In Zeiten schwieriger Wirtschaftslagen greift der geldzentrierte Mensch zu Problemlösungen, die erprobt und scheinbar bewährt sind. So auch heute in Deutschland. Die Arbeitslosigkeit ist ein Problem, das die Wirtschaft und den Staat fürchterlich viel Geld kostet. Andererseits kostet Arbeit die Wirtschaft auch ziemlich viel Geld. Darum sind Wirtschaft und Politik sehr darum bemüht, Arbeitslosigkeit und Kosten der Arbeit für die Wirtschaft möglichst gering zu halten.
Eine grandiose Idee war die Einführung der 1-Euro-Jobs, mit denen viele Arbeitsplätze in kostengünstigere "Jobs für Geringverdiener" umgewandelt werden konnten. Einerseits ließen sich so etliche Arbeitslose aus der offiziellen Statistik streichen (in der nach Angaben der Bundesregierung sowieso nur knapp die Hälfte der tatsächlichen Leistungsempfänger überhaupt auftauchen) und andererseits etliche teure Arbeitsverhältnisse en passant in kostengünstige Wegwerfanstellungen umwandeln. Politik und Wirtschaft jubeln.
Trotzdem: Ums Verrecken will sich die Arbeitslosigkeit nicht weiter senken lassen. Egal wie sehr die Drangsalierungen und Sanktionen zum Nachteil der Arbeitslosen gesteigert werden, ziemlich viele Arbeitslose finden ums Verrecken keinen Job. Eine irgendwie ähnliche Situation hatten wir schonmal. Damals wurden Autobahnen gebaut und so die Arbeitslosigkeit massiv gesenkt und davor durften die Arbeitslosen auch schon mal in Arbeiterbaracken in Firmen leben, bis sie eine feste Anstellung fanden.
Diese Idee findet man im Grundsatz wohl ziemlich klasse. Wirtschaftsminister Michael Glos (CDU) stellt sich vor, dass er die an Langzeitarbeitslose gezahlten Leistungen an eine "Gegenleistung" koppelt. Diese "Gegenleistung" soll in Form von Arbeit erbracht werden. Glos kann sich mit seiner Idee auf Gutachten verschiedener Ökonomen stützen, die meinen, dass das Konzept durchaus funktionieren könne.
Klar kann das funktionieren, haben wir ja damals schon gesehen. "Zwangsarbeit" wird man das zwar nicht nennen wollen und man wird sicherlich dutzende Mäntelchen und Feigenblättchen finden, die dem Kind einen anderen Anschein und anderen Namen geben, aber letztendlich läuft es darauf hinaus: Zwangsarbeit und nahezu Leibeigenschaft.
Erschreckend zu sehen, wie sehr sich unsere Gesellschaft zurückentwickelt. Aber wie heißt es so treffend? "Das einzige, was uns die Geschichte lehrt, ist, dass wir nichts aus der Geschichte lernen."
(Quelle: Spiegel)
Freitag, 16. Mai 2008
2 Kommentare:
Bedingt durch die DSGVO müssen Kommentare zu Beiträgen der Tapirherde manuell freigeschaltet werden, um um der Veröffentlichung von Spam-, Hass- oder sonstiger unerwünschten Kommentaren vorbeugen zu können. Die Veröffentlichung eines Kommentars kann deshalb ein wenig dauern. Sorry dafür.
Wenn Sie Beiträge auf Tapireherde kommentieren, werden die von Ihnen eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. die IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Weitere Infos dazu finden Sie in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
In der Geschichte der Menschheit haben sich schon viele Zivilisationen und Gesellschaftsformen selbst zu Grunde gerichtet - bin mal gespannt, wie lange das bei uns noch dauert ^^
AntwortenLöschenfür das geld was hartz4ler kriegen können die auch für den staat arbeiten.
AntwortenLöschendenn ob man das geld einfach verschenkt oder dafür eine gegenleistung bekommt, das geld ist so oder so weg, nur bei version 2 hat die allgemeinheit was von.