Samstag, 26. August 2006

Überschrift des Tages (5)

Internet Fernuniversitaet des Terrors
Die Tagesschau überrascht uns mit dieser frappierenden Erkenntnis der "Sicherheitsbehörden", dass das Internet offenbar mehr als nur einen Zweck hat. Damit dürfte dann auch bestätigt sein, wer alles Terrorverdächtiger ist: Jeder Mensch, überall auf der Welt.

Jetzt fehlen eigentlich nur noch die Gamer als "ausgebildete und konditionierte Killer" und wir sind (argumentativ) wieder in den 90ern. Diese Debatte ist nämlich so alt (und abgedroschen und grotesk), wie das Unverständnis gegenüber der Verfügbarkeit von Informationen generell, aber nun ja.

Packen wir halt die alten und erprobten Argumente wieder aus, mit denen wir vor Jahren schon die hysterischen Kontrollfetischisten davon abhalten mussten, das Internet komplett einzustampfen. Allerdings befürchte ich, dass der Widerstand diesesmal nicht so massiv ausfallen wird und das die Industrie sich beteiligen wird. Denn "freier Content", also solcher, der nicht von der Industrie kontrolliert und von dieser gegen Geld "vermietet" wird, ist letzterer ja schon lange ein Dorn im Auge. Mal sehen, was mit dem Netz passieren wird.

In der wirklichen Welt passiert dafür schon eine Menge. Bundesminister des Inneren Wolfgang Schäuble (CDU) hat bei der Bahn eine umfassende Ausweitung der Videoüberwachung durchgesetzt. Künftig wird man da wohl auch auf dem Klo gefilmt werden. Tip: Nicht ohne Ausweis im Bahnhof aufhalten!

Edmund Stoiber (CSU) hat sich auch zurückgemeldet. Mit dem Slogan "Ruf mich an, Denunziant!" lässt sich umschreiben, was er konstruktives zur Diskussion beizutragen hat. Seiner Meinung nach sind die Moslem-Verbände in Deutschland nicht aktiv genug damit beschäftigt, sich vom Terror zu distanzieren:
"Der islamistische Terrorismus ist Massenmord im Namen einer Religion. Er bedroht Europa und zunehmend auch Deutschland. Deshalb müssen die muslimischen Mitbürger in unserem Land aktiv gegen Terror Stellung beziehen und nicht nur mit Worten."

Edmund Stoiber, Bild am Sontag
Stoiber fordert deshalb, dass moslemische Gemeinden Extremisten ausstoßen und diese den Sicherheitsbehörden melden. Herr Stoiber lebt wahrscheinlich in einer Welt, in der Moslems jeden Tag bei den "Sicherheitsbehörden" Rechenschaft darüber ablegen, was sie den ganzen Tag getan haben und tun wollen.

Ach ja: Nachahmer gibt es auch schon. Irgendein Spaßvogel hat eine Bombenattrappe, bestehend aus einer Flasche mit irgendeiner Flüssigkeit und einem nachgebauten Zeitzünder, in einer Tasche in Aschaffenburg in den Intercity gestellt. Die Panik war entsprechend und das Aufgebot an Polizei und Rettungskräften wohl ziemlich groß. Die Fahrgäste wurden aus dem Zug evakuiert und mehrere Gleise gesperrt. Spezialisten gaben später bekannt, dass alles ganz harmlos wäre. Keine Gefahr.

Sommertheater vom Allerfeinsten. Die besten Satiren schreibt eben immer noch das wahre Leben.

(Quelle: Tagesschau, N24)

2 Kommentare:

  1. Mir fallen spontan dann noch die mittelalterlichen Kreuzzüge und die päbstliche Inquisition ein. Beides irgendwie mehr oder weniger fanatische Massenmorde unter dem Deckmantel einer Religion...

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  2. OMG! Die päbstliche Inquisition! Ausgerechnet! Du weißt ja nicht, was Du angerichtet hast! *zu Jhary schiel*

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