Samstag, 4. März 2006

Ah-ja. (2)

Ich gebe es gerne zu: Ich *habe* eine lebhafte Fantasie. Ich bin auch gerne bereit zuzugeben, dass meine Vorstellungskraft manchmal seltsame Wege geht. Es kommt allerdings eher selten vor, dass selbst meine Fähigkeit mir etwas vorzustellen, geschweigedenn nachvollziehen zu können an ihre Grenzen stößt. Ich muss zugeben: Die Amerikaner geben sich alle Mühe und stellen mich auf eine harte Probe.

In Pittsburgh, USA, einer ziemlich großen und eigentlich auch recht fortschrittlichen Stadt, in der zum Beispiel das CERT, die Carnegie Mellon Universität und auch die nicht ganz unbekannte PITT (University of Pittsburgh) zu Hause sind kam es Freitag zu einer Gerichtsverhandlung mit merkwürdigem Inhalt.

Leslye C, 41, und Vincent B, 31, wurden wegen "kriminellem Fehlverhalten" und "grobem Unfug" (criminal mischief, disorderly conduct) vor Gericht gestellt. Diese Vorwürfe können mit bis zu 90 Tage Haft oder 300 US$ Geldstrafe geahndet werden. Nun kommt das durchaus häufiger vor, aber in diesem speziellen Fall wäre ich doch auf die Reaktionen im Gerichtssaal gespannt.

Vincent hatte einen Penis aus Plastik mit seinem eigenen Urin gefüllt. Diesen Urin sollte Lesley, eine Freundin von Vincent, benutzen, um ein Drogenscreening im Zusammenhang mit einer neuen Anstellung zu bestehen. Vincent und Lesley fuhren zu einer Tankstelle und Lesley ging hinein. Sie fragte den Angestellten, ob sie die dortige Mikrowelle benutzen könnte, damit der Urin Körpertemperatur hätte und so diejenigen täuschen würde, die den Urintest in Empfang nähmen.

Es ist noch unklar, warum Lesley, eine 41jährige Frau, ausgerechnet einen Plastikpenis benutzen wollte, um weibliche Geschlechtsorgane vorzutäuschen. Auch der Polizei war das nicht ganz klar und es konnte keine Erklärung von dort geliefert werden. Lesley selbst beantwortete diese Fragen nicht.

Der verteidigende Anwalt bestritt die Vorwürfe und den Tathergang nicht, gab aber zu bedenken, dass es den beiden am kriminellen Vorsatz gefehlt habe, die Mikrowelle zu beschädigen - was grundlage für die Anklage sei:
"I certainly understand the ramifications and I'm certainly not saying it wasn't a stupid thing to do, but there's a lot of bizarre stuff that we don't always have a remedy for in the crimes code."
Es gibt eben nicht für alle merkwürdigen Vorgänge passende Gesetze. Der Verteidiger müchte eine Einstellung des Verfahrens gegen Anschaffen einer neuen Mikrowelle für die Tankstelle erreichen.

Es ist nicht bekannt für welchen Job sich Leslye beworben hat und ob sie die Stelle bekommen hat, aber ich bin mir sicher, dass auch für den neuen Arbeitgeber einige Fragen offen bleiben...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Bedingt durch die DSGVO müssen Kommentare zu Beiträgen der Tapirherde manuell freigeschaltet werden, um um der Veröffentlichung von Spam-, Hass- oder sonstiger unerwünschten Kommentaren vorbeugen zu können. Die Veröffentlichung eines Kommentars kann deshalb ein wenig dauern. Sorry dafür.
Wenn Sie Beiträge auf Tapireherde kommentieren, werden die von Ihnen eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. die IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Weitere Infos dazu finden Sie in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.