Donnerstag, 21. Juni 2007

Motivatonsfrage

Kürzlich noch hieß es, dass sich Polen gegen das Abstimmungsverfahren der EU stellt, weil mit dem vorgeschlagenen System keine gerechten Abstimmungen möglich wären und einige wenige, besonders aber Deutschland, Abstimmungen erfolgreich blockieren könnten. Polen stellte sich als Kämpfer für die Kleinen und die Schwachen dar. Und das obwohl Polen sich damit ganz alleine sieht und selbst andere Staaten, die eigentlich von der polnischen Lösung profitierten, keine größeren Ambitionen hegen, Polen zu unterstützen.

So munkelt man hinter vorgehaltener Hand, dass Polen, ähnlich wie häufig England vorgeworfen wird, zwar eine EU-Mitgliedschaft wolle, aber eben nur, solange diese ausschließlich Vorteile bringt. Etwaige Nachteile oder gar Unterordnung unter die Mehrheit einer solchen Gemeinschaft kommt überhaupt nicht in Frage. Ob das nun richtig ist oder nicht, dürfte wohl eine sehr kompliziert zu beantwortende Frage sein, denn im Endeffekt geht es bei der EU ja auch darum, Europa zu vereinigen, was ganz am Ende des Gedankenganges einen Gesamteuropäischen Staat bedeutet.

Heute jedoch verkündete die Staatsführung in Polen, was der tatsächliche Grund für die sture Verweigerungshaltung gegen die Abstimmungsverfahren ist. Man will dort ganz offen mehr Macht für Polen in der EU und zwar ganz konkret zu Lasten Deutschlands. Die Begründung dafür liefert Jaroslaw Kaczynski:
"Wir fordern nur, dass uns zurückgegeben wird, was uns weggenommen wurde. Hätte Polen nicht diese Jahre 1939-45 erleben müssen, wären wir heute ein großer Staat mit 66 Millionen Einwohnern."
Wie sich unter dieser Voraussetzung das Verhältnis innerhalb der EU, insbesondere das Verhältnis zwischen Deutschland und Polen verbessern soll, dürfte nicht nur mir ein absolutes Rätsel sein.

(Quelle: ARD)

3 Kommentare:

  1. Wer sich in einer Geheimschaft nicht wohl fühlt soll sie verlassen.

    Und das Argument macht einen ja mehr als wütend!

    Das zum Thema Polen
    http://www.youtube.com/watch?v=rniL3uN-i34

    AntwortenLöschen
  2. Man darf allerdings nicht von dem verrückten Brüderpaar auf das ganze Volk schliessen. Das wäre auch wieder ungerecht.

    AntwortenLöschen
  3. Wenn Herr Kaczinsky (hoffe das ist so richtig geschrieben?) der Ansicht ist, dass er aus der Mitgliedschaft in der EU ausschließlich Vorteile ziehen kann, dann irrt er.

    Aber nehmen wir mal an, das Mitbestimmungsrecht der vier stärksten Länder würde beschnitten werden. In letzter Konsequenz führt das zur Auflösung der EU, denn die vier stärksten wollen natürlich keine Macht abgeben - und wenn sie die abgeben müssen, dann bitte auch die damit bisher verbundenen Verpflichtungen: Zahlungen an Nehmerländer in ungeahnter Milliardenhöhe würden wegfallen. Steuerliche Vorteile beim Grenzverkehr von Waren würden verloren gehen.

    Insgesamt würden auch die vier starken Länder auf lange Sicht ärmer werden, was dem Wirtschaftswachstum und dem Technologievorsprung einen erheblichen Dämpfer verpassen würde. Wir würden damit in Europa auf ein Niveau unterhalb von Südamerika fallen.

    Aber soll Polen ruhig sein bischen Mehr an Mitbestimmungsrecht erhalten. Dann zahlen wir aber in Zukunft auch weniger nach drüben und führen mal flugs Mindestlöhne und Straßenmaut (nein, nicht nur Autobahn, wenn schon, denn schon!) für alle ausländischen Kraftfahrzeuge ein. Schwups können wir unsere Straßen wieder ausbessern. Prima Sache das. Und was kümmert mich die in 20 Jahren folgende Rezession, bei der Polen dann als erstes jammert, was die EU alles falsch gemacht hat...

    Wer mit den Spielregeln beim Fußball nicht einverstanden ist, darf nicht mitspielen und muss das Spielfeld verlassen. Blöde Analogie, hinkender Vergleich, aber mir fiel nix besseres ein.

    Ich bin nicht sicher, ob das, was der polnische Präsident da von sich gibt, den Willen seines Volkes repräsentiert...

    AntwortenLöschen

Bedingt durch die DSGVO müssen Kommentare zu Beiträgen der Tapirherde manuell freigeschaltet werden, um um der Veröffentlichung von Spam-, Hass- oder sonstiger unerwünschten Kommentaren vorbeugen zu können. Die Veröffentlichung eines Kommentars kann deshalb ein wenig dauern. Sorry dafür.
Wenn Sie Beiträge auf Tapireherde kommentieren, werden die von Ihnen eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. die IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Weitere Infos dazu finden Sie in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.