Dienstag, 16. September 2008

Geldbewegung

Oskar LafontaineSeltsame Ideen von Politikern geistern häufiger durch den Blätterwald. Klar, es geht auf die Bundestagswahl in einem Jahr zu und man darf nicht vergessen, dass die Politiker aller Parteien vor diesem Hintergrund mehr Scheiße von sich geben als sonst. Trotzdem. Was Lafontaine (der wird heute übrigens 65 Jahre alt) gestern verkündete, ist für mich Anwärter auf einen ewigen Spitzenplatz.

Familienunternehmen sind Herrn Lafontaine nicht geheuer. Für ihn ist es ein Ding der Unmöglichkeit, dass ein Unternehmen, dass sich in Privatbesitz befindet, auf legalem Weg viel Geld verdienen kann. Wörtlich:
"Kann das sein, dass Frau Schaeffler mit ihrem Sohn zehn Milliarden erarbeitet hat? Nein, das kann nicht sein."
Das Vermögen der Firma gehöre eigentlich den Angestellten, den Arbeitnehmern. Die hätten das Vermögen aufgebaut. Es sei aber, so Lafontaine, ein "grundgesetzwidriges Vorgehen", dass die Arbeitnehmer enteignet würden und genau das passiert ja hier. Diese Enteignung muss Rückgängig gemacht werden, die Firmeneigentümer zum Vorteil der Arbeitnehmer enteignet werden. Findet Lafontaine zumindest.

Das ist genau der Weg, mit dem Deutschland sich seine Stellung in der Welt des 21. Jahrhunderts zukunftsfähig festigt. So lockt man Kapital nach Deutschland. Aber wenigstens besteht in einem Punkt Hoffnung: An die Regierung wird diese Partei so schnell nicht kommen, denn der andere Grande dieses Vereins hat just erst erklärt, dass die einzigen, von denen sie zumindest manchmal ansatzweise ernst genommen wurden, "nicht koalitionsfähig" sind.

Ich bin mal gespannt, was für Quatsch wir noch so zu hören bekommen.

19 Kommentare:

  1. Da wird noch viel kommen. Wart nur mal die öffentliche Diskussion über diese eine Aussage ab...

    Aber wirklich schuldig sind ja die, die den Politikern immernoch jeden Wahlversprecher abkaufen.

    Aber da bewegt man sich in Deutschland in einer absoluten Grauzone - wählt man Mist oder wählt man garnicht? Beides nicht gerade erfreulich

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  2. Genau wegen sowas werde ich die auch weiterhin wählen.

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  3. Oh jeh, die alte Mär der Enteignung des Wertschaffenden vom Ergebnis seiner Arbeit. Willkommen im politischen Dogma der 60er Jahre. Der Arbeitende wird ja auch gar nicht entlohnt. Er wird ja gezwungen diejenige und nur genau diejenige Arbeit anzunehmen, die er verrichtet. Arbeitnehmer sind ja eigentlich gar nicht frei in der Wahl ihrer Tätigkeit und Selbständig machen dürfen sie sich ja auch nicht. Sind ja alles Sklaven und Besitz zu erwerben ist pauschal ein Verbrechen. Warum hat sich der Laden eigentlich umbenannt? Bei "SED" zu bleiben wäre ehrlicher gewesen.

    Jako

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  4. Manchmal wünsche ich mir wirklich zu wissen, ob die Leute ernst meinen, was sie so als "ihre" politische Meinung verbreiten und ob sie sich über die Konsequenzen dieser Ansichten tatsächlich im Klaren sind...

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  5. Seit wann sind wir auf ausländisches Kapital angewiesen? Wir haben keinen Mangel an Kapital. Hätten wir einen Mangel an Kapital, dann hätte auch jeder anderer Staat auf der Welt einen Mangel an Kapital. Wir sind selbst reich genug um unsere Investitionen selbst finanzieren zu können.

    Wir können also absolut frei handeln, sind in Wirklichkeit von niemandem abhängig. Wer uns das einreden will, der möchte uns weiterhin als Sklaven halten, unseren Widerspruch unterdrücken.

