Donnerstag, 7. Juni 2007

Weltpolitisches Verwirrspiel

Da sitzt man gemütlich und entspannt im Café mit einigen Freundinnen und genießt das Leben, das schöne Wetter und die Aussichten, lästert friedlich und freundlich vor sich hin und was passiert? Plötzlich ist man inmitten in der Weltpolitik gefangen. Unter unglaublich kläglichem und ziemlich albernem Gejohle zieht eine erschreckend kleine und völlig derangierte Gruppe auf den hiesigen Rathausmarkt und baut sich selbstherrlich in dessen Zentrum auf.

Es war keine Polizei in Sichtweite, allerdings war auch niemand in Sichtweite, der sich auch nur ansatzweise für diesen kleinen Haufen überwiegend abgerissen aussehender (Spät-) Jugendlicher und ihrer eigenartigen Parolen interessiert hätte. Die Transparente, die man so vor sich her schleppte - es waren ja nur 30° - hatten mit dem G8 Gipfel unheimlich viel zu tun und waren "echt brandneu". Zumindest eins davon hatte ich schon vor einigen Wochen bei der "gegen NPD Demo" gesehen und abgelichtet.

Aus den mitgebrachten Lautsprechern scheppert eine eher kindliche und ziemlich weinerliche Stimme eines wahrscheinlich metrosexuellen Ex-Klassensprechers, der unter Mühen einen Text beinahe ohne zu stottern vom Zettel abzulesen versuchte, dessen Inhalt und Aussage nicht nur weitestgehend (dank der Akustik) unhörbar, sondern wegen des kruden Inhaltes auch fast volkommen unverständlich bleibt.

Dennoch blieb mir irgendwie in Erinnerung, dass dieses Grüppchen - meine Begleitung nannte es "Jahrgangstreffen der Abi-Versager der Jahrgänge 2004 bis 2007" - sich mit den Gewalttätern an der Ostsee sympathisierte und behauptete, man hätte den G8 Gipfel "erfolgreich mit kreativen Maßnahmen gestört". So so, "erfolgreich gestört" also. Ah ja. Komisch, irgendwie sah es nicht so aus, als wenn irgendjemand es geschafft hätte, auch nur einen Fuß in den Tagungsort hinein zu setzen, geschweige denn auch nur in die Nähe der Tagungsräume zu gelangen. Aber man hat die Tagung "erfolgreich gestört".

"Erfolgreich gestört" würde ich eher den Sinn für die politische Wirklichkeit dieser Leute nennen, denn zu dem komischen Text, der da abgelesen wurde, hielt man Transparente in die Landschaft, auf denen es um den Faschismus ging, genauer um die Bekämpfung desselben ( "Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen", "Fight Fascism") aber auch um den Kapitalismus ("Kein Mensch braucht Kapitalismus - her mit dem schönen Leben") aber auch vielsagenden Slogans ("Eine andere Welt ist nötig").

Toll war das abschließende "Wir fordern alles für jeden und das umsonst", bei dem ich mir ziemlich sicher war, dass man sich sehr viel Mühe und Gedanken um diesen Spruch gemacht hatte, sich der Mehrdeutigkeit allerdings überhaupt nicht klar war. Als dann allerdings der Sprecher mit den Worten schloss "Rock On!" und irgendwelcher grottenschlechter, absolut unverständlicher Linksrock in unerträglicher Lautstärke eingespielt wurde, war es selbst für die gutmütigsten Sympathisanten dieser Schülerdemo zu viel: Man ging.

Nach nicht mal 10 Minuten gingen auch die ersten Mädchen aus dem "harten Kern", die wohl auch nur mitgekommen waren, weil der niedliche Boy aus der Deutsch-LK auch mit dabei war - leider mit seiner Freundin. Und zu trinken gab es auch nichts Ordentliches und überhaupt war es ja auch viel zu warm.

Immerhin: Diese Gruppe hatte es geschafft, dass ich mit einer holländischen Touristin am Nebentisch ins Gespräch kam, die nicht verstand, was da eigentlich los war. Als ich ihr erklärte, dass es wohl gegen den G8 Gipfel wäre, fragte sie mich erstaunt, was das denn wohl mit Faschismus zu tun hätte.

Eine gute Frage, finde ich.

Hier noch ein paar Bilder des Spektakels. Man beachte die schier unüberschaubare Menschenmenge und die Begeisterungsstürme der Passanten...

9 Kommentare:

  1. omg oldenburg ist schon eine komische stadt^^


    aber naja ich kann ja nicht mitreden ich komme ja aus nem kleinen kuhdorf irgendwo im westen ^^

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  2. schön wäre das ja leider ist es "nicht ganz" portugal

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  3. Hahaha, das erinnert mich an diverse Sozi-Klassen von früher. Gutmensch sein wollen aber hauptsache man hat seinen Luxus, das eigene Ego wird befriedigt und irgendwo is was los (party).

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  4. so einen schlecht geplanten aufwand , find ich doch schon irgendwie peinlich...

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  5. da hab ich schon erfolgreichere demos organisiert!

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  6. naja... dumm-naive kiddies, die meinen in politischer hinsicht da was ganz großes zu propagieren

    eigentlich ein weiteres beispiel für den eigentlich beispiellosen mangel an politischer bildung in unserem bildungssystem (sorry für das dumme wortspiel ^^)

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  7. Mal ganz abgesehen von der miserablen Polemik - du weißt doch nicht einmal was Kapitalismus überhaupt ist...

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  8. Dann erleuchte uns doch bitte, Herr "ich bin cool, denn ich poste anonym". Was ist denn bitte "Kapitalismus"?

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