Dienstag, 2. März 2010

...denn Recycling ist toll

Wie viele verschieden Abfalleimer, -kisten und andere Sammelbehälter stehen bei Dir zu Hause? Restmüll, Biomüll, Glas, Papier, Gelber Sack, dazu noch der Becher für Batterien und der Karton für den defekten Elektroschrott. Inzwischen hat das Sortieren vor dem Wegwerfen was von einer Wissenschaft für sich. Und seit auch bei mir hier die Abfallentsorgungswirtschaft den Eindruck vermittelt, dass Privathaushalte sich an den "Gelben Säcken" bereichern und deshalb pro Jahr nur noch eine begrenzte Menge der extrem wertvollen Müllkondome gegen Wertmarke 'rausrückt, weiß auch ich, dass Abfallentsorgung ein heikles Geschäft sein kann. Wann wohl die Wertmarke gekauft werden muss? Ich rechne jedenfalls fest mit einer bald fälligen "Schutzgebühr" oder ähnlichem.

Nun dachte ich ja, dass diese Gängelung in Sachen Mülltrennung langsam ein Ende hätte. Wie so oft: Man soll halt nicht denken. Laut DPA sieht der erste Arbeitsentwurf des Bundesumweltministeriums für ein Gesetz zur Neuordnung des Kreislaufwirtschafts- und Abfallrechts vor, dass der Bürger die Anzahl seiner Abfallbehälter in naher Zukunft um mindestens ein weiteres Zwischenlager erhöhen muss, denn Metalle sollen demnächst gesondert recyclet werden. Spätestens 2015 soll uns diese zusätzliche Recyclingverpflichtung erreichen, denn allerspätestens 2020 soll die gesetzlich vorgeschriebene Recyclingquote von jetzt 63% auf dann 65% angehoben werden. Damit das nachprüfbar ist, müssen die Länder dem Bund zukünftig jedes Jahr eine nachprüfbare Dokumentation über das jeweils erreichte Recyclingvolumen vorlegen. Das wiederum verdanken wir eine Richtlinie aus Brüssel, die bis Ende des Jahres in nationales Recht umgesetzt sein muss.

Ein Lichtblick wurde allerdings auch vorgeschlagen. Experten der Abfallbeseitigungswirtschaft schlagen vor, dass Kunststoffe, Metalle, eventuell kleine Elektrogeräte und Wertstoffe aus Holz in einem gemeinsamen Behälter gesammelt werden sollen. Allerdings ist dies bislang nicht in die Überlegungen der Gesetzgeber mit aufgenommen worden und wenn ich höre, dass die Länder das Recyclingvolumen nachweisen müssen, dann sehe ich für die Zukunft schon eine Art komplexe Buchführung auf mich zukommen. Ich sehe ihn schon deutlich vor mir: Den Recyclingbeleg, mit dem ich als Verbraucher - natürlich bußgeldbewehrt und gebührenfinanziert - zum Stichtag nachweisen muss: Wie viele Plastikbecher, Glasflaschen, Zeitungen und so weiter habe ich wann und wo gekauft und wann habe ich diese wo wie entsorgt.

Warum nur haben die Leute draußen auf der Straße bloß so eine miserable Meinung über die Berufsbürokraten in Brüssel und Berlin?

6 Kommentare:

  1. da lob' ich mir die möglichkeit, im zweifel bunt gemischt beim nachbarn von der CDU "auszulagern"

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  2. Wobei es inzwischen Maschinen gibt die besser und toller sortieren als Menschen. Und eins ist klar, nachsortiert werden muß ohnehin.

    Bravo. Ich schmeiß einfach alles weiter in den Restmüll.

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  3. Ich hab mal in einer Müll verwertungsanlage eine Montage gemacht. Die haben Rest und Kunstoff wieder zusammen gekippt und dann von einer Maschine sortieren lassen. Auf nachfrage meinte ein Mitarbeiter das es egal wäre wo was reinkommt weil die Maschine so gut wäre das wir da lange sortieren könnten. bis wir das erreiche.

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  4. Diese Einsichten bezüglich der Mülltrennung sind nicht neu. Vor allem habe ich persönlich schon vor zehn Jahren durch eine Installationstätigkeit bei der Hamburger Firma ASM festgestellt, dass es eigentlich keinen großen Sinn ergibt, seinen Müll daheim zu trennen, geschweige denn überhaupt zu sortieren. Die Sortieranlagen - damals noch mit vielen Menschen besetzt - waren so effizient, dass eine Trennung nicht nur nicht notwendig sondern regelrecht überflüssig, ja sogar eher hinderlich war. Wenn ich mir dann ausmale, wie sehr die Technisierung die Effizienz zu steigern in der Lage gewesen sein dürfte, stelle ich mir die Frage: Wieso werden noch immer so viele Tonnen bereitgestellt, wenn die Anlagen so gut sind?

    Für mich macht das im Gesamtbild keinen Sinn. Klar, es ist einfacher, wenn man gleich sortenreinen "Müll" abholen kann. Aber mehr als Papier, Kompost und Restmüll leuchten mir nicht ein. Wie gesagt: Der Restmüll wird so exzellent sortiert, dass am Ende sortenreine Wertstoffe rauskommen.

    Es gibt nur einen Aspekt, der überhaupt Sinn ergibt: Wenn Mitarbeiter solcher Unternehmen zu schützen sind. Es ist bedenklich, wenn dort eine Melange an den Mitarbeitern vorbeirauscht, die ihrer Zusammensetzung wegen locker die BioStoffV-Klasse 3 erreicht. Von Gefahrstoffen im Müll (Autobatterien, Altöl, Lacke, Lösungsmittel etc.pp.) mal ganz zu schweigen. Aber dieses Problem wird aktuell durch die Trennung daheim nur verlagert, nicht aufgehoben.

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  5. Ich bete das seit inzwischen 12 (?) Jahren runter. Also solange ich trinken ka... dar... MUSS.
    Sonst hälet man den Scheiß ja nicht mehr aus in diesem Land.

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