    Wenn wir als Gesellschaft entscheiden, dass uns die Arbeit eines guten Unternehmers nicht mehr Wert ist als die eines hohen Richters oder eines lebensrettenden Arztes, dann können wir das gleich morgen beginnen umzusetzen. Natürlich, da gibt es keinen Schalter, den wir einfach nur umlegen müssen. Da müssen komplexere Ansätze her, die uns vor den negativen Folgen einer solchen Entscheidung unter aktuellen Voraussetzungen schützen. Das heißt, wir müssen erst die Voraussetzungen dafür schaffen, dass wir selbst und nicht unbekannte, selbst ernannte Herrscher über uns bestimmen, sondern wir.

    Dann können wir wirklich frei entscheiden und unsere moralischen Maßstäbe in die Realität umsetzen anstatt sie nur zu träumen.

    Ob die Linke dafür der richtige Kandidat ist, ist eine andere Frage. Zumindest scheinen die bisher weniger korrumpiert zu sein als die übrigen Parteien.


    Grüße, Fabio

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  6. "Seit wann sind wir auf ausländisches Kapital angewiesen? Wir haben keinen Mangel an Kapital. Hätten wir einen Mangel an Kapital, dann hätte auch jeder anderer Staat auf der Welt einen Mangel an Kapital."

    Es ist ein fundamentaler Denkfehler in Kategorien von "nationalem" und "internationalem" Kapital zu denken. Alle Staaten sind mit allen anderen Staaten untrennbar über den internationalen Kapitalmarkt vernetzt, nicht nur als Staaten, sondern auch über die jeweiligen Volkswirtschaften. Die Staaten sind z.B. über internationale gegenseitige staatliche Kredite, die Volkswirtschaften durch international operierende Unternehmen verwoben. Im Bereich des Kapitals in Begriffen von "Nationen" und "abgegrenzten Märkten" zu denken, ist ein gravierender Fehler, der der Situation der Gegenwart nicht nur nicht gerecht wird, sondern auch zeigt, dass man nicht verstanden hat, wohin die Reise geht.

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  7. Kapital kennt keine Staaten, Kapital kennt nur Märkte.

    Und wieso man grade, und besonders, als Linker auf den Trichter kommt auf einmal nationale Grenzen ziehen zu wollen, wo doch alle Menschen Brüder sind und es keine Staaten gibt ist mir wirklich um so mehr schleierhaft.

    Andererseits kann man Freibier-Oskar für solche Äußerungen nur dankbar sein. Sowas erleichtert den Wahlkampf ungemein und die Entscheidung es doch wo anders probieren noch viel mehr wenn es sein muss.

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  8. "Kapital kennt keine Staaten", das ist grob pauschalisiert und deswegen so nicht richtig. Das ist nur dann richtig, wenn sich das Kapital frei über die Staatsgrenzen hinweg bewegen kann. Das ist aktuell der Fall - weil wir diesen Zustand geschaffen haben. Niemand sagt, dass wir ihn nicht morgen abschaffen können.

    Heute haben wir das Problem, dass wir durch diesen Zustand unter Druck gesetzt werden. Wir müssen als arbeitende Bevölkerung auf einen mindestens genau so großen Anteil unseres erarbeiteten Lohns verzichten wie die Arbeitnehmer in China, oder den USA. Der Gewinn, der nach Abzug unseres Lohns übrig bleibt, muss auf dem internationalen Finanzmarkt konkurrenzfähig sein. Ansonsten will kein Unternehmen aus den USA bei uns eine Produktionshalle bauen und kein Unternehmen aus Deutschland will weiterhin in Deutschland produzieren. Der Gewinn ist einfach zu niedrig - im Vergleich mit Investitionen in anderen Staaten.

    Jetzt als Volk zu sagen, dass wir uns nicht gegen andere Völker ausspielen lassen wollen, ist definitiv eine Linke Position und hat nichts mit nationalsozialistischen Gedankengut zu tun. Im Gegenteil: Die Aktuelle Lage ist stark sozialdarwinistisch geprägt: Das beste, respektive billigste, Volk gewinnt, alle anderen werden noch mehr ausgebeutet. Genau diese Konkurrenz muss gestoppt werden. Erstens eben um den dauerhaften Frieden zwischen den Völkern zu befördern und zweitens, damit jedes Volk die Möglichkeit auf Selbstbestimmung hat.

