Sonntag, 19. März 2006

Die Tücken des ewigen Lebens

cryonicsManche Menschen sind der Meinung, dass das mit der Lebensspanne so eine Sache ist, die man durchaus diskutieren kann. Seitens der Religionen ist eh klar, dass es so oder so ein Leben nach dem Tode geben wird - entweder im Paradies oder in der Hölle, je nach Präferenz. Andererseits haben sich Mediziner ja erst kürzlich darauf verständigt, dass man heute durchaus von einer (theoretisch maximalen) Lebenserwartung von 120 Jahren sprechen kann. Genau das finden wohl gerade die Krankenkassen und anderen Versicherer alles andere als "lustig" oder "beruhigend" und denken sich fleißig neue Methoden aus um den Gewinn zu maximieren die Kosten zu senken. Manch einer ist auch der Meinung, dass es technische Maßnahmen geben sollte, die das Leben verlängern und nur weil es die heute nicht gibt, heißt das ja noch lange nicht, dass es soetwas gar nicht geben kann oder wird.

Eine der wohl spektakulärsten Ideen ist es, für rund 150.000 US$ den Körper des Verstorbenen (wer nicht so viel Geld hat: der Kopf reicht auch, oder wenn das Geld ganz knapp ist: DNA- und Hautproben) einzufrieren und darauf zu warten, dass irgendwann zukünftige Mediziner mit ihrem weit fortgeschrittenem Wissen das jetzt und heute akute Problem zu lösen. Man "vertagt" sich sozusagen und spekuliert quasi auf die "technologisch unterstützte Wiedergeburt in der Zukunft".

Das Ganze ist ein wenig aufwendig (und teuer) und setzt unter anderem voraus, dass die Patienten bei ziemlich niedrigen Temperaturen zwischengelagert werden. Wie kritisch und anfällig das Verfahren ist, zeigt der Vorfall rund um einen der "Pioniere" dieser Technologie, der 1984 zuerst seine Frau und 2002 auch sich selbst hat schockfrosten lassen. Trotz aller Mühe und technischer Vorrichtungen und Alarmanlagen und so weiter war für einige Tage die Temperatur im Eisfach der beiden auf -20°C angestiegen. Der (noch lebende, nicht tiefgekühlte) Sohn des Ehepaares etschied, dass es nicht sinnvoll wäre, die beiden wieder einzufrieren. Also wurden sie eingeäschert und wie alle anderen Sterblichen behandelt.

Es muss für die Anhänger dieser Idee doppelt bitter sein, dass ausgerechnet einer ihrer Pioniere beim Versagen der Technik "verheizt" wird, aber wie bitter muss es sein, dass ausgerechet die beiden "verrecken", wegen denen der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte angerufen wurde. Die Kirchen legen besonders in Europa ja größten Wert darauf, dass nur sie diejenigen sind, die das (ziemlich umsatzstarke) Monopol auf die Endlagerung von Verstorbenen haben. Immerhin blieb so dem Staat Frankreich und dem EU Gerichtshof eine wohl nicht ganz unumstrittene Entscheidung erspaart.

Oder hat da etwa jemand dran rumgepfuscht?

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