Der Gipfel ist vorbei, die Staats- und Regierungschefs haben sich wieder anderen Aufgaben zugewandt. Hierzulande wird unterdessen diskutiert. Über die das Vorgehen der Polizei, über den Einsatz verschiedenster technischer Geräte, über Gefangenensammelstellen, über Rechtsanwälte, geworfene Steine, Straftaten und so weiter. Die Diskussionen ziehen sich quer durch die interessierten Schichten der Gesellschaft und reichen sogar bis in die höchsten ebenen der Politik. Das ist gut so und das ist auch richtig, denn das zeigt, dass das System hierzulande doch noch funktioniert.
Es ist gut, dass die Medien beiden Seiten eine Plattform bieten sich darzustellen und ihre Ansichten kund zu tun, auch wenn es an vielen Stellen sehr an Sachlichkeit mangelt. Sei es drum, der jetzt ablaufende Prozess der Reflektion und rückwärts gerichteten Betrachtung ist hier immerhin möglich und wird sogar durch das System selber nicht nur ermöglicht, sondern sogar gefördert. So oder so: Die Vorgänge rund um Heiligendamm und Rostock werden Konsequenzen für die Zukunft haben.
Was mir bei all den Debatten, Gesprächsrunden, Vorwürfen, Beweisen und so weiter aber völlig fehlt, das ist die Beantwortung der Frage, was denn an Inhalten durch diese "Demo" transportiert wurde. Sicher, Sir Geldorf, Bono Vox und Grönemeyer, aber auch die Toten Hosen und die Fantastischen Vier haben ein tolles Konzert hingelegt und so bestimmt einiges dazu beigetragen, dass auch in Zukunft deren Musik erfolgreich bleiben wird. Das ist bestimmt ein großer Schritt gegen die Armut in der Welt. Aber wer diskutiert denn heute darüber, was die Demonstranten eigentlich wollten, für welche Ziele sie eintraten, ob diese Ziele richtig sind, ob sie zu erreichen sind, ob der eingeschlagene Weg der richtige ist und so weiter? Genau diese Diskussion findet irgendwie nicht statt.
Stattdessen Hysterie ohne Ende und jede aufzutreibende Mücke wird zu einem Elefanten aufgeblasen. Von allen Beteiligten. Hier die Rechtsanwälte, die möglichst medienwirksam mit möglichst dramatischem Gestus unvorstellbare Grausamkeiten gegen ihre Mandanten beklagen, ohne auch nur belegen zu können, dass das auch wirklich so war, aber das müssen sie auch nicht, denn dieses Schauspiel dient ja letztendlich auch nur ihrem eigenen Erfolg - und der ist garantiert nicht politischer Natur, sondern eher finanzieller. Dort Politiker, die EU-weit umfassende Registrierung aller Demonstranten fordern, den gläsernen Bürger als ultima Ratio gegen alle Probleme der Welt propagieren - auch in dem Wissen, dass sie damit ein ganz bestimmtes Klientel bedienen, das wiederum ihre eigene politische Kariere sicher stellt.
So gesehen erscheint die ganze Demonstration dort als nichts Anderes als ein gewaltiges Possenspiel. Es geht offenbar niemandem um Afrika oder die Armut in der Welt. Es geht auch wohl niemandem wirklich um die zügellose Globalisierung. All das sind heute bloß abstrakte Thesen, die als Hintergrund und Rahmen für die Projektion der ganz eigenen Interessen auf beiden Seiten dienen und die wiederum sind am Ende auch nichts anderes, als das Streben nach Macht, Einfluss, Anerkennung.
Und Geld.
Mittwoch, 13. Juni 2007
2 Kommentare:
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im endeffekt dreht es sich doch immer nur um geld. mit geld geht quasi alles einher, was dem menschen wichtig ist und ihn wichtig macht... ich habe mir in diversen gedankenspielen versucht eine welt zu veranschaulichen, in der es kein geld gibt - mit dem ergebnis das es einfach nicht funktionier. geld ist die treibende kraft, die die welt daran hindert stehen zu bleiben
AntwortenLöschenDie Demonstranten, die Du selbst so herrlich durch den kakao gezogen hast, waren doch gegen Nazis, oder? Zumindest war sowas auf den plakaten gelesen.
AntwortenLöschenIch mag ungern alles über einen Kamm scheren, weil es meist daneben geht. Aber ich habe die Vermutung, dass nichtmal die Hälfte derer, die sich die Mühe gemacht haben nach Heiligendamm oder Rostock zu fahren, wirklich wissen, was Globalisierung wirklich ist und was es bedeuten würde, darauf zu verzichten. Ich selber bin mir da ja nichtmal so 100% sicher, in welchen Bereichen es keine Globalisierung gibt...
Ich vermute, dass ein guter Teil einfach "Mitläufer" für eine aus seiner Sicht gute Sache ist. Man soll, darf und kann hier wenigstens für seine Interessen eintreten, ohne Repressalien befürchten zu müssen. Noch.
Dass man bei Demonstrationen nicht zwangsläufig nur Freunde hat ist klar. Und die armen Gestalten, die nur der Krawalle wegen zu den Anti-G8-Demos gezogen sind, haben für meine Begriffe für jeden geworfenen Stein 500 Stunden gemeinnützige Arbeit in deren Gemeinden, als alternative Wahlmöglichkeit 100 Stunden in der Pflegebetreuung von älteren und behinderten Menschen zu leisten. Es kann doch nicht angehen, dass man einen Polizisten verletzt oder fremder Leute Eigentum anzündet, ohne dafür bestraft zu werden. Wenn ich mir deren Auto kralle und weil ich Bock drauf habe, einfach mal ein Freudenfeuer damit veranstalte, wird das erste sein, dass ich eine Anzeige bekomme. Komisch: Dann ist die Polizei ein willkommener Partner im Kampf gegen das Verbrechen. Soclhe Leute in einer Kartei erfassen und wenn sie anrufen "Sorry, aber da sie uns mit Steinen beworfen haben, sehen wir uns als unerwünscht bei Ihnen an und werden ihrem Wunsch Rechnung tragen, in dem wir Sie mit ihrem Einbruchdiebstahl oder der Sachbeschädigung alleine lassen."
Übrigens: Bob Geldof ist zwar geadelt worden, aber er darf sich mangels Insel-britischer Staatsangehörigkeit nicht "Sir" nennen.