    Die Frage kann nicht lauten, ob dieser Zustand relativ zum aktuellen erstrebenswerter ist - denn das ist er. Das ist eine der wenigen Stellen, an der ich für andere Meinungen nichts als Verachtung übrig habe; Verachtung für eine menschenverachtende Meinung.

    Die Frage muss lauten: Wie können wir die Instrumente so bedienen, dass wir dieses Ziel erreichen? Und da müssen eben zunächst einige grundlegende Tatsachen festgestellt werden.
    Eine davon ist: Wir sind auf die Ersparnisse anderer Völker nicht angewiesen um unsere Investitionen in die Zukunft zu tätigen. Unsere eigene Sparquote ist hoch genug.
    Eine andere: Wir brauchen den Handel mit anderen Volkswirtschaften. Wir können in Deutschland unmöglich Bananen herstellen und auch Digitalkameras sind nicht gerade unsere Spezialität. Warum sollte es das auch jemals sein? Andere Volkswirtschaften sind besser auf diese Produkte eingestellt als wir.

    Daraus lässt sich schlussfolgern, dass wir den internationalen Finanzmarkt zwar für den Handel mit anderen Staaten benötigen, aber als Markt für Investitionen und Spekulationen können wir auf ihn in seiner derzeitigen Form einfach verzichten.

    Und wie dieser internationale Finanzmarkt der Zukunft aussehen soll, darüber müssen wir uns Gedanken machen. Wie kann dieser notwendige Markt ein Instrument für mehr Wohlstand aller Völker werden? Die Anforderungen an diesen Markt habe ich ja oben bereits beschrieben.


    Adger, Du argumentierst, dass die aktuelle Situation so ist, wie ist ist, weil sie ist. Ähm ... Es ist klar, dass Du da immer auf dasselbe Ergebnis kommst, nämlich dass die aktuelle Situation die einzig mögliche ist, weil sie ist.

    Wenn Du über Veränderungen nachdenken willst (in Anbetracht der abscheulichen Welt da draußen ist das höchst angebracht), musst Du von außen an die Sache heran gehen. Als Gesetze nur deine eigenen Wertvorstellungen heranziehen und dementsprechend alles entwickeln. Und dann schauen: Wie ist das zu erreichen?

    Und wer weiß, vielleicht ist das politische System und das Wirtschaftssystem, das wir heute kennen, gar nicht die Lösung? Vielleicht etwas ganz anderes? Aber so weit musst Du nicht mal gehen. Kapitalismus und Marktwirtschaft bieten noch eine Menge, bisher ungenutzter Instrumente an, die es teilweise noch zu entdecken beziehungsweise auszuschöpfen gilt.

    Ich jedenfalls habe keine Lust, mit 80 Jahren noch immer dasselbe Gerede zu hören wie heute ... Dass alles so ist, wie es ist, weil es so ist ... Scheiße.


    Grüße, Fabio

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  9. "Adger, Du argumentierst, dass die aktuelle Situation so ist, wie ist ist, weil sie ist."

    Das ist - mit verlaub - Quatsch. Ich sage nicht, dass die Situation so ist weil sie so ist, ich sage nur, dass sie so ist.

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  10. "Niemand sagt, dass wir ihn nicht morgen abschaffen können." "Wir müssen als arbeitende Bevölkerung auf einen mindestens genau so großen Anteil unseres erarbeiteten Lohns verzichten wie die Arbeitnehmer in China, oder den USA."

    So kann nur denken, wem jegliches unternehmerisches Denken völlig wesensfremd ist.

    -mt.

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  11. Eine politische Gesinnung die denkt das Strom aus der Steckdose kommt, Geld auf den Bäumen wächst und Auseinandersetzung über nörgeln und Steine werfen definiert kann aus Prinzip nicht über einen gesunden Menschenverstand verfügen der einem das kleine 1x1 der Wirtschaft erklärt.

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  12. "So kann nur denken, wem jegliches unternehmerisches Denken völlig wesensfremd ist."

