Während ich noch darüber sinnierte, ob der GPS-Tracker für streunende Haustiere eine Erwähnung auf Tapirherde wert wäre, fiel mir ein anderer Artikel in die Hände. Der ist zwar nicht ganz so lustig wie die Vorstellung, dem gerade stiften gegangenen Waldi mit GPS-Dingsbums und Betäubungsgewehr oder so hinterher zu wetzen, aber dafür erklärt er einiges.
Es geht um das Feature "America In The World" im Magazin "Good". James Surowiecki, Stammschreiber für den New Yorker, beschäftigt sich mit dem Ergebnis einer Studie, die regelmäßig erhoben wird: Wie finden die Anderen sich selbst, ihre Nachbarn und uns?
"Uns", das sind in dem Fall die Amerikaner und "die Anderen" sind eben - der Leser ahnt es bereits - alle anderen Länder. Oder genauer: deren Bewohner. Die aktuelle Studie kam wohl zu dem Ergebnis, dass Amerikaner seit einiger Zeit zunehmend unbeliebt sind in der Welt. Das liegt nicht nur an Onkel George und seiner Politik, sondern das geht schon länger so. Und es ist nicht einfach die amerikanische Regierung, die unbeliebt ist, sondern es ist zunehmend "der Amerikaner" schlechthin. Die berechtigte Frage ist: Warum eigentlich?
Der Autor analysiert einige interessante Zusammenhänge und kommt letztenendes zu dem Schluss, dass international "der Amerikaner" als scheinheilig, machthungrig, selbstsüchtig, brutal und gierig angesehen wird. Sogar Amerikaner können nachvollziehen, dass andere sie so sehen. Der Punkt ist aber, dass "der Amerikaner" glaubt, dass es keine Rolle spielt und gerade darin liegt eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Trotzdem - und das ist das Paradoxe - geht von den USA eine weltweit bestätigte Faszination aus.
Zwar verhalten sich Amerikaner noch immer gerne so, als wären sie von allen anderen nicht zu bremsen und könnten tun und lassen was sie wollen, tatsächlich war Amerika noch nie so abhängig von anderen wie heute: Mehr als 600 Milliarden US Dollar werden jedes Jahr von den USA mehr in den Import als in den Export investiert. Dazu kommen jedes Jahr hunderte Milliarden an Aktien, Anleihen, Wertpapieren und so weiter, die ins Ausland verkauft werden.
Amerika begiebt sich so in eine nicht zu unterschätzende Abhängigkeit, die zwar eher unter der Oberfläche wirkt, aber dennoch in beide Richtungen von großer Bedeutung ist. Das Verblüffende der Studie ist jedoch, dass es gerade die jüngeren Generationen sind, die den USA und den Amerikanern mit deutlich weniger Abneigung gegenüber zu stehen scheinen. Die Frage ist, ob diese Abneigung mit einer echten Aufgeschlossenheit oder mit mangelnder Information über die globalen politischen Vorgänge zusammenhängt. Dennoch: Die jüngsten Entwicklungen und Verhaltensweisen der USA in Bezug auf Menschenrechte und die Genfer Konventionen machen einen erheblichen negativen Eindruck auf gerade diese jüngeren Generationen und das kann sich überraschend schnell sehr negativ auswirken, wie jüngste Zahlen belegen.
In der Türkei wurde festgestellt, dass die "Zuneigung" zu den USA inzwischen auf nur noch 20 Prozentpunkte gefallen ist, während sich die zustimmende Haltung gegenüber dem Iran auf inzwischen 43 Prozent gesteigert hat. Die Zustimmung zur U.S. geführten NATO fiel in Deutschland in nur vier Jahren von 74 (2002) auf 56 Prozent (2006), in Europa insgesamt von 69 (2002) auf 55 Prozent (2006). Noch drastischer ist das Resultat in Polen. Ehemals fast frenetischer Befürworter der US-Invasion im Irak fiel die Zustimmung zu den USA von ehemals 64 (2002) auf nur noch 48 Prozent (2006).
Gerade im "alten Europa" wird dieser Wandel in der Zustimmung zur Nato an den USA festgemacht. Überall wünscht man sich deutlich mehr Distanz und Unabhängigkeit von den USA. Ein deutliches Zeichen dafür ist eine 65 Prozent Zustimmung für einen EU-Außenminister, der die gemeinsamen Interessen der Europäischen Union (die fast deckungsgleich ist mit den europäischen NATO-Mitgliedern) vertreten soll - insbesondere gegenüber den USA.
