Samstag, 4. Oktober 2008

Nicht unser Problem

BundeswehrDie CSU fordert ultimativ eine Perspektive des Ausstiegs aus Afghanistan "in absehbarer Zeit" und erklärt ihre Angst davor, sich langfristig im Ausland engagieren zu müssen. Die SPD stellt verwirrt fest, dass die seit 2001 in Afghanistan eingesetzten KSK in den vergangenen drei Jahren (Zitat) "kein einziges Mal" eingesetzt worden sind und will durch Steinmeier deren Mandat streichen lassen. Warum haben die "Verbündeten" denn davon abgesehen auf deutsche Soldaten zurückzugreifen? Ist es etwa zu viel verlangt unsere friedlichen Soldaten auch mal mit auf so einen Ausflug mitzunehmen und sie aus allen Kampfhandlungen herauszuhalten? Wird beim Kampf gegen Aufständische und Terroristen etwa nicht spontan mal eine Straße oder ein Brunnen gebraucht?

Angesichts der deutschen Hoffnung auf Obama lässt man uns aus Arlington schon mal wissen, dass von uns in Zukunft mehr erwartet wird und erklärt uns stellvertretend für alle Natopartner durch die Blume für ziemlich lächerlich. Ob hier irgendjemandem klar ist, dass mindestens drei der von Obama als "enge Berater" ins Team geholte Militärexperten offen die Haltung Israels zu einem "baldigen" Militärschlag gegen den Iran befürworten? Wahrscheinlich nicht. Ebenso wahrscheinlich ist auch kaum jemandem klar, was es für uns bedeutet, wenn die USA dem Druck Israels nachgeben und den Iran angreifen, was sie aus heutiger Sicht ohne Zweifel tun werden.

Dafür aber verkündet die EU, dass Deutschland möglicherweise eine oder vielleicht sogar zwei Fregatten nach Somalia schicken will, damit man dort was gegen die Piraten tun kann. Zwei Fregatten? Vielleicht zwei. Eine aber auf jeden Fall. Wahrscheinlich jedenfalls. Einen "reinen Beobachtungsauftrag" kann man ja schließlich nicht so pauschal ablehnen. Wir sind ja friedlich. Wenn das wider Erwarten der Weltöffentlichkeit an Engagement nicht reicht, dann soll die zweite ausnahmsweise vielleicht hin und wieder in besonders selten zu erwartenden Situationen sogar eventuell mal vorsichtig unter ständiger Koordination mit den Ausschüssen aller Parteien und des Bundestages in dritter oder vierter Reihe hinter den USA, Frankreich, Italien und allen anderen auch mal versuchsweise so tun dürfen, als greife Deutschland tatsächlich aktiv (Gott bewahre!) in eine Krise ein.

Während wir in Deutschland also mal wieder zeigen, wie tief unser Kopf in unserem eigenen Hintern steckt, zeigen uns die Polen, was sie von uns halten. Die erfinden nämlich nicht nur "mal eben" ein autonomes System zur Überwachung von Gebieten, sondern sie entwickeln es sogar bis zur Marktreife. Das Przemyslowy Instytut Automatyki i Pomiarów (Institut für Industrielle Kontrolle und Maßnahmen) in Warschau hat Talos vorgestellt. Talos wird in Zukunft flächendeckend polnische Grenzen schützen. Eigentlich nur eine Grenze. Die in Richtung EU. Speziell die in Richtung Deutschland.

Und ganz ehrlich? Ich kann sie gut verstehen.

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