Manche Politiker sind international umstritten. Zu denen darf sich auf der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zählen. Aber nicht nur er ist mit seinen Ansichten genügend Anlass für Kontroversen, auch innerhalb seiner Partei gibt es Politiker, deren Ansichten und Vorstellungen hellhörig machen.
Katherine Harris, Mitglied der Republikanischen Partei (GOP) im US-Bundesstaat Florida, kandidiert für den dortigen Senat, dessen Zusammensetzung im kommenden November per Wahl neu bestimmt wird. Frau Harris, die schon wegen ihrer Rolle im Zusammenhang mit der Leitung der erneuten Stimmauszählung bei der Präsidentschaftswahl 2000 in Florida für Schlagzeilen sorgte, brachte sich auf dem Umweg eines religiösen Magazins ins politische Gerede.
In einem Interview mit dem "Florida Baptist Witness" bezeichnete sie die Trennung von Kirche und Staat als "Lüge". Die Gründer der USA hätten "eine Nation mit sekulären Gesetzen" nie beabsichtigt. Nach ihrer Ansicht legalisiert die Sünde, wer keine gläubigen Christen wählt. Zu diesen Sünden gehören nach ihrer Ansicht auch Homosexuelle Ehen und Abtreibung.
Sie sagte über die Trennung von Kirche und Staat, dass das eine "Lüge wäre, die man uns erzählt hat". Sie hält die Trennung von Politik und Religion für "falsch, weil Gott derjenige ist, der unsere Führer bestimmt." Wir erinnern uns? Auch Onkel George hielt sich schon mal für von Gott berufen.
Selbst Parteimitglieder aus den eigenen Reihen kritisierten die Ansichten von Frau Harris und es wurde versucht klarzustellen, dass diese Ansichten nicht die Ansicht der Republikanischen Partei wären, zu der auch Politiker anderer Konfessionen gehören.
Dennoch. Gerade im überaus religiösen Amerika, wo so ziemlich jeder an Gott glaubt, dürften diese Äußerungen in vielen Kreisen mit einigem Wohlwollen aufgenommen werden. Es ist wohl kaum davon auszugehen, dass sich Frau Harris diese Ideen innerhalb der letzten Wochen oder Monate aus den Fingern gesogen hat. Im Gegenteil, sie sagt selber dazu, dass dieses Interview ihre innerste religiöse Überzeugung vor einer christlichen Leserschaft wiederspiegeln sollte.
Es ist daher wohl mehr als nur wahrscheinlich, dass man die Ideen von Frau Harris schon länger auch und gerade innerhalb der Partei kennt. Sind diese Ansichten aber ein isolierter Einzelfall im politischen System der USA? Angesichts der bereits erwähnten Sichtweise von Onkel George und seiner eigenen Berufung und der Religiösität der Amerikaner insgesamt kann das wahrscheinlich verneint werden.
Das bedeutet wiederum, dass Entscheidungen der Administration der USA zumindest zum Teil religiös motiviert sind. Das wiederum führt aber zu anderen, weitreichenden Implikationen, die ein überaus merkwürdiges Licht auf das Handeln der USA werfen. Dieses für uns häufig unverständliche Gebaren und Handeln wiederum erhält aber gerade deshalb einen zwar verdrehten, aber durchaus plausiblen Sinn, wenn man von der Prämisse ausgeht, dass sich die USA als "Verteidger des Glaubens" verstehen und vor diesem Hintergrund handeln.
Das Problem ist nur, dass religiöser Wahn und Politik eine äußerst gefährliche Mischung sind, die es um jeden Preis zu vermeiden gilt. Das hat "Old Europe" in seiner langen und oft grausamen und häufig blutig umkämpften Geschichte gelernt, die hier noch heute jedem vermittelt wird - in den USA hingegen nicht.
Bleibt zu hoffen, dass das nicht außer Kontrolle gerät da drüben.
(Quelle: CNN)
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