    Sagt wer? Jemand, der selbst ein Unternehmen führt? Mit der Aussage jedenfalls hast Du kräftig daneben gelangt: Der Erfolg gibt mir recht ;-)

    Naja ... Wird mein letzter Kommentar hier sein. leider will niemand ernsthaft diskutieren sondern stattdessen mit Schlagwörtern um sich werfen. Beiträge, die aus 10 Zeilen Text auf INSM-Niveau bestehen ... So eine "Diskussion" verschwendet meine Zeit.

    Wer das als "Erfolg" ansieht, der soll meinetwegen glücklich mit glücklich werden ...

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  13. Zu behaupten, ausschließlich der eigene Maßstab sei der einzig richtige und gültige und dann beleidigt und phrasendreschend von dannen zu ziehen, wenn sich die anderen genau an diese Forderung halten und ihre eigenen Maßstäbe verteidigen bzw. vertreten, ist sehr schlechter Stil, aber wahrscheinlich geht das in der Situation gar nicht anders.

    Vielleicht ist "unser" internationales Wirtschaftssystem nicht das Optimum. Vielleicht gibt es Utopien, die ein besseres System ausmalen. Alas, es heißt "Situation", weil weil es so ist, alles andere ist Fiktion, weil es eben nur eine Vorstellung ist. Wenn es etwas gibt, was dem Optimum für alle näher kommt, wird es die gegenwärtige Situation ablösen, das ist ein Naturgesetz: Das Bessere ist immer des Guten Feind.

    Die hier von Fabio präsentierten Vorstellungen schaffen es jedenfalls in all den Jahrzehnten, in denen sie auf immer neue Art und unter immer neuer Überschrift mit immer neuer Fahne vorneweg präsentiert werden nicht zu überzeugen. Wenn dieses System so viel besser wäre, müssten seine Vorteile unwiderlegbar überzeugen. Jeden. Also auch mich, arno, mt und alle anderen.

    Ich bin da vielleicht kleinlich, aber ich sehe im Augenblick keine vermittelte Überzeugung. Das ist andererseits aber auch nicht verwunderlich, denn das etablierte System, gegen das Fabios Dogma antritt, wird seit Jahrtausenden praxiserprobt, optimiert und hat sich bislang millionenfach bewährt (auch für mich), wohingegen die - man verzeihe mir die Vereinfachung - "kommunistische Idee" wieder und immer wieder voll vor die Wand geschmirgelt ist. In einer idealen Welt mit idealen Menschen mag sie funktionieren, aber weder ist die Welt ideal, noch ist es der Mensch, der in ihr lebt.

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  14. Dogmatiker auf beiden Seiten machen es nicht gerade einfacher.
    Was mich annervt ist da dauernde "Gegeneinander".
    Aber das scheint etwas typisch deutsches zu sein.

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  15. Kommunismus und Kapitalismus stehen sich unvereinbar gegenüber. Diese Systeme vertragen einander nicht am selben Ort und zur selben Zeit. Sie können nicht im selben Sektor koexistieren, schon gar nicht friedlich. Sie schließen sich gegenseitig aus. Es ist unsinnig zu verlangen, dass in dieser Situation keine Kritik, kein Gegeneinander entsteht. Oder müssen die bösen Kapitalisten der Idee des Kommunismus das Wort reden, weil ja die Linken automatisch im Recht sind, weil die ja die Welt verbessern wollen?

    Statt Fakten werden Dogmen diskutiert. Fein, reden wir über Dogmen. Das Dogma des linken Lagers kennen wir (Vereinfacht: "Kapitalismus ist Mist, alles für alle und das für lau und alles wird gut und dann kommt morgen der Weltfrieden.") Was ist denn das Dogma des Kapitalismus? Was "wollen" denn die Kapitalisten? Wollen die nicht auch eine bessere Welt? Glaubt irgendjemand ernsthaft, dass ich will, dass es mir, meiner Frau und meinen Kindern, meinen Nachbarn oder sogar Dir in Zukunft schlechter geht? Welches Menschenbild wird hier eigentlich unterstellt?

    Ich erkenne, auch im Rückgriff auf andere Diskussionen zu anderen Beiträgen zum selben Thema hier im Blog, drei Paradigmen, die hier von den Befürwortern des Kapitalismus im Kern vertreten werden:

    1. Der Kapitalismus ist nicht fehlerfrei und nicht perfekt, aber er funktioniert.
    2. Bis jetzt hat sich kein dem Kapitalismus überlegenes System etabliert.
    3. Kern und Wesen des Kapitalismus ist der andauernde Wettkampf ("Möge der Bessere gewinnen"), der bestimmten, sich kontinuierlich wandelnden Regeln gehorcht.

