Sonntag, 6. August 2006

Gastfreundschaft auf See

PrisonWie die USA an der Grenze zu Mexiko oder Europa aus Richtung Afrika, so hat auch Australien ein Problem mit illegalen Einwanderern aus Asien. Um besonders das Problem der illegal an der entlegenen Nordküste Australiens landenden Fischer bewältigen zu können, greift man in Down Under auf Ideen zurück, die auch schon früher in der Geschichte erfolgreich angewandt wurden: Die Illegalen sollen zukünftig auf Gefängnisschiffen inhaftiert werden.

Die australische Zollbehörde versucht deshalb jetzt ein Schiff zu chartern, dass bis zu 30 Gefangene aufnehmen kann. Das Schiff soll zusätzlich mit an Deck montierten MGs bewaffnet werden, um sich vor Kaperversuchen schützen zu können. Die Gefangenen sollen für drei bis vier Tage an Bord bleiben, damit die Patroullien der Küstenwache fortgesetzt werden können. Bislang muss jeder aufgegriffene illegale Einwanderer sofort in den nächsten Hafen gebracht werden.

Die Idee stößt allerdings nicht überall in Australien auf Gegenliebe. Zwar hatte Australiens Premierminister John Howard unter weitgehender Zustimmung sehr strenge Gesetze zum Schutz der Grenzen in Kraft gesetzt (in Australien aufgegriffene Asylsuchende werden in jedem Fall zunächst inhaftiert), aber Senator Kerry Nettle sagte zu der Idee eines Gefängnisschiffes:
"Dieses Vorgehen greift zurück in Australiens Geschichte der Bestrafung, während wir eigentlich an vorderster Front stehen sollten, um humane und menschenwürdige Lösungen des Grenzproblems zu finden."
Australien war früher eine Strafkolonie des Britischen Empires. Die britische Regierung deportierte auf dem Seeweg zwischen 1788 und 1868 alleine rund 160.000 Sträflinge nach Australien, überwiegend in Straflager in New South Wales und in der Mündung des Brisbane River. Von daher hat man dort eine gewisse "Erfahrung" im Umgang mit Gefangenen zur See.

Ich bin mir sicher, dass dieses Experiment auch außerhalb Australiens mit einiger Aufmerksamkeit beobachtet werden wird. Besonders im Mittelmeer und bei den Canarischen Inseln dürfte man einiges Interesse an effizienten Lösungen dieses Problems haben...

(Quelle: Reuters)

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