Freitag, 6. Juni 2008

Trend

Diagramm abwärtsInfratest-Dimap fragt regelmäßig im Auftrag der ARD herum, wie die Stimmung und Meinung in Deutschland zu bestimmten Kernthemen aussieht. Heute wurde unter anderem veröffentlicht, welches Vertrauen die Deutschen dem System und seinen Komponenten entgegen bringen. Das Ergebnis gibt erheblichen Anlass zur Sorge.

Die Leistungsfähigkeit des bundesdeutschen das Ansehen des politischen Systems wird "insgesamt eher zurückhaltend" beurteilt. Weniger als 50% der befragten Bundesbürger, nämlich 48% sind mit der Art und Weise zufrieden, wie die Demokratie in Deutschland funktioniert. 52% der befragten sind dagegen unzufrieden, 11% der befragten sogar "gar nicht zufrieden".

Bezogen auf die Institutionen sieht es verheerend aus. Der Bundesregierung als Institution bringen immerhin noch gut 34% der Befragten irgendein Vertrauen entgegen, aber der Institution der politischen Parteien vertrauen gerade mal 17% der Befragten. Auch wenn kurzfristig kein weiterer Vertrauensverlust erkennbar ist, ist der langfristige Trend laut Infratest ungebrochen, denn Anfang 2001 brachte noch jeder zweite Bundesbürger der Bundesregierung (52 Prozent) und immerhin jeder Dritte (34 Prozent) den politischen Parteien Vertrauen entgegen. Großen Unternehmen vertrauten 2001 noch 37%, heute nur noch 18% der Bundesbürger.

Nicht gerade eine Stimmungslage, die zum Wetter und der angeblich tollen Konjunktur passt und erstrecht keine Stimmungslage, die Hoffnung auf Besserung macht, denn weder die Politik noch die Unternehmen sehen sich in irgendeiner Form genötigt, irgendetwas an ihrem Verhalten zu ändern.

Stellt sich die Frage, wann die allgemeine Auffassung "die brauchen wir eh nicht" auf breiter Front in militante Gegenbewegungen umschlägt, denn eine Zunahme der Gewaltbereitschaft in den sozialen Randlagen der Gesellschaft wird inzwischen nicht einmal mehr von der ansonsten gerne alles schön schweigenden Bundeskanzlerin abgestritten...

(Quelle: Infratest)

7 Kommentare:

  1. Gewalt erzeugt Gegengewalt und wenn sein muss lässt man die soziale Randgruppe die zu gewaltätigen Übergriffen neigt am langen Arm verhungern.

    Davon ab kann jeder was den politischen Teil angeht auch selber Verantwortung übernehmen und was bewegen. Schließlich hat es sogar eine Frau aus Ostdeutschland in einer Männerdominierten Westpartei geschafft...

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  2. Die unbequemen Randgruppen am langen Arm verhungern zu lassen ist und erzeugt natürlich keine Gewalt. Ein sehr weiser Standpunkt, der von einem geistigen Horizont mit dem Radius null zeugt.

    Wozu Verantwortung an einem System übernehmen, das sich mit zunehmender Geschwindigkeit selber in den Abgrund stürzt? Warum für ein durch seine Betreiber und deren (siehe oben) Kurzsichtigkeit und Egozentrik gescheitertes Modell verantwortlich zeichnen? Nein, das wäre schon sehr dumm. Dann lieber ein Ende mit Schrecken beschleunigen, als einen Schrecken ohne Ende erleiden zu müssen.

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  3. Ich halte weder Arnos Denkweise, die einem Polizei- und Militärstaat und der Abkehr von jeglicher sozialer Verantwortung das Wort redet (Fan von Schäuble, wa?), noch die sehr an gewisse linksextreme Kreise erinnernde Denkweise des anonymen Autoren (Mitglied des schwarzen Blocks?) für richtig, denn beide stehen im Kern wider der FGDO. Beide hier geäußerte Ansätze sind, bei allem schuldigen Respekt, große Scheiße und taugen nichts, siehe Geschichtsbuch.

    Verantwortung übernehmen ist ein toller Ansatz, wirklich ganz großartig, sofern man denn von "Verantwortung übernehmen" die richtige Vorstellung hat. Beide Autoren werden hierzu bestimmt meterlange Vorträge halten wollen und darum überlasse ich denen jetzt auch wieder das Wort - sofern sie sich trauen.