    Welches Dogma des Kapitalismus wird denn hier vorgetragen und ist es wert wäre kritisiert und verteufelt zu werden? Welches dieser Dogmen ist denn jetzt genau Gegenstand der Kritik? Wenn man schon kritisiert, dann auch bitte Ross und Reiter benennen.

    Die hier auftretenden Vertreter des linken Lagers ergehen sich überwiegend im Nachplappern abgelesener Phrasen. Sie behaupten, die Welt könne ja so leicht verbessert werden, wenn... alles ist toll, wenn... allen geht es gut, wenn... Eine endlose Liste von Behauptungen und Phrasen. Jede Menge Kritik. Aber wo sind sie denn, die Belege dafür, dass diese Utopie auch funktioniert? Wo sind sie denn die Beweise, dass eine solche Welt überhaupt funktioniert und die Erörterungen, die erklären, warum eine solche Welt lebenswert wäre?

    Alle Welt soll gleich sein. Super Idee. Dann packen wir doch mal den Taschenrechner aus und rechnen den durchschnittlichen Wohlstand der Welt aus und verteilen um. Wie hoch ist denn die Kapitalquote im Unternehmen so im Durchschnitt? Kommen wir tatsächlich schon auf 5%? Die restlichen 95% kommen woher? Ach, Kredite, Anleihen, Aktien, Fremdvermögen sind das? Woher kommt denn das Geld? Etwa aus Versicherungen, Sparguthaben, Rücklagen, Rentenkassen und privater Hand? Wieviel Geld bleibt denn tatsächlich über, wenn alles liquidiert wird und alle, wirklich alle Verbindlichkeiten, private wie staatliche, gegeneinander aufgelöst werden?

    Du hast einen Computer mit Breitbandverbindung ins Internet, Handy, Fernseher, Radio, Wohnung mit mehreren Zimmern, fließend Wasser, Heizung, Kühlschrank, spezialisierte Ärzte um die Ecke, Renten und Arbeitslosenversicherung, Polizei, Feuerwehr und sogar ein unzensiertes, internationales Medienangebot? Fein. Dir ist klar, dass dieser Luxus Dir angesichts dieser Überlegung gar nicht zusteht? Und Du glaubst noch immer, dass der Kommunismus für Dich eine "bessere" Welt schaffen würde?

    Abschließend noch eins. Ich bin kein Deutscher. War ich nie und werde ich nie sein. Ich bin streng genommen nicht mal Europäer. Ich lebe zwar zur Zeit hier, aber damit hat es sich auch. Die Annahme, dass ein argumentatives "Gegeneinander" ein "typisch deutsches" Phänomen ist, darf damit wohl als haltlos verworfen werden.

    -mt.

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  16. "Du hast einen Computer mit Breitbandverbindung ins Internet, Handy, Fernseher, Radio, Wohnung mit mehreren Zimmern, fließend Wasser, Heizung, Kühlschrank, spezialisierte Ärzte um die Ecke, Renten und Arbeitslosenversicherung, Polizei, Feuerwehr und sogar ein unzensiertes, internationales Medienangebot? Fein. Dir ist klar, dass dieser Luxus Dir angesichts dieser Überlegung gar nicht zusteht? Und Du glaubst noch immer, dass der Kommunismus für Dich eine "bessere" Welt schaffen würde?"
    Mußt Du dir Gedanken machen wie du an deine nächste Mahlzeit kommst?
    Wenn nein sei lieber still.
    Abgesehen davon dass ich mir den Arzt wegen der 10 Euro auch nicht leisten kann.
    Und ja, glaube ich. Vor allem aber, mein gutster geht es nicht immer nur um "MICH". Das ist der springende Punkt den Kapitalistische Dogmatiker wohl nie begreifen werden.
    Heftiges Eigentor, egal wie oberflächlich schön und verständlich das eigentlich formutliert war.

