Damit der Bürger aber nun nicht permanent daran glaubt, China sei "das große unbekannte Böse", versucht man dem Bürger jenes unglaublich riesige und komplizierte Land weit im Osten irgendwie nahe zu bringen. Das macht man meistens über Kultur. Konzerte, Tourneen, Vorträge und Ausstellungen zum Beispiel sind ein gern gewähltes Mittel, um das Interesse und damit die Aufgeschlossenheit gegenüber China zu wecken. Besonders toll finden Leute "irgendwas Historisches". Am Besten etwas, das ausgegraben wurde und uralt ist. Zwar versteht niemand so recht, warum ausgerechnet davon eine solche Faszination ausgeht, aber bitte sehr, warum nicht.
Deshalb stellt das Hamburger Museum für Völkerkunde zur Zeit einige der sogenannten "Terrakottakrieger" aus. Das sind lebensgroße Tonfiguren, die zu hunderten am Grab des ersten Chinesischen Kaisers gefunden wurden. Das ist ein ziemlicher Ausstelungsmagnet und das Museum verkündete stolz, dass bereits 10.000 Besucher die am 26. November eröffnete Ausstellung gesehen hätten. Gegen Eintritt, selbstverständlich. Eigentlich könnten alle glücklich sein, wenn es da nicht ein kleines Problem gäbe.
Aus China meldeten sich offizielle Stellen (unter anderem das staatliche Amt für die Verwaltung von Kulturgütern in Beijing und das Provinzamt für Kulturgüter in der alten Kaiserstadt Xi'an, von wo die Figuren stammen) und zeigten sich sehr erstaunt:
"Wir haben gegenwärtig keine Ausstellung mit Terrakotta-Soldaten in Deutschland." "Wir sind daran nicht beteiligt." "Wenn es eine gäbe, müssten wir davon wissen, weil sie von uns hätte genehmigt werden müssen."Ups. Man sollte davon ausgehen, dass die Chinesen wissen, wovon die Rede ist, immerhin sind es ihre Tonsoldaten und die sind momentan wohl mit das Berühmteste, was China zu bieten hat. Man sollte auch davon ausgehen dürfen, dass die gerade bei sowas keinen Schmu erzählen und ein renomiertes Museum beschubsen. Darum glaubt man inzwischen selbst im Hamburger Museum für Völkerkunde, dass man vielleicht betrogen wurde und hat die Polizei eingeschaltet. Das Landeskriminalamt ermittelt und die bisherigen Besuchern der Ausstellung können ihr Geld zurückverlangen, wenn sie sich denn getäuscht fühlen. Der Geschäftsführer des Völkerkundemuseums, Thorsten Pück, sagte am Montag:
"Sollten sich Besucher getäuscht fühlen, bekommen sie ihr Geld zurück." "Wir werden ein Hinweisschild aufstellen, dass es sich um Kopien handelt. Dann kann jeder Besucher selbst entscheiden, ob er die Schau sehen möchte oder nicht."Irgendwie ziemlich peinlich, zumal die chinesischen Behörden sich nicht verkneifen können darauf hinzuweisen, dass die Originale von Fachleuten sehr leicht anhand der Struktur und Farbe des Tons zu erkennen sind und man selbstverständlich auch für das Austellen von Kopien eine Erlaubnis aus China benötigt...
(Quelle: Tagesschau)
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