Im Moment ist Gewalt wieder ein ganz großes Thema. Jugendgewalt ganz speziell. Die Bundeskanzlerin hat gerade erst erklärt, dass dieses Thema Wahlkampf ist und wir deshalb alles so hinzunehmen haben. Ob das, was da so gesagt wird, am Ende auch so gemeint ist, steht auf einem anderen Blatt. Mit diesem Thema hofft man irgendwie Stimmung zu machen, den Wähler auf seine Seite zu ziehen und so an die Macht zu kommen oder an der Macht zu bleiben, je nach dem. Ich bin mir sicher, dass wir auch in nächster Zukunft wieder mit dem Thema "Killerspiele" konfrontiert werden und generell Gewalt in den Medien.
Auf dem Fuße folgen wird die Debatte, wie doch alle Schuld sind daran, dass die Gesellschaft zunehmend verroht. Es werden wieder Horden von Experten und Spezialisten aus allen Ecken der Welt herantraben und sich zum Thema äußern und alle werden wieder den Weltfrieden und den Pazifismus loben und als Ideal der Menschheit darstellen und alles andere als Fehlentwicklung, an der einzig die Medien und die moderne Gesellschaft schuld haben.
Ein kleines Detail könnte den üblichen Reigen der Schuldzuweisungen dieses Mal stören. Neurologen und Biochemiker wissen um die Wirkung bestimmter Hormone. Dopamin, das Glückshormon, ist eines derjenigen Hormone, die auf uns eine ungeheuer starke Wirkung haben. Wir wissen durch Wissenschaft und Forschung, dass diese Hormone zum Beispiel beim Sex oder beim Einkaufen ausgeschüttet werden. Craig Kennedy und Maria Couppis von Vanderbilt-Universität in Nashville konnten jetzt nachweisen, dass auch bei aggressivem Verhalten Dopamin ausgeschüttet wird.
Im Tierversuch mit Mäusen wiesen sie nach, dass "normale" Mäuse die Konfrontation mit ihren Artgenossen suchen, obwohl sie die Wahl haben zwischen friedlichem Verhalten und der Aggression. Erst als die Wissenschaftler den "Belohnungsreiz" durch das Hormon ausschalteten, entschieden sich die Tiere gegen die Auseinandersetzung. Bei uns Menschen funktioniert dieser Mechanismus genauso.
Aus den Experimenten lassen sich menschliche Neigungen zu Konflikten und Auseinandersetzungen mit begründen, so die Forscher. Es geht heute zwar nicht mehr um die Verteidigung von Nahrung und Revier, doch der Belohnungsmechanismus für aggressives Verhalten besteht noch immer. Das wiederum erklärt auch die Faszination vieler Menschen für gewalttätige Sportarten wie Boxen. Und wahrscheinlich lassen sich so auch viele andere Verhaltensweisen erklären.
Zwar befürchte ich jetzt nicht, dass die Politiker daraus irgendetwas lernen und das Geschwafel von "Schuld" und so weiter endlich mal sein lassen. Das traue ich denen einfach nicht zu. Aber ich befürchte, dass man sich mit der Frage der Unterdrückung der Produktion von Dopamin beim Menschen befassen wird und aus dieser Richtung ganz unerwartete, aber nicht unbekannte, Überlegungen auf uns zukommen könnten...
(Quelle: ddp)
Mittwoch, 16. Januar 2008
3 Kommentare:
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Wenn sie schon den hier zum Thema befragen ist der Schluss auf die Computerspiele definitiv nicht mehr weit entfernt.
AntwortenLöschenhormone befreien uns aber nicht von der vernunft. vieleicht sollte man die bestärken.
AntwortenLöschender link zu equilibrium ist klasse!!!!
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