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  17. "Mußt Du dir Gedanken machen wie du an deine nächste Mahlzeit kommst? Wenn nein sei lieber still."

    Das kein Argument, weder für noch gegen eine der beiden Denkweisen, sondern Polemik. Der Argumentation von mt. folgend wäre seine (überlegene) Situation sogar eher ein Verdienst des Kapitalismus, denn er braucht sich diese Sorgen (wahrscheinlich) nicht zu machen. Entsprechend ist es ein Versagen des Kommunismus, dass es diesen Missstand trotz aller Bemühungen und aller erfolgversprechenden Ausgangssituationen in all den Jahren, in denen behauptet wird, der Kommunismus sei die ultimative Lösung, nicht beseitigen konnte. Es ist ja nun nicht so, dass es nicht mehrere Versuche gegeben hätte (und gibt) den Kommunismus doch irgendwie zu etablieren. Deshalb ist die Frage zulässig, wo denn die erfolgreichen Umsetzungen zu finden sind dieser Idee zu finden sind.

    "Kapitalistische Dogmatiker wohl nie begreifen werden."

    Auch hier bediene ich mich bei mt: Auf welches Dogma beziehst Du Dich eigentlich?

    "Abgesehen davon dass ich mir den Arzt wegen der 10 Euro auch nicht leisten kann. (...) geht es nicht immer nur um "MICH"."

    Wenn es Dir nicht um Dich geht, warum beziehst Du dann speziell Deine Situation ein, um mt. und seine Argumentation anzugreifen?

    Warum antwortest Du nicht auf eine einzige Frage, sondern gibst ihm durch Deine Antwort auch noch recht mit der Unterstellung, dass die politische Linke gar nicht argumentieren will (oder kann, je nach Auslegung)?

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  18. Klasse, endlich interessantere Redebeiträge!

    Ich denke es bringt nichts, in Schubladen zu denken. Es bringt nichts, wenn ich jemandem vorwerfe, er sei ein blutiger Kapitalist und andersherum bringt es nichts, mir vorzuwerfen, ich sei ein verzweifelter Kommunist. Beides ist falsch. Vielleicht als Ergänzung: Wie wohl die meisten Menschen in Deutschland, finde auch ich die kommunistische Idee recht nett ... Kuba begeistert ja auch immer wieder.

    Aber sich ein solches System für die Realität zu wünschen ist eine andere Sache. Und da bin ich mit mt teilweise einer Meinung: Das System Kapitalismus hat zumindest mir sehr viel gebracht. Wäre ich in Russland geboren - das wäre dann gerade zum Ende des Kalten Krieges gewesen - würde ich dort heute bei weitem nicht den Lebensstandard haben, wie ich ihn heute in Deutschland habe. Das heißt, ich bin durchaus froh darüber, dass es den Kapitalismus und nicht den Kommunismus in Deutschland gibt.

    Aber, und das ist mein Punkt: Der Kapitalismus aktueller Ausprägung hat - bei allen Vorteilen gegenüber anderen Systemen - auch viele Nachteile. Zwang zur Verschuldung, zunehmende Konzentration des Kapitals in wenigen Händen, dadurch wachsende Ungleichheit und Armut, Notwendigkeit von ständigem Wachstum um solche negativen Auswirkungen zu mildern.

    So, und was soll jetzt passieren? Adger, Du kannst nicht einfach sagen, dass sich das "Bessere" schon von selbst durchsetzen wird. Das funktioniert schon deswegen nicht, weil von Personengruppe zu Personengruppe etwas anderes das "Bessere" ist. Und die Personengruppe mit dem aktuell größten Einfluss wird das durchsetzen, was für sie selbst gut ist.

    Klingt vielleicht grausam, ist aber verständlich. Und ist bei mir - im kleinen - übrigens auch nicht anders. Ich hätte eigentlich genug Geld, um immer in Geschäften einzukaufen, von denen ich weiß, dass die Arbeitnehmer gut bezahlt werden. Trotzdem kaufe ich einige Produkte regelmäßig bei Aldi, einfach weil es mir einen Vorteil bringt. Und unterm Schnitt denkt so jede Personengruppe. Es gibt viele Gruppen. Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Rentner, Beamte, Arbeitslose, junge Menschen, alte Menschen. Die Gruppen überschneiden sich natürlich.

