Mittwoch, 24. März 2010

Nachfolger, Verhandlungen und Festnahmen

Die Festnahme der Nummer zwei in der Hierarchie der militanten Taliban um Mullah Mohammad Omar wurde begleitet von der Spekulation, dass dies kaum negative Auswirkungen auf die militärische Schlagkraft und Einsatzfähigkeit der Aufständischen haben werde. Die Daily Times berichtet, dass Omar zwei Nachfolger benannt hat, die Omars langjährigen Gefährten und Stellvertreter Abdul Ghani Baradar ersetzen sollen.

Ein hochrangiges Mitglied der der Taliban teilte mit, dass Abdul Qayum Zakir und Akthar Mohammad Mansoor als neue Stellvertreter Omars benannt wurden. Die Ernennung ist als Signal zu verstehen, dass die Festnahme keine nachhaltig negativen Folgen auf die innere Struktur der Taliban hat. Zakir war Insasse in Guantanamo Bay, Mansoor gilt als charismatischer Anführer und war Teil der Talibanregierung vor den Anschlägen am 11. September 2001. Als eine ihrer ersten Amtshandlungen tauschten die neuen Stellvertreter einige Schattengouverneure aus. Mit dieser Maßnahme wollen sie die Effizienz des Aufstands steigern. Bislang ist nicht bekannt wer ersetzt wurde und gegen wen.

Zakir wird wahrscheinlich als oberster Truppenführer eingesetzt worden sein. Problematisch ist daran besonders, dass Zakir für seinen schon beinahe fanatischen Hass für die USA bekannt ist. Dieser Hass gilt als unmittelbare Folge seiner Inhaftierung in Guantanamo. Seine Ernennung zeigt, dass die Befürchtungen im Zusammenhang mit den Festnahmen in Pakistan korrekt waren. Die Taliban nutzen die entstandenen Lücken in der Hierarchie zu einer Umstrukturierung, hin zu einer radikaleren, noch weniger verhandlungsbereiten Organisation. Das wiederum bedeutet, dass die ab einem bestimmten Punkt unvermeidbaren Verhandlungen mit den radikalen Taliban deutlich erschwert werden.

Gleichzeitig gab ein Sprecher von Gulbuddin Hekmatyar, Anführer der Hizib-i-Islami, bekannt, dass die sich in Kabul aufhaltende Delegation sich zum Essen mit Präsident Karzai im Präsidentenpalast getroffen hat und man sich erneut treffen werde. Ein Sprecher von Präsident Karzai sagte gegenüber der Presse, dass der Präsident den Friedensplan der Delegation genau studiere, wollte das jedoch nicht weiter kommentieren. Ein Berater von Präsident Karzai sagte, mehr als die Hälfte der offenen Fragen bereits geklärt werden konnten. Er erwartet, dass eine Übereinkunft noch vor Ende der Woche möglich sei. Ein Mitglied der Delegation von Hekmatyar sagte, man wolle die Hauptstadt nicht ohne eine Übereinkunft verlassen.

Soweit aus verschiedenen inoffiziellen Quellen bekannt ist, enthält der Plan der Hizb-i-Islami eine deutliche Forderung nach einem frühen Abzug ausländischer Truppen. Es ist unklar, ob diese Forderung lediglich dazu dient, das Gesicht zu wahren oder ein echtes Problem bei den Verhandlungen darstellt. Erfahrungen aus der Vergangenheit lassen vermuten, dass dieser Punkt von Hekmatyar eher pro forma eingebracht wurde und damit verhandelbar ist und nicht zum Scheitern der Gespräche führen wird.

In Saudi Arabien teilte inzwischen der Sprecher des Innenministeriums, Mansur al-Turki, mit, dass dort 113 mutmaßliche Angehörige der al-Qaida festgenommen wurden. Die Festgenommenen stehen in dem dringenden Verdacht, Anschläge auf die Öl-Industrie im Osten des Landes geplant zu haben, die unmittelbar bevorstanden. Unter den Festgenommenen befinden sich nach Angaben al-Turkis 47 saudische Staatsbürger, die übrigen Verdächtigen stammen aus dem Jemen, Eritrea und Bangladesch. Die einzelnen Gruppen, die nicht miteinander in Kontakt standen, sind vom Jemen aus geführt worden.

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