Frau M.: "Ach Hallo Frau K.! Wie Geht es Ihnen?"Beide zerren ihre Einkäufe in entgegengesetzte Richtungen davon, als wäre nichts gewesen. Ich beschließe, meinen Einkauf durch eine Flasche hochprozentigen Wodka zu krönen und den Tag zu beenden.
Frau K.: "Ach Hallo Frau M.! Ja so ein Zufall! Wie geht es Ihnen denn?"
Frau M.: "Ach ich kann nicht klagen, mir geht es ganz gut." (Beginnt in der Tiefkühltheke zu kramen.)
Frau K.: "Das ist schön, ja, mir geht es auch gut, der Rücken, sie wissen ja, das alte Leiden." (Beginnt ebenfalls in der Tiefkühltheke zu wühlen.)
Frau M.: "Ach noch immer nicht besser geworden?"
Frau K.: "Nein, das Wetter, sie kennen das doch."
Blag: "blblblblb..." (Kramt im Einkauf herum)
ich: "Darf ich bitte eben durch?"
Frau M.: "Was macht denn der Heinz?"
Frau K.: "Och dem gehts gut, seine Arthrose, sie wissen ja..." (intensives Umschichten von Kartons und Beuteln in der Tiefkühltheke)
Frau M.: "Ach der hats ja so schwer im Knie..."
Frau K.: "In der Hüfte..."
Blag: "graaaahhhh" (hat Packung Kekse gefunden und wedelt damit triumphierend herum)
Frau M.: "Sag ich ja."
Ich: "Ich würde gerne da vorbei!"
Frau K.: "Und die Marion? Haben sie das von der Marion gehört?"
Frau M.: "Ja, die hat geheiratet. Ist ja auch schwanger. Wird langsam auch mal Zeit, dass die heiratet. Ist ja schon fast 24..."
Frau K.: "Ja, das wurde wirklich langsam Zeit. Heute weiß man ja nie was kommt."
Blag: (sabbert die Kekspackung voll)
Ich: "Hallo? Ich will da durch?"
Frau M.: "Ja und wie ist das jetzt mit ihrer Arbeit? Können sie die denn noch machen?" (Wirft mit verblüffender Treffsicherheit einen Sack irgendwas über die Schulter auf den bedrohlich schwankenden Berg ihrer Einkäufe.)
Krau K.: "Aber sicher, das geht. Mache ich halt mal ne Pause mehr, aber das geht schon. Und wie ists bei ihnen?"
Frau M.: "Ja nee, also ich mache ja nur noch bei uns den Haushalt. Die Maloche hab ich beigegeben."
Blag (bekämpft den letzten, nicht in Sabber ertränkten Widerstand des Kekskartons durch energisches darauf Herumkauen)
Frau K.: "Na wers sich leisten kann..."
Ich winke der vor mir stehenden Frau zu. "Hallo? Jemand zu Hause?"
Frau M.: "Ja ach, ich hab ja meine Rente und mein Klaus hat ja auch noch Geld, das geht schon"
Ich drehe mich um, suche über den Berg des Einkaufs Blickkontakt zu Frau M. "Hallo?"
Frau K.: "Ja ach dann geht das schon. Und wollten sie sich nicht eine Laube kaufen?"
Frau M.: "Ach nein, das haben wir sein gelassen, das war uns zu viel Arbeit. Da machen wir lieber was auf unserm Balkon und fahren mal in Urlaub."
Frau K.: "Hach ja Urlaub ist ja was Schönes."
Blag: (wirft die Reste der Pappverpackung in die Tiefkühltheke und bestaunt den freigelegten Klarsichtbeutel mit noch halbwegs intakten Keksen) "gruuuuh?" *raschel* *raschel* "graaaah!" (beginnt mit intensivem Zerren an der Folie)
Ich (laut, deutlich) "HAAAALOOO!!! HILFEEE!!"
Frau M.: "Waren sie eigentlich schon mal wieder bei Doktor T.? Der hat ja jetzt ne ganz neue Praxis...."
Frau K.: "Ja erst letzte Woche. Tooooodschick hat der das ja und diese jungen Dinger, die er sich da eingestellt hat. Hach Gott, ob die überhaupt schon soweit sind, dass die schon arbeiten können?"
Frau M.: "Na wer weiß, was die da so nach Feierabend machen..."
