Freitag, 10. August 2007

Drogenverbote

Alkohol VerbotenVor noch gar nicht so langer Zeit da entbrannte eine äußerst emotionale Debatte darum, ob man das Rauchen in Kneipen verbieten dürfe oder nicht und ob dadurch die Gastronomie nicht pleite ginge und so weiter. Teilweise glitt die Argumentation sogar dahin ab, dass der "Nichtraucherschutz" ja eigentlich eine Diskriminierung der Nichtraucher sei. Egal wie: Das Rauchen ist verboten und die Kneipen sind voll. Negative Auswirkungen auf den Markt? Fehlanzeige. Entweder haben die Süchtigen resigniert und sinnen auf Rache oder die Auswirkungen (lies: das vorhergesagte Wegsterben der Gastronomie) lassen länger auf sich warten.

Im Verlaufe der Diskussion wurde auch immer wieder geäußert, dass ja das Verbieten der einen Droge völlig sinnfrei sei, solange der Konsum der anderen Drogen (gemeint ist Alkohol) nahezu unreguliert möglich wäre. "Da ist wohl etwas dran", dachten sich offenbar diverse Politiker. Da man aber nicht "einfach so" den Alkohol verbieten kann, man hat ja schließlich aus den Erfahrungen mit den Rauchern gelernt, schlägt man einen komlett anderen Weg ein: Man erklärt einfach bestimmte Bereiche zu Zonen, in denen kein Alkohol getrunken werden darf.

Der Städte- und Gemeindebund schlägt laut der Saarbrücker Zeitung vor, dass die Städte und Komunen solche Zonen einrichten sollten. Gedacht sei dabei insbesondere an Spielplätze und Sehenswürdigkeiten. Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, sagte dazu:
"Das hat nichts mit Erziehungsdiktatur zu tun, inzwischen werden aber Grenzen überschritten." "Viele Bürger fühlen sich belästigt und gestört."
Denn: Er sieht Alkoholkonsum unmittelbar mit Vandalismus im Stadtbild verbunden. Solche mit Bußgeld bewehrten Verbotszonen könnten seiner Meinung nach das Problem reduzieren. Der Herr Landsberg fordert deshalb die Länder auf, für die Einrichtung solcher Verbotszonen nach britischem Vorbild möglichst schnell eine Rechtsgrundlage zu schaffen und regt ein Bußgeld in Höhe von 40 bis 50 Euro an.

Auf die jetzt entstehende Diskussion bin ich wirklich gespannt...

(Quelle: Saarbrücker Zeitung)

3 Kommentare:

  1. Find ich sogar ganz sinnig, schluss mit Jugendlichen die sich auf Kinderspielplätzen betrinken und raus mit den Punks die einem das schöne Stadtbild verschandeln. Wer saufen will kann das ja zuhause oder in der Gastronomie tun.

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  2. Da werden einige ganz helle Köpfe genau wie beim Rauchen auf die Idee kommen, unmittelbar VOR der Verbotszone ihrer Sucht zu fröhnen. Was dann natürlich zu einem absurden Ergebnis führen dürfte.

    Aber wir haben einen tollen Kurs eingeschlagen, der so richtig klasse in Richtung Prohibition geht.

    Rauchen verbieten - OK. Der Rauch schädigt mich wirklich direkt. Aber Alkohol verbieten? Hallo? Die Ausdünstungen sind vielleicht unangenehm, aber nicht gesundheitsgefährdend. Und "Aber besoffene Autofahrer fahren Leutet tot" und "Besoffene verprügeln unschuldige Menschen" als Argument ist Quatsch. Beides sind Dinge die verboten sind und man wird die nicht durch weitere Verbote mindern können, weil sie ja ohnehin und trotz der Verbote passieren.

    Ich wäre vielmehr dafür, dass die Krankenkassen das Recht bekommen, bei chronischen Erkrankungen auf Grund von Drogenmissbrauch, einfach die Leistungen zu verweigern. Fertig ist. Wer sich die Leber kaputt saufen will, soll das dann bitte tun. Aber er wird auch eine drastisch verkürzte Lebenserwartung haben, weil ihm keine Versicherungsleistung mehr zusteht.

    Beim Zahnersatz, Brille, Hörgerät und Zuzahlungen bei anderen chronischen Erkrankungen geht es ja schließlich auch, oder?

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  3. Argumentiert wird ja gerade nicht über die Gesundheit der anderen, über eine konkrete Gefahr für Leib oder Leben wie es so schön im Juristendeutsch heisst, sondern über deren potentielles Empfinden. Diese Zonen sollen eingerichtet werden, weil sich andere belästigt fühlen, unabhängig davon, ob das nun die Mehrheit oder nur ein Einzelner ist. Argumentiert daher wird mit der abstrakten Gefährdung des emotionalen Wohlbefindens einer undefinierten Menge, was natürlich klares Zeichen des problemorientierten und demokratischen Handelns ist.

    Davon aber ganz abgesehen bin ich gespannt, wann die Bundespolitik denn nun endlich mit den staatlich kontrollierten Abgabestellen für Alkohol im Stile der USA an die Öffentlichkeit kommt. Angedroht ist das ja schon länger, wenn auch nur unter der Hand und inoffiziell.

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