Es liegt in erster Linie an den USA diesen Trend zu stoppen und umzukehren. Es ist wohl kaum bestritten, dass die Alleingänge der USA sehr negativ aufgefallen sind. Auch das Verweigern etlicher internationaler Abkommen - es sei exemplarisch an das Klimaschutzabkommen von Kyoto und den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag erinnert - kann und wird wahrscheinlich zunehmend dazu führen, dass die USA international nicht mehr nur als "starker Verbündeter", sondern auch als "starkes Problem" gesehen werden.
Die (fehlende) Zustimmung in solchen Staaten wie zum Beispiel Russland und China kann sich dabei auf lange Sicht noch zu einem extremen Problem entwickeln, wenn sich Europa weiter von den USA abwendet und die USA plötzlich international ziemlich alleine darstehen. Man denke nur an einen nicht völlig unrealistischen Konflikt wegen Nordkorea oder Taiwan. Auch in der Iran-Frage droht nicht wenig Konfliktpotential. Auch ist noch immer nicht ausgeräumt, dass die USA nur wegen der Rohstoffe in den Irak eingewandert sind, im Gegenteil. Gerade der Kampf um die Rohstoffe kann und wird sich noch erheblich zwischen den USA und dem Rest der Welt zuspitzen.
Dass man in Asien auch einen Weg unabhängig von den USA gehen will, zeigen zum Beispiel die Weltraumambitionen Chinas und Japans. Auch der Weltraumbahnhof in Baikonur, Russland, entwickelt sich immer mehr zu einer viel genutzten Alternative zu den Amerikanischen Startplätzen. Die Pläne eigener Mond- und Marsexpeditionen liegen auch in Europa auf dem Tisch.
Die Entwicklung in der Rüstungsindustrie zeigt auch in eine sehr eindeutige Richtung. Europa baut seine Stellung gerade gegen die US-Amerikanischen Rüstungsfirmen immer weiter aus. Gerade erst stieg Russland mehr oder weniger "heimlich" mit einer Milliarde Euro bei EADS ein, da kündigt ThyssenKrupp einen europäischen Werftenverbund an. Diese Entwicklungen sind wohl auch nicht gerade als "Annäherung" an die USA anzusehen.
Die Warnung von Gertrude Stein "Don’t you forget, a country can’t live without friends." sollte den Amerikanern deshalb langsam bewußt werden. Sicher, man kann der Stärkste in einer Clique sein. Aber alleine steht auch der Stärkste irgendwann mit dem Rücken zur Wand.
(Quelle: Good, IHT)
Freitag, 8. September 2006
7 Kommentare:
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Aber alleine steht auch der Stärkste irgendwann mit dem Rücken zur Wand.
AntwortenLöschenManchmal glaube ich, daß die USA genau diese Erfahrung einmal machen müssen.
"Die Amerikaner" (als Gruppe) sind nicht nur doof. Genauso wenig sind "wie Europäer", "die Russen", "die Chinesen" und so weiter "nur doof". Die Zukunft wird zeigen, ob und wie sich ein gemeinsamer Weg entwickelt, oder ob die Amerikaner sich in Nord-, Mittel- und Südamerika "einigeln" und den Rest der Welt (weitestgehend) ignoreren oder was sich da sonst so an Alternativen herausbilden kann. Ein "Gegeneinander" ist jedenfalls nicht die beste denkbare Lösung.
AntwortenLöschenSicher ist, dass "den Amerikanern" an Schlüsselpositionen sehr wohl klar ist, dass entscheidende Dinge nicht ideal laufen und stellenweise sogar gar nicht funktionieren. Es ist vielen Amerikanern auch durchaus klar, dass es nicht auf Ewig mit einem Konfrontationskurs so weitergehen kann, denn auch die Amerikaner sehen, dass sie nicht ohne die anderen können. Allerdings können die anderen auch nicht ohne dieses "Amerika", das zu allem Überfluß auch noch in sich sehr viel komplizierter und komplexer ist, als den meisten auch nur ansatzweise einleuchtet.