Frau K.: "Man war ja auch mal jung"
Blag: "Raaaagaaa!!!" (hämmert den Foliensack auf den Einkauf)
Ich überlege, ob ich entweder das Umstürzen des Einkaufsberges in Kauf nehmen und auf Rettung durch Hunde der Bergwacht hoffen soll, oder doch eher den mit dem zunehmend aggressiv werdenden Blag beladenen Einkaufsfrachter rammen soll, mich damit aber dem Risiko der Vendetta infolge versuchter Kindstötung auszusetzen. Ich entschließe mich für Abwarten und Suche nach Außenstehenden Helfern. Leider: Es gibt keine.
Frau M.: "Hach man weiß ja gar nicht, was man nehmen soll" (klettert halb in die Tiefkühltheke hinein, um an die Reste der Sonderangebote von letztem Monat heranzukommen)
Frau K.: "Zum Friseur muss ich auch noch."
Blag: "guu! guuu! guuuu!" (hat entdeckt, dass der Rand des Einkaufswagens härter ist, als der Einkaufsstapel und hämmert mit dem inzwischen nur noch mit Feinstaub gefüllten Plastiksack auf selbigem herum)
Frau M.: "Nehm ich jetzt den Rosenkohl oder die Kohlrabi?`"
Ich: "Nehmen sie beides und machen Sie Platz!"
Frau K.: "Der Heinz hat doch bestimmt auch mal wieder Hunger auf Schnitzel."
Ich: (sehr laut) "EY! Sie da! Ja genau sie da, sie fette Frau in der Frosta-Bude. Bewegen sie ihren Arsch da weg!"
Frau M.: "Ach nee, ich glaub, ich nehme doch die Bohnen und das gemischte Gemüse..."
In diesem Moment gibt der Keks-Sack auf und eine Wolke feinster, atomarer, Kekspartikel explodiert mit einem malerischen "Plopp" über die Tiefkühlwaren.
Blag: "blbl?"
Frau K.: "Jaaa, ich will dann auch mal weiter. Schöne Grüße zu Hause!"
Frau M.: "Werd ich. Bis dannimanski."
Samstag, 2. Februar 2008
Einkaufen (6)
Frau M. und Frau K., beide deutlich der Pubertät und der Konfektionsgröße 44 entwachsen, treffen beim Einkauf frontal auf einander. Mit meinem Einkaufswagen in einem nur knapp einen Meter breitem Gang hilflos eingekeilt zwischen Tiefkühlgemüse auf der einen und irgendwelchem Fischzeugs auf der anderen Seite, werde ich zwangsläufig Zeuge der sich entfaltenden Unterhaltung, denn Frau M. steht mit ihrem nur knapp unterhalb der zulässigen Zuladungsgrenze für Schwertransporter und Bergepanzer gefüllten Einkaufswagen hinter und Frau K. mit ihrem nur halb, dafür aber zusätzlich einem sabbernden Blag von vielleicht zwei oder drei Jahren gefüllten Pendant vor mir.
6 Kommentare:
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Grotesk!
AntwortenLöschenUnd ansonsten klarer Fall von mangelndem Durchsetzungsvermögen *duck*
ROFL
AntwortenLöschenIch kann nicht mehr!
*LOL*
Bei einem Blutzucker von 55 sollte man sich das einfach NICHT mehr durchlesen!
*GRÖHL*
Nein, wie geil!
*LOL*
Boah.. ich glaube, bei sowas werde ich sehr schnell meine Hemmschwelle der rücksichtslosen Bewegung los und dann bemerken diese verkalkten Gestalten das. Lass mich raten, es war ein Edeka, Rewe oder Tengelmann? ;)
AntwortenLöschenNichts gegen Edeka :D
AntwortenLöschenIch tippe auf den berühmt-berüchtigten extra-markt :)
AntwortenLöschenSag mal, kann man das Publikum dieses (oder aller in Deiner Nähe befindlichen) Supermarktes auch mieten? Ich würde da gerne einige sehr anregende wissenschaftliche Untersuchungen in der hiesigen Infrastruktur der Verkaufstempel machen wollen ;-)
AntwortenLöschenÜbrigens gehts auch umgekehrt: Es soll vorkommen, dass man, obwohl man nur einen Karton Milch in seinen Einkaufswagen wuchtet, schon nach drei Sekunden angesprochen wird, wie lange das wohl noch dauern würde und man hätte ja auch nicht den ganzen Tag Zeit...