Die Polizeien der Länder werden immer weiter abgebaut und zurückgefahren. Inzwischen sind 400-600 Überstunden, die nicht abgebaut werden können, pro Beamten die Regel. Arbeitszeiten von weit mehr als 40 Stunden pro Woche sind normal. Rund 10.000 Stellen wurden abgebaut. Zusätzlich altert die Polizei zusehends. Da kaum noch neu eingestellt wird, steigt das Durchschnittsalter rapide an. 2015 werden ca. 50% der Polizisten zwischen 50 und 60 Jahre alt sein. Über die Folgen darf man sich gerne Gedanken machen.
Entsprechende Gedanken macht man sich ja auch in der Politik. Statt die teuren Polizisten einzustellen, setzt man lieber auf Hilfskräfte, auf "Bürgerwehren" und "Nachbarschaftsstreifen". Oder - wie zum Beispiel in Leipzig - auf Langzeitarbeitslose, die Sicherheit produzieren sollen. Dort geht nämlich jetzt das von Verkehrsminister Tiefensee angeregt Pilotprojekt in die Erprobung, in dem die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) Langzeitarbeitslose als Schwarze Sherrifs mit in die Verkehrsmittel setzen.
Zur Verbesserung des Services, wie es heißt, denn sie sollen Auskünfte erteilen. Aber in erster Linie sollen sie wohl eher Schwarzfahrer und Vandalismus bekämpfen. Für maximal 150 Euro im Monat zusätzlich zum ALG II. So günstig bekommt man keine Polizei und natürlich auch keine eigenen Angestellten. Das lohnt sich! Staatlich finanzierte Sicherheitskräfte, die den Staat nur ein paar hundert Euro kosten und das Unternehmen im Ausnahmefall 150 Euro im Monat - Welches Unternehmen kann da schon Nein sagen?
Gut zu wissen, dass diese perfekt ausgebildeten Sicherheitskräfte ganz genau wissen, was sie können und was sie dürfen. Sie haben ein "intensives deeskalationstraining" absolviert. Sie stammen aus allen Bildungsschichten "vom Bewerber mit Förderschulabschluss bis hin zum Akademiker" und die Altersspanne der reicht auch von 20 - 62. Da fühlt man sich bestimmt gleich viel besser, vor allem wenn man weiß, dass dieses Kanonenfutter im Notfall auch nur zum Handy greift, um die richtige Polizei anzurufen ...
... falls es davon noch welche gibt. Ob diese Rechnung am Ende aufgeht und ob so tatsächlich mehr Sicherheit für den Bürger produziert wird, wage ich zu bezweifeln. Ich glaube auch nicht wirklich daran, dass sich jemand, der einigermaßen bei klarem Verstand ist, für 150 Euro mit einer Bande randalierender Jugendlicher anlegen wird, die es wirklich "darauf anlegen" sich zu prügeln - ok, Verrückte gibt es genug.
Was mag der nächste Schritt sein? Private Sicherheitsleute, die Demonstrationen begleiten? Privatfirmen, die sich mit Erpressungen und Geiselnahmen befassen? Private Politessen, die Falschparker aufschreiben? Ich bin gespannt, welche eigenartigen Stilblüten der "Sparzwang" noch so treiben wird und wie sich parallel dazu die Gehälter der Berufspolitiker und die Steuern der Bürger entwickeln.
(Quelle: Tagesschau)
Dienstag, 14. November 2006
2 Kommentare:
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Private Politessen, die Falschparker aufschreiben?
AntwortenLöschenGibts schon seit 50 Jahren. Sogenannte "Hilfswillige", die eine Uniform bekommen, keine Beamten sind (sondern Angestellte nach BAT) und die Falschparker usw. aufschreiben.
Interessant ist übrigens, dass in einigen Bundesländern (darunter MVP, NS, NRW und BY) das Aufstellen von Geschwindigkeitskontrollen auch Privatpersonen gestattet ist, die eine entsprechende Entlohnung erhalten. Setzt natürlich das nötige Kleingeld für eine geeichte und zugelassene Messanlage und die nötigen Kenntnisse vom richtigen Einsetzen derselben voraus.
Aber das ist ja eh nie in Zweifel zu ziehen - oder? ;-)
Ich habe es geahnt...
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