Montag, 13. November 2006

Briten im Irak

British Troops IraqDie Amerikaner haben mehr und mehr Schwierigkeiten, ihre Truppen zu schützen. Immer wieder fallen Soldaten den sogenannten "Aufständischen" ("insurgents") zum Opfer. Darum wird immer schwereres Gerät aufgefahren, um der Lage Herr zu werden - mit umstrittenem Erfolg. Auch die Briten haben Truppen im Irak und auch die Briten haben ihre liebe Not, aber längst nicht alle. Lieutenant Colonel David Labouchere, Kommandant über 500 Britische Soldaten der Königlichen Husaren hat einen Weg gefunden, der eventuell zum Nachdenken anregt.

Man mag es kaum glauben: Seine Truppen haben die Aufgabe, die iranisch-irakische Grenzregion in der Provinz Maysan zu überwachen. In dieser Gegend tobte 1988 der Iran-Irak-Krieg und die Wüste ist übersäht mit Wracks aus dieser Zeit. Die hier lebenden einheimischen hassen alle Ausländer mit Inbrunst. Ausländer aus ihrer Sicht ist jeder, der nicht aus dieser Gegend stammt. In dieser shiitisch dominierten Region überleben weder sunnitische Aufständische noch irgendwelche anderen Terroristen sehr lange - andererseits sind die britischen Truppen auch nicht gerade herzlich willkommen.

Lieutenant Colonel LabouchereLieutenant Colonel Labouchere akzeptiert, dass ein gewisses Maß an Blutvergießen unumgänglich ist - solange es um die traditionellen Methoden der Konfliktlösung unter Einheimischen geht. In ein Feuergefecht zwischen irakischen Polizeieinheiten und einheimischen Kämpfern in seiner Prowinz griff er nicht ein, denn nach seiner Ansicht war das nach irakischen Maßstäben "höfliche Konversation".

Er hatte es satt ständig in seiner Stellung schwerem Feuer ausgesetzt zu sein. Darum mobilisierte er seine Einheiten. Er setzt auf Geschwindigkeit und Beweglichkeit. Seine Einheiten sind in Lkws, wendigen Geländewagen und einigen wenigen leichten Scimitar Panzern unterwegs. Nachts campieren sie draußen, tagsüber sind sie unterwegs. Die Soldaten dort leben einfach und verschwenden wenig. Versorgt werden sie aus der Luft. Labouchere schickt das ganze High-Tech Zeugs, das ihm seine Vorgesetzten zukommen lassen wollen, postwendend wieder zurück. Er hat für solches Spielzeug keine Verwendung. Stattdessen verlässt er sich voll und ganz auf bewährte Technik: Herkömmliche Funkgeräte, Kartenmaterial auf Papier, Maschinengewehre mit Kaliber 7,62mm.

Wenn es mal wirklich eng wird, kann er binnen 15 Minuten Luftunterstützung herbeirufen. Ein Überflug in geringer Höhe reicht oft aus, um eine kritische Situation zu entspannen.

Labouchere schaffte es so, sich das Vertrauen der Einheimischen zu erarbeiten. Statt den übermächtigen Besatzer raushängen zu lassen, lässt er die Einheimischen "an sich heran". Er zeigt ihnen, dass er ihnen helfen will, nicht sie "beherrschen". Statt sich auf Milliarden Dollar teure Unterstützung durch US-Firmen zu verlassen, verlässt er sich lieber auf alt bewährte Prinzipien.

Kein noch so teures, modernes Kommunikationssystem kann das Vertrauen der Einheimischen ersetzen. Kein noch so übermächtiges Kampffahrzeug schafft von alleine Vertrauen seitens der Bevölkerung, eher im Gegenteil, wie die Erfahrungen der Amerikaner jeden Tag aufs Neue zeigen. Was für die Amerikaner potentiell gefährliche Aufständische sind, sind für diese britischen Truppen Augen, Ohren und sogar Versorger. Und das alles, weil man sich auf Altbewährtes und vor allem auf Nähe und Verständnis verlässt.

(Quelle: Dti)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Bedingt durch die DSGVO müssen Kommentare zu Beiträgen der Tapirherde manuell freigeschaltet werden, um um der Veröffentlichung von Spam-, Hass- oder sonstiger unerwünschten Kommentaren vorbeugen zu können. Die Veröffentlichung eines Kommentars kann deshalb ein wenig dauern. Sorry dafür.
Wenn Sie Beiträge auf Tapireherde kommentieren, werden die von Ihnen eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. die IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Weitere Infos dazu finden Sie in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.