    Worauf ich hinaus will: Unsere Demokratie ist bei weitem nicht perfekt, und einzelne Personengruppen ohne echte demokratische Verankerung bestimmen, in welche Richtung unser System Kapitalismus verändert wird. Seit Jahren wird durch etliche Maßnahmen (Harz IV, "Nachhaltigkeitsfaktor", MwSt-Erhöhung ...) unser System in eine Richtung verändert, die erstens mir persönlich nicht gefällt, weil mir die Auswirkungen (oben beispielhaft genannt) nicht gefallen.

    Wenn wir also diese negativen Auswirkungen bekämpfen wollen, müssen wir aktiv etwas machen. Wenn wir darauf warten, dass sich das Bessere schon durchsetzt, geben wir anderen Personengruppen, die mit unserer in Konkurrenz stehen und denen es - wie mir bei der Aldi-Verkäuferin - relativ egal ist, was mit anderen Gruppen passiert, mehr Zeit und Spielraum. Und dann rennen wir wieder hinterher, jammern über niedrige Löhne, Renten, Kinderarmut, schlechte Bildung.

    Du darfst allerdings auch von niemanden den perfekten Reparaturplan erwarten. Erstens wird das nicht unserem Anspruch nach demokratischer Mitgestaltung gerecht, und zweitens bezweifele ich, dass da einzelne Menschen alles überschauen können. Jeder hat so sein Gebiet und dafür kann er Lösungsvorschläge machen. Mehr auch nicht.

    Das Neue, das Besser bedarf erstmal einer Ordentlicher Portion Eckel vor dem Alten. Ich ekele mich vor dem realen Kommunismus. Aber genauso dafür, dass ich jeden Morgen beim Weg in die Schule hilflos mit ansehen muss, wie Familienväter darauf warten, dass "Die Tafel" öffnet, um noch genug Essen für ihre Kinder "ergattern" zu können. Da will ich was ändern.

    Die Antwort kann weder heißen Kommunismus, noch Kapitalismus so wie wir ihn gerade kennen.


    Grüße, Fabio

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  19. "Vielleicht als Ergänzung: Wie wohl die meisten Menschen in Deutschland, finde auch ich die kommunistische Idee recht nett"

    Diese Behauptung kannst und wirst Du bestimmt mit Zahlen belegen. Ich behaupte auf empirischer Grundlage das Gegenteil.

    "Kuba begeistert ja auch immer wieder."

    Wen? Mich nicht und auch niemanden, den ich kenne und erst recht niemanden von denen die dort waren.

    "Adger, Du kannst nicht einfach sagen, dass sich das "Bessere" schon von selbst durchsetzen wird."

    Tue ich ja auch nicht. Ich behaupte nicht, dass sich das Bessere ohne zutun und von ganz alleine durchsetzen wird, nur weil es existiert. Um zu beweisen, dass etwas das Bessere ist, muss es schon angewandt werden und den Praxistest bestehen oder wie soll es sich sonst als das Bessere beweisen? Genau das ist ja das Problem das ich dem Kommunismus vorwerfe: Auf dem Papier bestimmt toll zu lesen, in der Praxis jedoch eine einzige Katastrophe. Du machst daher schon wieder den Fehler mir eine Argumentation zu unterstellen, der ich mich nicht bediene.

    "Das funktioniert schon deswegen nicht, weil von Personengruppe zu Personengruppe etwas anderes das "Bessere" ist. Und die Personengruppe mit dem aktuell größten Einfluss wird das durchsetzen, was für sie selbst gut ist."

    Der Kapitalismus ermöglicht im Gegensatz zu Deiner Prämisse zunehmend mehr Menschen unmittelbare Partizipation an ständig größer werdendem Wohlstand. Das ist messbar und keine utopische Idee wie die Vorstellung, dass die Enteignung des Privatkapitals die Welt rettet. Es lassen sich genügend Beispiele in Gegenwart und Vergangenheit finden, in denen über alles gesehen der Kapitalismus den Wohlstand aller gesteigert hat. Die Probleme einer lokalen Minderheit als Maßstab für die weit überwiegende Mehrheit heranzuziehen und deshalb das gesamte System zu verurteilen, ist mehr als nur ein wenig gewagt. Wenn die Gruppe derer, die durch das System profitiert, kontinuierlich größer wird, wie kann das dann ein Nachteil des Systems sein?

