Samstag, 10. März 2007

Dampf machen

SchornsteinAb 2020 wird es eng für Bewohner küstennaher Regionen. Wenn sich bis dahin nicht entscheidend die Produktion der Treibhausgase verändert hat, dann wird sich der Klimawandel unumkehrbar verselbständigen. Die Folgen werden wahrscheinlich für alle bei weitem dramatischer sein, als man sich auf dem heimischen Sofa ausmalt, während man darüber nachdenkt, ob man nicht doch eben mit dem Auto noch kurz zum Kiosk oder zum Schotten rumgurken könnte.

Die Bevölkerung ist sich nicht darüber im Klaren, was der Klimawandel überhaupt bedeutet. "Es wird wärmer, ist doch toll!" höre ich immer wieder viele sagen. "Soll dann ja windiger werden, aber wir bauen unsere Häuser hier ja aus Stein und nicht wie in den USA aus Pappe." Hört man auch immer wieder gern. Ungeschlagen ist aber die Grundhaltung: "Ja und?" Niemand ist sich wirklich darüber im Klaren, dass er oder sie unmittelbar betroffen sein wird. Niemand macht sich klar, dass der Klimawandel direkte Folgen für sein oder ihr individuelles Leben haben wird.

Jeder findet für sich mehr als genug Schlupflöcher, die Folgen zu verharmlosen und sich selber als völlig unschuldig darzustellen: "Ja mein Gott, dann wird's eben mal etwas windig. Na und? Ich bin doch versichert!" "Mein Auto hat nen Kat!" "Muss man nicht mehr nach Spanien, um es im Sommer schön warm und sonnig zu haben!" Aber die tatsächliche Dimension dessen, was wir alle gerade anrichten, ist wahrscheinlich niemandem klar. Verdrängen, ignorieren, verharmlosen. Das übliche "Was geht's mich an? Ich mache mir mehr Sorgen um meinen Job / meine Beziehung / mein Geld / was auch immer."

Und in dieser Tradition zeigt sich auch die große Politik. Bis 2020 will die EU eventuell den CO2-Ausstoß reduzieren. Eventuell will man die Energieeffizienz steigern. Eventuell will man strengere Auflagen für elektrische Verbraucher einführen. Mehr Biokraftstoff und mehr alternative Energien will man nutzen, aber nicht zu viel. 10% sollen reichen. Und damit niemandem zu viel aufgebürdet wird, darf sich jeder aussuchen, wie hoch er denn in seinem Land die Messlatte anlegt und welche Grenzwerte er für angemessen hält.

Die Politik, die eigentlich den ernst der Stunde hätte erkannt haben müssen, laviert um klare Aussagen herum, drückt sich um ernsthaftes Angehen des Problems. Von beiden Seiten des Atlantiks hört man zur Zeit, dass man ja mal was machen könnte, wenn "die anderen" was machen. Das weiß man aber gerade nicht so genau, also warten wir mal ab, ob die anderen was tun - man hat ja noch eeeewig Zeit.

Bis 2020, um genau zu sein.

Das sind noch drei oder vier Legislaturperioden. Bis dahin ist man eh im Ruhestand und wer hätte je gehört, dass Politiker wegen Totalversagens verklagt worden wären? Also kann man das Problem erstmal vertagen. Sollen sich doch die anderen drum kümmern. Bis das soweit ist, hat die Wissenschaft wieder irgendwas Tolles erfunden und dann ist das alles halb so wild. Bloß kein Stress, sondern lieber mal eben schön mit den Kollegen essen gehen.

Ich bin mal gespannt, was dann so um 2020 herum los ist, wenn feststeht, dass es "zu spät" ist und der Klimawandel wegen der Versäumnisse der Politik anderthalb Jahrzehnte vorher nicht mehr aufgehalten werden kann. Ich wette Euro gegen Lira, dass es dann heißt: "Ja wir wollten ja, aber die anderen..."

3 Kommentare:

  1. Nun, tatsächlich kommt es mir auch so vor ... ja morgen ist ja auch noch Zeit ...
    Ich zum Beispiel bin nicht bereit mir zukünftig ein Benzin/Diesel Auto zuzulegen, was zwar auch nichts mehr nützt, aber egal :).

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  2. siehe meinen kommentar bei
    "Ansichtssache"

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  3. Einen Vorsprung
    im Leben hat,
    wer da anpackt,
    wo die anderen
    erst einmal reden.

    (John F. Kennedy)

    Das wäre ein Vorsprung für uns alle :/

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