Das Lawrence Livermore National Laboratory bei San Francisco und das Los Alamos National Laboratory in Los Alamos liegen in hartem Wettbewerb. Wie bei diesen beiden Einrichtungen üblich, geht es nicht um Wattebällchen oder Wasserpistolen, sondern um handfestes Kriegsgerät. Im Detail geht es um das erste wirklich neue Design einer Atombombe für die US-Streitkräfte seit 20 Jahren.
Wissenschaftler an beiden Einrichtungen arbeiten rund um die Uhr an Plänen, die dem Nuclear Weapons Council, einer Bundeseinrichtung der USA, von der die Aufsicht über die Atomwaffen der USA ausgeübt wird. Noch dieses Jahr wird das Gremium sich für einen Entwurf entscheiden.
Der US-Kongreß hat der neuen Atombombe zugestimmt, der als "reliable replacement warhead" bekannt ist. Diese Waffe wird nach dem Gesetz die selbe Sprengkraft haben, wie bislang existierende Kernwaffen.
Die Befürworter des Projekts sind der Ansicht, dass die USA den Vorteil ihrer sogenannten "strategischen Abschreckung" verlieren würden, wenn sie nicht ihr alterndes Arsenal von rund 6.000 Sprengköpfen modernisierten. Ohne diese Modernisierung, so die Befürworter des Programms, wären die Sprängköpfe nach übereinstimmender Ansicht von Spezialisten für Kernwaffen durch den radioaktiven Zerfall der Isotope in 12 bis 15 Jahren zu unzuverlässig, um als Waffe eingesetzt werden zu können. Die Befürworter argumentieren, dass eine modernere, zuverlässigere Waffe den USA dabei helfen würde das eigene Kernwaffenarsenal zu reduzieren. Und reduzieren muss die USA ihren Bestand: Die USA hat sich vertraglich dazu verpflichtet bis 2012 die Anzahl der Sprengköpfe auf 1.700 bis 2.200 Stück zu reduzieren.
Kritiker befürchten dagegen, dass diese "Modernisierung" ein neues Wettrüsten auslösen wird. Sie befürchten insbesondere, dass China und Russland diesen Modernisierungszyklus nutzen werden, um ebenfalls neue Kernwaffen in Dienst zu stellen. Russland will schon seit einiger Zeit seine enorm große, in den letzten Jahren jedoch drastisch gealterte Nuklearstreitmacht modernisieren. China unternimmt auch einige Anstrengungen, die Lücke zu den anderen "Großmächten" zu schließen. Die Entwicklung neuer Kernwaffen durch die USA untergräbt nach Ansicht der Kritiker insbesondere deren Verhandlungen mit Staaten wie dem Iran und Nordkorea, deren nukleare Anstrengungen weltweit für einige Unruhe sorgen.
Zyniker argumentieren, dass ein "zuverlässigerer Sprengkopf" natürlich einen Weg darstellt das Arsenal zu abzubauen: Die Regierung Bush hat ja schon mehrfach nach Argumenten gesucht, um den Einsatz nuklearer Waffen zu rechtfertigen, zuletzt in der Auseinandersetzung mit dem Iran. Wenn eine Waffe zuverlässig ist, dann bedeutet das im Wortschatz der Militärs berechenbar. Wenn eine Waffe berechenbar ist, kann ihr Einsatz kalkuliert werden.
Was kalkulierbar ist, ist für Militärs eine "realistische Option". Man erinnere sich nur an die Doktrin der schrittweisen Anhebung des Gewalteinsatzes, um die Sicherheit der Soldaten zu gewährleisten. Mit dieser Doktrin wird gerechtfertigt, dass vier Soldaten in Haditha etliche unbewaffnete Zivilisten, darunter Frauen und Kleinstkinder, aus nächster Nähe erschossen. Zivile Verluste sind für die US-Armee ein Faktor, mit dem zu rechnen ist, nicht etwas, das es zu verhindern gilt. Die Bevölkerung der USA akzeptiert diese "Notwendigkeit".
Genau darin unterscheiden sich Europa und die USA und genau deshalb findet sich die USA mehr und mehr alleine und in der Rolle des "Agressors", versteht aber nicht, wieso. Noch ist es eher unwahrscheinlich, dass eine andere Nation Verbündete um sich scharrt und den USA sagt, dass die USA die Achse des Bösen darstellt und deshalb militärisch "befreit" werden muss, aber das muss nicht so bleiben, wie auch schon die ehemalige Außenministerin der USA, Madeleine Albright völlig richtig erkannt hat.
(Quelle: AP)
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