Nun hat man den Jungen Mann gefunden, der sich wohl mit einer Waffe aus Vaterns nicht abgeschlossenem Waffenschrank erschossen hat. Trotzdem machen einige Schulen großes Kino und verriegeln und verrammeln alle Türen und Fenster. Andere Schulen machen weiter, als wäre nichts geschehen. Man verwehrt sich zwar gegen die Theorie des "Trittbrettfahrers", die Medien sind um ihre Sensation beraubt. Aber immerhin: "In dem Computer des 18-Jährigen fanden Ermittler nach Angaben des Innenministeriums Hinweise darauf, dass er bei Killerspielen mitgemacht habe." schreibt zumindest der SWR. Das gibt der Diskussion neuen Aufschwung und liefert ordentlich Fakten.
Ganz nüchtern betrachtet sollten "solche" Spiele ruhig verboten werden. Doch, ernsthaft: Lasst die Politiker doch verbieten. Lasst sie doch mal echten Aktionismus beweisen. Was würde denn passieren? Die Anzahl der Kriegsspiele, die gerade in letzte Zeit immer mehr zu reinen Nummerntiteln verkommen sind, deren spielerische "Qualität" zunehmend gen Null alterniert, würde stark nachlassen. Spiele, deren Spielspaß berechtigt "umstritten" ist (man denke nur an Postal) oder deren Gewaltelement nicht unbedingt dazu beiträgt, das Spiel insgesamt zu verbessern (erinnert sei an GTA), könntten plötzlich nicht mehr verkauft werden.
Die Industrie, die sich gerade durch die Ideenlosigkeit auf das Verfahren "machen wir halt eine Fortsetzung" versteift hat, wäre plötzlich zum Umdenken gezwungen, müsste erheblich mehr Kreativität aufwenden, um adäquaten Ersatz zu finden und anbieten zu können. Wäre das zum Nachteil der Spieler? Auf LAN-Partys würde es keine CS-Orgien mehr geben. Welch ein Verlust: Kein Veranstalter, kein Besucher, der sich nicht ausgiebig und nachhaltig über "die CS-Kiddies" beschwert. Was würde ein solches Verbot also tatsächlich für die Spieler für negative Folgen haben?
Die Rede in Becksteins Vorstoß ist von der Darstellung des Tötens von Menschen. Na und? Kämpfen halt Androiden oder Orks oder Elfen oder Backsteine gegeneinander. So what? Den Spielern geht es doch angeblich nur um das sportliche Element. Dann muss es doch völlig egal sein, ob Steine, Hunde, Bierdeckel oder Blechdosen gegeneinander antreten. Oder war das mit dem "sportlichen Element" am Ende doch nur ein Lippenbekenntnis und es geht den Gamern eben doch um das Ermorden von Menschen?
Angenommen, dieses Verbot käme. Angenommen, es gäbe ein Gesetz, dass Spiele verbietet, die Gewaltdarstellungen dieser Art zum Inhalt haben. Würde das die Probleme lösen? Nein. Würde es nicht. Im Gegenteil. Aber das wird die Politik erst dann begreifen, wenn sie ihr Bauernopfer bekommen hat und das dann nichts gebracht hat. Wenn Herr Beckstein also sein so heiß und innig gewolltes Counterstrike-Verbot bekommt und dann trotzdem wieder ein Schüler Amok läuft, was wird er dann forsern? Die Killerspiele wären ja schon verboten. Was also tun? Genau: Die wahren Ursachen suchen und daran arbeiten.
Es tut mir zwar leid um die ganzen Fans solch künstlerisch hochgradig wertvollen und unersetzbaren Spiele, wie CS, CoD, Doom, Postal und wie sie alle heißen, aber diese Spiele zu verbieten ist ein notwendiger Schritt, um an den wahren Ursachen etwas tun zu können. Solange die Politik immer wieder auf den naheliegenden - und trotz alle dem wahrscheinlich falschen - Sündenbock "Killerspiele" herumhacken kann, machen wir alle den Politikern das Leben viel zu einfach.
Meiner Meinung nach sollten alle Gamer sich zusammentun und diese Initiative unterstützen - mit dem Hinweis, dass man als Neuwähler sehr genau darauf achten werde, wie erfolgreich die vehement angestrebte Gesetzesinitiative in der Praxis sein wird und dass man natürlich erwartet, dass die Politiker zweckorientiert handeln, und nicht einfach nur plan- und hilflos im Nebel herumfuchteln.
Und sie wissen ja schließlich ganz genau was sie da tun, Herr Beckstein, oder?
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