    "Und dann rennen wir wieder hinterher, jammern über niedrige Löhne, Renten, Kinderarmut, schlechte Bildung."

    Ich jammere über die von Dir aufgezählten Punkte herum? Wo denn? Falls Du meine hier in vielen Beiträgen zu lesende Kritik als Kritik am System als solchem missverstanden hast, dann solltest Du von vorne anfangen. Ich verdanke gerade dem Kapitalismus eine hervorragende Bildung, eine mehr als nur vielseitige und vielfältige und vielseitige Vita, exquisite Bezahlung etc. pp. Was ich allerdings kritisiere, ist das, was die Regierungen in den letzten Jahren zum Beispiel aus dem Bildungssystem gemacht haben. Das ist nicht aber nicht etwa als Kritik am zugrunde liegenden System misszuverstehen, sondern ist Kritik daran, wie mit dem System umgegangen wird und was daraus gemacht wird.

    "Wenn wir also diese negativen Auswirkungen bekämpfen wollen, müssen wir aktiv etwas machen."

    Will ich die negativen Auswirkungen denn wirklich bekämpfen? Profitiere ich nicht gerade davon, dass dieses System Gewinner und Verlierer kennt? Will ich darauf verzichten Kann ich überhaupt darauf verzichten? Ist es moralisch vertretbar, dass das Leben Gewinner und Verlierer produziert? Ist es meine Aufgabe Verlierer zu verhindern? Wenn ja, was ist mit denen, die einfach nicht gewinnen wollen? Muss ich die dann zum Erfolg zwingen? Ist es mir zuzumuten, dass ich solche Totalverweigerer durchschleppe und quasi das mehr leistet, was der nicht zu leisten bereit ist? Muss ich im Umkehrschluss dann auch Gewinner verhindern? Muss ich mich dann selber anzeigen, wenn ich Gewinner oder Verliere über den erlaubten Rahmen hinaus bin? Fragen über Fragen, die alle unmittelbar mit der Überlegung "pro Kommunismus" zusammenhängen, wenn auch nicht offensichtlich und nicht für jeden erkennbar.

    Sei es drum. Diese Diskussion gleitet in zweifelsfrei akademisch interessante Bereiche ab, die mich aber nicht begeistern. Warum? Ich bin vom System Kapitalismus überzeugt, weil ich seinen Kern und seine Mechanismen verstanden habe. Ich bin auch davon überzeugt, dass der Kommunismus eine hübsche Utopie ist. Nicht mehr und nicht weniger. Manche Aspekte dieser (und anderer) Utopien hat der Kapitalismus in seinen lokalen Ausprägungen übernommen und wird bestimmt auch weiterhin weitere aufgreifen, sofern sie sich erfolgreich umsetzen lassen. Das war schon immer so und wird auch weiterhin so sein. Kapitalismus bewertet nun mal am Erfolg. Was nicht erfolgreich ist, was keinen Wert beweisen kann, wird verworfen.

    Es ist deshalb auch nicht meine Aufgabe zu beweisen, warum das System Kapitalismus erfolgreich ist. Das tut der Kapitalismus ganz alleine. Es ist vielmehr die Aufgabe der Verfechter der kommunistischen Idee mich davon zu überzeugen, dass ihre Idee die Bessere ist. (Wessen Feind war das Bessere noch gleich?) Wenn es das Bessere ist, dann muss es auch für mich das Bessere sein, dann muss es auch für mich, für meine Nachbarn und für jeden anderen den ich kenne Vorteile haben. Was sind denn die Vorteile für mich?

    Die Aussicht darauf enteignet zu werden, weil irgendjemand meint, dass es mit meinem Besitz nicht mit rechten Dingen zugeht, ist für mich eindeutig kein Vorteil. Diese Forderung ist deshalb im gestellten Kontext vollkommener Quatsch. Mich vom Gegenteil zu überzeugen ist bislang niemandem gelungen und auf das Belegen der Richtigkeit solcher Forderungen warte ich wahrscheinlich bis ans Ende meines Lebens.

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