An manchen Universitäten hat die Privatisierung einzug gehalten. Verkaufte neulich noch eine Uni einen Hörsaal an Aldi-Süd, nehmen andere Unis auch gerne Gelder aus privaten Quellen an. In Bremen verkaufte sich zum Beispiel erst neulich eine komplette Privat-Uni an die in der Schweiz ansässige Jacobs-Stiftung. Zwar heißt es immer "das ist zum Vorteil aller", aber ist es das wirklich? Nicht wenige fürchten erhebliche Nachteile durch diese Entwicklung.
Die Universität Furtwangen hat sich einen Neubau gegönnt. Der war nicht ganz billig, darum war man sehr dankbar, dass die Landesstiftung Baden-Württemberg die Baukosten von rund 12 Millionen Euro übernahm. Und genau darin besthet das Problem. Diese Stiftung darf nur neue Fächer fördern, aber nicht bestehende.
Wenn die Uni Veranstaltungen der bereits etablierten Fächer im Neubau durchführt, kann (und wird!) die Stiftung das Geld zurückverlangen. Zwar räumt die Sprecherin der Stiftung, Iris Berghold, ein, dass das alles "ziemlich kompliziert sei", aber: "Wenn fehlfinanziert wird, müssen wir zurückfordern." Deshalb hat natürlich auch jeder Verständnis dafür, dass auch keine Mischveranstaltungen aus neuen und bereits bestehenden Fächern im Neubau durchgeführt werden dürfen. Jeder sieht deshalb auch sofort ein, dass die Parkplätze nur von den Studenten der neuen Fächer genutzt werden dürfen - was durch ein elektronisches Kontrollsystem überwacht wird.
Selbstverständlich hat jeder volles Verständinis dafür, dass im Neubau moderne Hörsääle leerstehen, während im Altbau drangvolle Enge herrscht. Natürlich kann jeder nachvollziehen, dass der Direktor der Hochschule Mantrengleich wiederholt: "Gar kein Gebäude oder so?" und auch das Ministerium stimmt dem zu: "Anders hätte es den Neubau nicht gegeben" und wies nachdrücklich darauf hin, dass die Hochschule die Vorschriften zu beachten habe.
Studenten von drei Fachrichtungen dürfen rein, die der fünfundzwanzig anderen nicht. Das ist "rechtlich zwingend" und deshalb richtig, finden die Verantwortlichen.
Richtig dämlich, finde ich.
(Quelle: Spiegel)
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