Besonders wir Deutsche, die wir auf eine sehr "intensive" gemeinsame Vergangenheit zurückblicken können, verrennen uns da gerne in irgendwelche Vorstellungen, die nicht im Entferntesten mit der Realität übereinstimmen. Das geht bereits beim Umgang mit Problemen los. Wenn wir hier in Deutschland eine beliebige politische Debatte austragen, haben wir ja schon bereits genug Probleme nachzuvollziehen, was "unsere" jeweiligen Lager eigentlich wollen - und wir sind hier aufgewachsen. Und wir bilden uns ein zu überschauen, was die einzelnen Fraktionen in den USA wollen, was deren Ziel ist, geschweige denn, wie die Menschen dort wirklich "ticken"? Bei den meisten hier habe ich da ernsthafte Zweifel, denn die wenigsten von hier haben sich jemals ein Bild von "da drüben" aus erster Hand gemacht. Umgekehrt gilt das allerdings auch.
Ich schrieb schon woanders, dass es den Amerikanern durchaus um einen "Wettkampf" im Sinne von "wir sind die Besten" geht, aber wenn Amerikaner auf ihren Meister stoßen, dann akzeptieren sie das. Nur: Die Amerikaner sind geopolitisch noch nicht auf denjenigen gestoßen, der es - im weitesten Sinne - besser weiß und ihnen das auch klar macht. Da ist schön und schlau reden eine Sache.
Warum wohl sind Football und Eishockey da drüben Volkssport Nummer eins, warum sind Sportevents wie Catchen dort Veranstaltungen mit zehntausenden von Zuschauern, während man sich bei uns hier für vergleichsweise gentleman-like Sportarten wie Fussball begeistert? Dieser entscheidende Unterschied in der Mentalität, nämlich die Bereitschaft mit allen Konsequenzen auszukämpfen wer der Bessere ist, will hier vielen nicht in den Kopf.
Trotzdem - und das ist der Knackpunkt in dem Artikel - sind wir es, die sich auf die Hinterbeine stellen müssen. Nicht die Amerikaner müssen "nachlassen" oder "klein beigeben", sondern wir müssen uns hocharbeiten, um auf Augenhöhe mit "denen" zu reden. Das fängt bei der Wirtschaftsleistung an, geht über Bildung, Wissenschaft und Forschung und endet nicht zuletzt bei Rüstung und Nationalstolz.
Mal beobachtet, wie die Amerikaner auf unseren Umgang mit dem Thema "Nationalstolz" zur WM reagiert haben? Die waren deutlich beeindruckt. Das war ehrlicher Respekt, sowas hatten die uns nicht zugetraut. Oder welches (politische) Lager aus Amerika hat über Deutschland hergezogen, als aus "den Deutschen" plötzlich und quasi über Nacht "die Deutschen" wurden? Das gilt für jeden Bereich. Warum waren sie beeindruckt? Weil wir das alleine geschafft haben. Ohne Hilfe. Ohne jemanden, der uns das Essen sozusagen "vorkaut".
Es hilft nichts sich in die Ecke zu setzen und den Amerikanern vorzujammern, dass die ja alles so fiese und gemein und unfair sind. Dann ist man in deren Augen ein Verlierer. Würdest Du auf Deinen eigenen Vorteil verzichten, nur weil der Verlierer am Jammern ist? Wenn man die Wohlfahrt ist, dann vielleicht, aber Amerikaner verstehen sich nicht als "die Wohlfahrt". Wer etwas will, der muss es sich erkämpfen.
Das sind die Regeln des Spiels. Wir können sie akzeptieren und den Wettkampf um die Spitze aufnehmen, oder wir können resignieren und uns unterordnen. Aber mit Jammern kommen wir nicht weiter.
Wenn man sich aufgrund seiner scheinbaren Größe derart arrogant und ignorant wie die USA verhält darf es einen wohl kaum wundern, wenn die Beliebtheit auf der Strecke bleibt. Die Zeiten, in denen der Stärkste die Regeln bestimmt sind vorbei und in einer zivilisierten Welt sollte jedem klar sein, daß es manchmal besser, schlauer ist, sich unter- bzw. einzuordnen.
AntwortenLöschenDieser entscheidende Unterschied in der Mentalität, nämlich die Bereitschaft mit allen Konsequenzen auszukämpfen wer der Bessere ist, will hier vielen nicht in den Kopf.
Ich habe sicherlich nicht den absoluten Durchblick wie manche Entscheidungsfindungen in den USA laufen, aber der Tenor: "Wir machen das jetzt einfach so weil wir es können" ist unüberhörbar. Die Frage, ob das Ganze dann sinnvol war, kommt erst danach. Dann hast Du recht, DAS geht mir nicht in den Kopf und ich finde es naiv-dumm-hinterwäldlerisch.
