen Kontext zu verstehen ist. Der Leser denke bei "handlich" also eher an das "handlich" einer vernünftig gestalteten und ausbalancierten Bohrmaschine und nicht an das "handlich" einer Minipackung Tempotaschentücher. First light war denn auch schnell gefunden (siehe rechts, klick auf Bild für Großansicht) und war - für einen Schuss aus der Hüfte (1/80 Sek, ISO 1600, 300mm) - erstaunlich gut gelungen. Ich bin begeistert.
Die Menüs der Kamera sind, trotz aller Erfahrungen, die ich mit der 400d gesammelt habe, erschlagend. Die Steuerung mit Joystick und Jogdial ist sehr angenehm und flüssig, auch wenn sich das als Joystick dienende Knöpfchen manchmal etwas mädchenhaft anstellt. Die Umgewöhnung auf das "neue" Bedienkonzept fällt leicht und ist intuitiv, vorausgesetzt, man kann lesen und weiß, was eine Kamera so alles macht und was besonders eine Digitalkamera alles anders macht.
Features gibt es en masse. Nervig war das Suchen und aktivieren der ISO-Erweiterung, das sich scheinbar mit irgendeiner anderen "Custom Function" beißt und deshalb nicht so ohne Weiteres wie im Handbuch beschrieben zu aktivieren ist. Ich will nicht mit Details nerven. Letztendlich habe ich es geschafft, die Kamera zu ISO 3200 zu überreden und ich bin begeistert. Bei Dämmerlicht mit dem 300er Tele bei einer Belichtungszeit von einer 1/100 Sekunde noch brauchbare Bilder zu zu bekommen, hat mich doch schon sehr von den Socken gehauen (siehe rechts).
Das Bildrauschen ist im Vergleich zur 400d um Längen besser. Ein Ausschnitt in Originalgröße von der Windschutzscheibe des Bildes mit dem Auto von eben zeigt das sehr deutlich (siehe rechts). Auch wenn das Bild deutlich verrauscht ist, ist das doch angesichts dessen, was ich von der 400d gewohnt bin, eindeutig eine ganz andere Liga. Ich vermute, die "Nightshots" werden um einiges interessanter werden, aber das wird sich erst "die Tage" zeigen. Ich rechne jedenfalls mit deutlich wahrnehmbaren Unterschieden - zumindest im Arm, denn das Gerät wiegt doch schon etwas mehr.
Mein erstes Fazit: Die Kamera ist toll. Während der Slogan zur 400d noch lautete "Willkommen auf dem Spielplatz" und so Anfängern die Angst vor der Kamera genommen werden sollte, ist diese Kamera doch deutlich für professionellere oder besser: erfahrenere Anwender gedacht. Eher nicht geeignet ist die Kamera für den spontanen Schnappschuss. Dazu ist sie zu sperrig, aber dafür hat man ja auch Handys und so. Mal schauen, wie sich das Gerät in der freien Wildbahn bewährt, aber ich kann jetzt schon sagen, dass die Kamera das Geld wert ist.
Was jetzt noch fehlt? Nun, das 50mm F1:1,2L wäre vielleicht eine Maßnahme, aber da muss ich sehr genau überlegen (und noch mehr sparen). Auf jeden Fall ein Fernauslöser. Entweder Kabel oder Infrarot. Ansonsten fehlen jetzt nur noch willige Opfer...
Montag, 18. Februar 2008
11 Kommentare:
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Hallo?
AntwortenLöschenDie 400D ist viel zu klein! Die 40D hat da schon genau die Richtige Größe. Man gewöhnt sich schnell dran und will irgendwann auch garnicht mehr mit kleineren sachen arbeiten.
1. Opfer meldet sich!!!
AntwortenLöschennettes spielzeug, heul aber nich soviel rum wegen son paar gramm :P
AntwortenLöschenPfingsten, Braunschweig, viele Opfer
AntwortenLöschenVerlockende Idee...
AntwortenLöschen@adger: 50mm Objektiv? Nimm das Plastikwunder. Dem Vernehmen nach gibts nichts besseres als das. Ich frage mich sowieso gerade, wieso Du das Teil mit der 400d weggegeben hast (hast Du doch, oder?). Klar kann man auch für ein lichtstarkes Objektiv nochmal RICHTIG viel Geld auf den Tresen von $fotofachgeschaeft legen. Wenn Du das brauchst, macht das auch Sinn. Aber vielleicht brauchst Du das ja gar nicht...
AntwortenLöschen@khabarakh: Wenn an dem besagten WE nicht zufällig der 60. meines Herrn Vaters wäre, würde ich mit ner Nikon D80 samt nem Satz Objektive (Nikkor 300mm Tele mit Stabi, Nikkor 18-135 AF mit Stabi und Sigma Festbrennweite 105mm Makroobjektiv) und so aufkreuzen...
Ach, völlig vergessen: Herzlichen Glückwunsch zur neuen Kamera, Frank :-)
AntwortenLöschenMacht mich schon etwas neidisch...irgendwie...so... ;-)
So, jetzt sind wir als zwei Szene/Hobby-Photographen und Kameraimmerdabeihaber mit brandneuen Spielzeugen! Da kann sich Oldenburg auf was gefasst machen! Ob Kameraimmerdabeihaber auch Tennisarmbekommen bedeutet, wird sich zeigen - indes ich mit dessen schon SEHR sicher bin.
AntwortenLöschenThiemo
Die Schweiz an Ostern hat viele Opfer;)
AntwortenLöschenGlückwunsch zur neuen Kamera. ich bin gespannt auf die neuen Bilder
grüße Dev
@deichshaf: Das 50er 1.4 habe ich aus zwei Gründen mit weggegeben: 1. hätte der Käufer ohne ein Objektiv die Kamera nicht gekauft und 2. habe ich das 30mm 1.4 von Sigma, das für meine Einsatzzwecke besser geeignet ist.
AntwortenLöschenMit dem sogenannten "Plastikwunder" meinst Du wahrscheinlich das 50mm 1.8 von Canon. Von dem wiederum rate ich dringend ab. Außerdem ist es mir nicht lichtstark genug.
Genau, so ohne Objektiv ist fofofafian doof.
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