Donnerstag, 21. September 2006

Es wird warm - wer ist schuld?

Seit einigen Jahren schon warnen Wissenschaftler rund um den Globus vor den Folgen der CO2-Produktion des Menschen. Manche Länder - zum Beispiel Deutschland - reagieren darauf mit deutlichen Maßnahmen. International schließt man Verträge und einigt sich auf ein mehr oder weniger entschlossenes Einlenken, um die Entwicklung in den Griff zu bekommen. Andernorts sieht man das völlig entspannt und denkt sich "lass die Anderen mal machen" - zum Beispiel in den USA und in China.

Nun geht das Eis am Nordpol immer dramatischer zurück. Feierte die Wirtschaft zunächst die Öffnung der Nordostpassage und so sinkende Transportkosten, so werden langsam an manchen Orten die Kosten dieses "wirtschaftlichen Vorteils" offensichtlich. In Alaska und Kanada waren früher große Landstriche um diese Jahreszeit durch eine schützende Eisschicht vor den Stürmen abgedeckt. Jetzt aber sind diese Küstengebiete den Angriffen durch Wind und See ungeschützt ausgesetzt und durch zunehmende Erosion gehen jedes Jahr etliche Meter Küste verloren.

Inzwischen sind im Nordpolareis gigantische Löcher zu beobachten. Diese reichen nach Auskunft der ESA von Spitzbergen im Nordpolarmeer über die russische Arktis bis hin zum Nordpol. Diese Region von der Größe Englands ist normalerweise vollständig von meterdickem Packeis bedeckt. Insgesamt geht das Eis am Nordpol zurück: Waren Anfang der achtziger Jahre am Ende eines Sommers etwa acht Millionen Quadratkilometer Eis übrig, waren es im Jahr 2005 nur noch 5,5 Millionen Quadratkilometer.

Auch in Grönland schmilzt das Eis zusehends. Zwischen April 2002 und April 2006 sind jährlich rund 248 Kubikkilometer Eis abgeschmolzen, berichtet das Journal Nature. Von April 2004 bis April 2006 sei etwa zweieinhalb Mal so viel Eismasse abgetaut wie in den beiden Jahren zuvor. Das alleine entspricht einem Anstieg des Meeresspiegels um etwa 0,5 Millimeter pro Jahr, was deutlich mehr ist, als Wissenschaftler bisher vermuteten. Die Wissenschaftler stützen ihre Beobachtungen auf Ergebnisse der Satellitenmission GRACE, die 2002 von der NASA und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt gestartet wurde.

Dem US-Bundesstaat Kalifornien wird das jetzt zu bunt. Der zerrt jetzt Autohersteller als Verantwortliche für die Klimaerwärmung und das Abtauen des Polareises vor Gericht. Der kalifornische Justizminister Bill Lockyer reichte vor dem Bezirksgericht Zivilklagen gegen Chrysler, General Motors, Ford, Toyota, Honda und Nissan ein. Die Begründung ist für die ansonsten der Theorie der Klimaerwärmung und ihrer Folgen eher ablehnend gegenüberstehenden Amerikaner ungewöhnlich offen und direkt und bislang einmalig in den USA:
"Die Klimaerwärmung fügt der Umwelt, Wirtschaft, Landwirtschaft Kaliforniens und der Gesundheit der Bevölkerung erheblichen Schaden zu"
Zwar ist kaum damit zu rechnen, dass die USA jetzt plötzlich ihren bisherigen Kurs in der Umweltpolitik drastisch ändert, aber bemerkenswert ist diese Entwicklung schon. Ich bin sehr gespannt, was daraus wird.

(Quelle: AFP, N24, n-tv, Freiepresse, Nature)

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