Siehst Du was ich meine? Du schreibst es selber, dass deren Ansatz ist "Wir machen das jetzt einfach so weil wir es können" und Du sagst (völlig korrekt), dass wir das total daneben finden. Das ist genau der Unterschied der Mentalität, den ich meine:
AntwortenLöschenWir haben eine eher kooperative und auf Gemeinsamkeit und "gut Freund" (wenn man so will) ausgerichtete Vorstellung des Zusammenlebens, weil wir so aufgewachsen sind. Seit Generationen müssen wir uns hier mit unmittelbaren Nachbarn, die zum Teil Stärker sind, arrangieren. Wir konnten und können wohl auch weiterhin nur überleben, wenn wir nicht den Egotrip fahren und allen anderen vor den Kopf stoßen. Wir sind - das ist die harte Realität - zu klein und zu schwach dazu.
Die Amerikaner hingegen mussten sich sehr lange nur mit sich selber auseinandersetzen. Von Anfang an waren es Amerikaner gewohnt, sich das, was sie erreichen wollten, zu erkämpfen: Land, Rechte, Unabhängigkeit. "The Winner Takes It All". Inzwischen ist Amerika aber so groß und so mächtig, dass sie das auch auf internationaler Ebene tun können - und eben auch tun, wie wir ja bemerken.
Es ist ein auf unserer Mentalität basierender Gedanke, der zu der empörten Haltung "das können die aber nicht machen" führt. Nach deren Denkweise lautet die konsequente Folgefrage: "Und warum nicht? Nur weil Euch das nicht passt oder was?" Die USA hatten bisher mit ihrer Methode und ihrem Ansatz Erfolg und sie werden auch noch für eine ganze Weile damit so weiter machen können, weil es eben niemanden gibt, der sie in die Schranken weisen kann.
Deshalb: Nicht jammern, besser machen! Denn: Egal wie man über Amerika denkt, aber welches Land hat die größte und stärkste Ökonomie auf diesem Planeten? Welches Land ist international Auswanderungsziel Nummer eins? Und warum? Bestimmt nicht, weil Amerika so erfolglos in dem ist, was es tut. Daran ändert auch die verkorkste Politik der Bush-Administration nichts.
Ich versteh aber immer noch nicht ganz worauf du hinaus willst. Wer jammert denn? Man kann doch einfach nur den Kopf schüttel und sich darüber wundern, ja auch ärgern...aber jammern?
AntwortenLöschenUnd wenn sich "Amerika" dann noch die Frage stellt, wieso sie auf einmal nicht mehr nice guy sind... *ankoppfass*
Es geht darum, dass den Amerikanern am Ende völlig egal ist, wie andere über sie denken solange die Amerikaner erfolgreich sind. Wenn es irgendjemandem nicht in den Kram passt, was die USA tun oder eben nicht tun, dann muss er das mit denen ausfechten. Auf einen "guten Willen des Siegers" zu hoffen, ist eine sehr trügerische Hoffnung.
AntwortenLöschenNur weil wir heute meinen "die Amerikaner benehmen sich wie die Axt im Walde", bedeutet das noch lange nicht, dass "die" das erfunden hätten. Ich erinnere nur an das Verhalten der Europäer (Königreiche Portugal, Spanien, England und Holland, das Römische Reich, die deutschen Kaiserreiche...) und Asiaten (Japan, China, Russland...) Die haben es nämlich zu ihrer Zeit maximalen Erfolgs alle ganz genauso gemacht - nur gab es da jeweils irgendwo irgendjemanden, der "stärker" war.
Sich darüber zu ärgern, sich Gednaken zu machen und diese zu artikulieren ist absolut legitim, aber was ändert man am Ideal der Expansion in der Vorstellungswelt der Amerikaner, wenn man sich hinstellt und sagt "das war jetzt aber böse, das dürft ihr nicht"? Genau: Nichts.
Die Idee, dass politische "Freiheit" zu wirtschaftlicher "Freiheit" führt, die wiederum politische Freiheit mit sich bringt (und so weiter), ist seit den Gründungstagen der USA fundamental in den Köpfen der Amerikaner eingebrannt. Genau deshalb sind sie so sehr auf Expansion bedacht: Wo (nach ihrer Vorstellung geprägte) "freie" Märkte existieren, werden ihre Produkte konsumiert, was Amerikaner wiederum in deren eigenen Inland wirtschaftlich bereichert. Und das ist nicht erst unter G. W. Bush so geworden, das war von Anfang an so.