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  4. Unbequem ist durchaus etwas anderes als Gewalttätigkeit. An diesem Punkt muss man einfach differenzieren, wer dies nicht tut, versucht immer sich in die Opferrolle zu drängen um dort einen Argumentationsvorteil zu suchen.

    Was die Sache mit der Verantwortung und dem System was gegen die Wand fährt betrifft, möchte ich einfach einmal Churchill zitieren:

    "Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen."

    Wenn das System zusammenfällt, dann ist Licht aus. Für alle und für immer. Wenn man etwas ändern will dann muss man jetzt und für dieses System Verantwortung übernehmen, alles andere ist naiv, utopisch und dumm.

    Gegengewalt bedeutet nicht unbedingt die Notwendigkeit eines Polizeistaats, wie man in der Vergangenheit sehen konnte sind auch durchaus Unternehmen in der Lage Rollen für sich zu vereinnahmen, die eigentlich nur dem Staat vorbehalten sind. Dementsprechend wird das Kapital sich gegen Übergriffe der Perspektivlosen zu wehren wissen. Analog dazu auch der Einfluss sich der sozialen Verantwortung zu entziehen.

    Schließlich geht das Prinzip das man die Hand beißt die einen füttert oder den Ast auf dem man sitzt absägt einfach gegen die Grundsätze des natürlichen Lebens. Es überlebt nur der Stärkere und der Intelligente hat nur eine Chance wenn er dem Stärkeren nicht auf dessen Ebene begegnet.

    Verantwortung kann in diesem einem unserem System jeder zu jederzeit übernehmen. Dazu braucht es im Prinzip nicht mal Geld, das kommt von alleine wenn man nicht der Einzige mit seinem Unfug ist.

    Wer dann doch alleine mit seiner Meinung steht, sollte vielleicht dann doch einfach einsehen das die Mehrheit etwas anderes will.
    Wenn man zu dumm für so etwas ist, dann ist das auch nur sekundär eine Frage der Herkunft, schließlich stehen Internet und Bildung jedem offen um seine eigene Meinung zu publizieren und bilden.

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  5. Gut gebrüllt, Löwe, nur leider steht diese Ansicht neben der Realität. Die sieht so aus, dass dem politischen System und der politischen Kaste nur noch eine kleine Minderheit vertraut und diese Minderheit sind die, denen erlaubt wird, an der Macht zu partizipieren. Der Rest hält das System und seine Funktioner für nicht vertrauenswürdig und inkompetent der Rolle des Vertretrs des Volkes auch nur ansatweise gerecht zu werden. Diese Aussage ist nicht beschränkt auf eine Partei, egal ob CDU, FDP, die Linke, SPD oder NPD oder welche Partei man sich auch immer herausgreifen will, sondern erstreckt sich auf alle Teile. Im Klartext bedeutet das, dass es der Politik nicht gelingt, den Wähler einzubeziehen. Die Politik will das auch gar nicht, denn der Wähler ist gefährlich. Der Wähler ist ein Problem. Er ist generell immer gegen den Politiker, denn der ist sein natürlicher Feind. Die Aussage der Umfrage ist auch dahingehend sehr deutlich, dass Politik ein Selbstzweck geworden ist und inzwischen auch der letzte und ahnungsloseste Politikmuffel auf dem Sofa vor der Glotze ebendies erkennt. Das verkampfte Abstreiten seitens der Politiker bestätigt das noch. Politik in Deutschland steht seit Jahren für individuelle Machtspielchen. Die besten Beispiele dafür sind gerade jetzt Hessen und Bayern. Es ist seit Jahren nicht mehr das Arbeiten an und mit Inhalten. Sicher können und werden Firmen oder Kapital(an)eigner Aufgaben des Staates besetzen. Um das zu prognostizieren muss man weder Hellseher noch Politikwissenschaftler sein. Die Politiker im Nebenjob, die in erster Angestellte irgendwelcher Firmen sind und erst in dritter oder vierter Instanz vielleicht auch irgendwo Teilzeitpolitiker, sind erst ganz am Ende einer langen Liste von Lobbyismen auch "Vertreter des Volkes". Das Vertreten des Volkes ist allerdings nur zu Zeiten des Wahlkampfes irgendwo am Rande von irgendeiner Bedeutung, denn einmal gewählt, ist der Politiker frei von jeder Haftung und kann und wird tun, wonach ihm gelüstet. Wer zweifelt an, dass das ausschließlich das Geld im eigenen Sack oder aber der Anschein persönlicher Macht ist? Genau das ist der Fehler des politischen Systems in Deutschland, das schon lange keine Demokratie mehr ist, denn dazu werden viel zu viele Entscheidungen gegen den Willen der Mehrheit getroffen und viel zu viele Probleme nicht gelöst, sondern strategisch ausgesessen. Kein Politiker in Deutschland kann und darf Probleme benennen, Stellung beziehen und klar seine Vorstellung äußern. Schon der Versuch wird durch die politische Kaste bestraft, vom Volk jedoch honoriert, denn es ist genau diese Hoffnung, die der viel geschmäten Linkspartei zur Zeit dermaßen große Zugewinne beschert. Demokratie ist nicht perfekt, denn zu viele individuelle Machtansprüche werden von einer echten Demokratie behindert und verhindert: "Ein Mann - eine Stimme" bedeutet auch, dass es egal ist, wie viel Geld dieser Mann hat. Das wiederum passt den Kapital(an)eignern gar nicht in den Kram und deshalb ist für sie eine Demokratie ein denkbar schlechtes System. Demokratie ist im politischen System Deutschlands auch gar nicht gewollt, wie die vielen verzweifelten und peinlichen Versuche der Funktioner aller Parteien zeigen, die das Ausbrechen echter Demokratie verhindern sollen. Deutlichstes Beispiel war das über alle Maßen peinliche Abwürgen der Diskussion um eine Direktwahl des obersten Repräsentanten aller Deutschen, ein Amt, dass dazu verkommen ist, den Parteien die Eier zu streicheln und schon lange nicht mehr das ist, was dieses Amt eigentlich symbolisiert.
    All das zeichnet ein deutliches Bild von der Vorstellung von Demokratie, um die es der Politik geht und dieses Bild ist nicht einmal mehr am Rande ähnlich dem, das die Bevölkerung hat und genau deshalb wächst der Widerstand gegen das System. Das hat nichts damit zu tun, dass in die Hand gebissen wird, die "einen füttert", sondern ist ganz einfach nur der beginnende Kampf der Mehrheit gegen eine sie für dumm verkaufende scheinbar elitäre Kaste, die sich selber über und neben das System stellt, das Demokratie eigentlich ist.

