Freitag, 6. Juli 2007

Objektiv einkaufen (2)

Canon EF 70-300mm IS USMVor einigen Wochen bestellte ich mir ein Objektiv. Vorgestern kam es endlich an. Entgegen meiner Befürchtungen hat der Laden tatsächlich bei mir angerufen und auch die Abholung verlief völlig problemlos und hat mich zu meiner großen Verwunderung keine Nerven gekostet, auch wenn die Gegenlichtblende nicht mitgeliefert wurde (und auf der Bestellung auch komplett fehlte) und die hohe Temperatur im Laden nicht von der hohen Arbeitsgeschwindigkeit des Personals kommt. Dafür hat die Trulla in dem Laden meine vorab bezahlte Quittung verschlampt und die Lieferung erfolgte so spät, dass ich nicht mehr in den Genuß des Cash-Back von Canon komme, aber das ist mir gerade angesichts der Vorgeschichte einigermaßen egal. Ich habe endlich mein Tele und auf das war ja nicht nur ich gespannt.

Beim ersten Anfassen war ich doch etwas enttäuscht: Das geringe Gewicht und der Korpus aus Hartplastik wirken im ersten Augenblick doch etwas billig, allerdings trügt der Schein, wie sich später zeigt. Dafür sind an dem Objektiv fast so viele Knöpfe wie an der Kamera. Waren bisher bei meinen Objektiven nur Bedienungsanleitungen (in zehn Sprachen) im Format eines Faltzettels, liegt diesem Gerät ein gebundenes Büchlein mit geschätzten 100 Seiten bei.

Kind mit GroßvaterDas Objektiv ist schon recht groß. Mit gut 15 Zentimetern ist es doch schon recht auffällig. Benutzt man den Zoom fährt der Tubus aus und das Objektiv wird noch mal gut fünf Zentimeter länger. Bedenkt man den Durchmesser von fast 8 Zentimetern wird klar, dass dieses Gerät ein ziemlicher Klotz ist. Trotzdem bleibt die Kamera wegen des geringen Gewichts sehr gut zu handhaben und auch längeres Halten führt nicht so schnell zu verkrampften Fingern, wie die Größe erwarten lässt. Trotzdem: Mit diesem Objektiv fällt man auf. Mal eben unauffällig in der Menschenmenge herumzufotografieren ist eine völlig illusorische Vorstellung.

Gespannt war ich auf den zweistufigen Bildstabilisator. Ich kenne die einstufige IS-Technologie bereits von meinem 28-135mm Objektiv und erwartete deshalb vergleichbare Resultate. Damit lag ich falsch. Der Bildstabilisator dieses Objektivs ist die Macht. Stufe 1 ist für das Fotografieren unbewegter Objekte, Stufe 2 für Schwenks und andere Verfolgungsaufnahmen. Ich habe eine relativ ruhige Hand und kann durchaus eine Kamera still halten, aber bei maximaler Brennweite (300mm) fällt doch jeder noch so kleine Rüttler auf. Der IS gleicht das komplett aus. Sobald der Gyro fast völlig geräuschlos angesprungen ist, schwebt das Bild unglaublich ruhig und stabil im Sucher und man hat den Eindruck, die Kamera liege auf einer stabilen Unterlage.

Als äußerst praktisch und verwirrend zugleich stellte sich der "Lock" Schalter heraus, mit dem sich die komplette Mechanik des Objektivs auf 70mm arretieren lässt. Damit wird verhindert, dass der Tubus während des Transports durch das Eigengewicht ausfährt. Ein Feature, das ich bei meinem 28-135mm schmerzhaft vermisse, allerdings funktioniert dieser Mechanismus eben ausschließlich bei komplett eingefahrenem Tubus, was den Nutzwert dann doch etwas reduziert.

Gänse im SchlossparkDer Autofokus hat erwartungsgemäß bei bestimmten Distanzen und bei sich sehr schnell bewegenden Objekten seine Mühe. Zwar ist der AF in den meisten Fällen sehr zuverlässig und treffsicher (siehe Bild rechts, klick für Großansicht), aber in manchen schwierigen Situationen versucht die Kamera jedoch durch mehrfaches Ein- und Ausfahren des Objektivs über die gesamte Brennweite eine Lösung zu finden, was schon mal sehr nervig sein kann, denn im Gegensatz zu vielen anderen Objektiven von Canon, kann man dieses nicht im Autofokus manuell nachjustieren. Der Autofokus sperrt zwar das Getriebe, aber der Steuerring dreht sich mit. Im Handbuch wird ausdrücklich davor gewarnt, bei Autofokus per Hand nachstellen zu wollen, weil sonst das Getriebe und der Motor beschädigt werden.

Vergleich Zoomleistung Canon EF 70-300mm IS USM mit Canon EF 28-135mm IS USMDie Abbildungsleistung des Objektivs ist toll und rechtfertigt den Preis vollkommen. Zwar erwartet man als Unwissender Wunder in der Vergrößerungsleistung, aber 300mm sind nun mal 300mm und keine 1000mm. Dank APSC-Sensor verlängert sich diese Brennweite bei meiner 400d zwar auf fast 480mm, was ungefähr einer fünffachen Vergrößerung entspricht, aber man sollte trotzdem keine Leistung vergleichbar der eines starken Fernglases oder Teleskops erwarten. Dennoch: Das Objektiv holt Dinge deutlich nahe heran und ermöglicht so Detailaufnahmen aus Entfernungen, aus denen man sonst eher mit Übersichtsfotos hantiert. Besonders auffällig wurde das im direkten Vergleich mit meinem EF 28-135mm IS USM (siehe Bild rechts, klick für Großansicht).

EntenZusammengefasst: Das Objektiv ist hervorragend für Unterwegs geeignet. Für Besuche im Zoo zum Beispiel oder auch für Sportevents. Der Bildstabilisator macht ein Stativ in vielen Fällen weitgehend überflüssig, hat aber auch seine Grenzen. Mit Filter und Gegenlichtblende sind rund 600 Euro durchaus ein angemessener Preis, für den man ein leistungsstarkes und vielseitiges Objektiv erhält.

Ob allerdings der Aufwand der Beschaffung auch nur annähernd in Relation dazu steht, steht auf einem anderen Blatt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Bedingt durch die DSGVO müssen Kommentare zu Beiträgen der Tapirherde manuell freigeschaltet werden, um um der Veröffentlichung von Spam-, Hass- oder sonstiger unerwünschten Kommentaren vorbeugen zu können. Die Veröffentlichung eines Kommentars kann deshalb ein wenig dauern. Sorry dafür.
Wenn Sie Beiträge auf Tapireherde kommentieren, werden die von Ihnen eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. die IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Weitere Infos dazu finden Sie in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.