Es ist deshalb letztenendes ein schmollendes Gejammere, wenn man mit dem Finger auf die Amerikaner zeigt, und denen zum Vorwurf macht, was die eigene Kultur selber jahrhundertelang nicht anders gemacht hat. Da man selber aber quasi "jetzt" nicht mehr der Erfolgreichste ist, nicht mehr als "die Nummer eins" alleine den Ton angibt und sich dem Willen einer anderen "Nummer eins" beugen muss, ist dasselbe plötzlich "unmoralisch". Das ist - bei allem Respekt - mehr als nur "gelebte Doppelmoral".
Praktisch übersetzt bedeutet das zum Beispiel (und das ist wirklich nur ein Beispiel von vielen): Wenn uns nicht in den Kram passt, dass die Amerikaner wegen des Öls im Nahen und Mittleren Osten Krieg führen, dann ist das eine Sache. Wenn wir aber nicht wollen, dass sie es tun, dann müssen wir es verhindern. Dazu waren wir offensichtlich nicht in der Lage. Und gerade deshalb wird mit besonderer Hähme und besonderem Genuß darauf herumgeritten, was da alles schief geht und so weiter. Was hat das mit "produktiver Problemlösung" zu tun?
Was ändert diese Hähme an der Faktenlage? Was ändert es, wenn wir voller Schadenfreude auf die aktuellen Verluststatistiken der Amerikaner zeigen? Wird es dadurch "da unten" besser? Mit Sicherheit nicht. Setzt dadurch ein Lernprozess in unserem Sinne ein? Mit Sicherheit auch nicht, denn: Gerade durch unser Verhalten des "ausschließlich die negativen Aspekte Betonens" zeigen wir den Amerikanern nur noch deutlicher, dass sie mit ihren Alleingängen völlig richtig handeln. Es entsteht das Bild, dass die Anderen ja eh nur rummaulen können und mit anpacken oder eventuell das Problem selber lösen - wohlbemerkt: lösen, nicht "wegdiskutieren"! - ist ja nicht drin.
Auch hier immer daran denken, dass "unser" Ansatz ein vorsichtig diplomatischer ist, der auf Gegenseitigkeit und so weiter ausgerichtet ist, während der der Amerikaner ein durch und durch pragmatischer Ansatz ist. Die Betrachtung in der Retrospektive ist zwar bestimmt geprägt durch moralische Überlegungen und auch erhebliche Kritik, aber alles was zählt ist am Ende der Erfolg.
So gesehen bestärken wir die USA sogar darin, so weiterzumachen wie bisher, wirtschaftlich wie geopolitisch. Wenn wir daran etwas ändern wollen, müssen wir mal langsam in Schwung kommen. Auch diejenigen, die eigentlich nur Zeitung lesen und am Stammtisch darüber debattieren.
Wenn wir daran etwas ändern wollen, müssen wir mal langsam in Schwung kommen. Auch diejenigen, die eigentlich nur Zeitung lesen und am Stammtisch darüber debattieren.
AntwortenLöschenMeine Meinung. Leider sehen das viele noch ganz anders und wenn man über Ressourcenkriege redet strahlen die Fragezeichen auf den Stirnen. Und deshalb kann man garnicht genug darüber reden.
Es ist deshalb letztenendes ein schmollendes Gejammere, wenn man mit dem Finger auf die Amerikaner zeigt, und denen zum Vorwurf macht, was die eigene Kultur selber jahrhundertelang nicht anders gemacht hat.
Die Geschichte der Amerikaner ist quasi europäische Expansionspolitik. Das müßten die also genauso gut wissen wie wir. Und wenn jemand einen schwarzen Fleck auf der Weste hat ist das kein Freifahrtsschein für andere.
Im Hinblick auf z.B. die Verluststatistik der Amerikaner während laufender Konflikte ist Schadenfreude bestimmt nicht angebracht, aber ein Hinterfragen, ob die Kampfhandlungen ihren Sinn erfüllt haben schon.
Das ist kein "das war jetzt aber böse, das dürft ihr nicht", sondern ein "überleg doch mal, ob das jetzt für dein Land und das Land der Kriegsgegner die richtige Maßnahme gewesen ist."
Immerhin denken sie schon über ihr Ansehen nach - besser als nix.