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  6. Typisches Geblöke von jemandem der die Spielregeln kennt, aber nicht danach spielen kann. Wir sind nunmal nicht in der Waldorfschule wo die Wand sofort die Farbe kriegt in der man sie anmalt.

    Das Gefasel von der Elitären Kaste ist genauso Unfug, wäre dem wirklich so, dann würde es weder die NPD in Landtagen noch die Linke im Bundestag in dieser Form geben.

    Der einzige Grund wieso Politiker und Wähler dermaßen auseinander liegen, liegt darin begründet das der Wähler die Füße hoch legt und nur fordert ohne etwas zu leisten. Das wiederrum führt dazu das der Politiker einen gewissen Abstand zum Wähler nimmt, schließlich lässt sich niemand gerne mit Dreck bewerfen obwohl man es doch versucht.

    Leider bleibts bei vielen Politikern auch beim Versuch, da sich die meisten Intelligenteren ohne masochistische Ader recht zügig aus der Politik verkrümeln.
    Undankbares Angeblöke kann man in der Wirtschaft schließlich für mehr Geld haben.

    Das man heutzutage nicht mehr an Inhalten arbeitet ist wiederrum auch zu 100% dem Wähler geschuldet, denn den interessieren Inhalte exakt 0. Was wiederrum dazu führt das, wenn man inhaltlich arbeitet, dies einem noch weniger gedankt wird und den großen Schauspielern (vorzugsweise aus dem linken Block) die Schäfchen (aka Wähler) bei der nächsten Wahl zulaufen.

    Also nur weil alles abseits des linken Gutmenschenponyhofs nicht das macht was den freulichen Spinnern auf der Blümchenwiese gefällt, willst du nun wie ein trotziges Kind das Spiel vom Tisch schubsen?

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  7. Da frage ich mich dann doch, warum man überhaupt Verantwortung übernehmen soll, wenn es doch in der Politik 'eh gar nicht um Verantwortung geht, weil eben genau das gar nicht gewollt ist und es stattdessen nur um genau jene kritisierten Machtspiele geht, die nichts mit Demokratie zu tun haben...

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