Montag, 30. Oktober 2006

Exil!

PrisonIn den USA geht man mit Sexualstraftätern etwas ruppiger um, als man das zum Beispiel bei uns gewohnt ist. Es ist dort drüben völlig normal, dass Namen und Adressen von solchen Veruteilten öffentlich gemacht werden und von jedem in speziellen Listen eingesehen werden können. Was aber wohl den meisten neu sein dürfte: Man kann auch dafür aus den USA ausgewiesen werden - ob wohl man Staatsbürger der USA ist.

Genau das passierte Malcolm W., einem ehemaligen Lehrer, der verurteilt worden war, weil er Sex mit einem 15jährigen Mädchen gehabt hatte. Ihm wurde die Wahl gelassen, entweder für drei Jahre zwangsweise ins Exil nach Kanada zu gehen oder eine Gefängnisstrafe in den USA abzusitzen. Malcom entschied sich für das Exil, was ja nicht völlig unverständlich ist, denn in Kanada ist die "Legalitätsgrenze" für Sex zwischen Erwachsenen und Jugendlichen grundsätzlich auf 14 Jahre festgelegt, aber in einem Verhältnis der Fürsorge und Aufsichtspflicht liegt diese Grenze trotz allem bei 18 Jahren. Und deshalb wurde Malcom jetzt in seinem Exil verhaftet - von der kanadischen Polizei.

Die will Malcom jetzt ausweisen lassen - und zwar in die USA - obwohl er mit seiner Frau und seinen Kindern im schon seit Jahren südlichen Ontario, nahe der amerikanisch-kanadischen Grenze lebt und vor seiner Verurteilung pendelte er täglich zwischen der Mädchenschule in der Nähe von Buffalo, New York, und seinem zu Hause in Kanada hin und her. Jetzt allerdings darf Malcom nur in die USA einreisen, um seinen Bewährungshelfer zu treffen.

Ich will jetzt nicht darüber streiten, ob jemand, der Sex mit einer 15jährigen mit deren Einverständnis hat ein Straftäter ist oder nicht. Meiner ganz unmaßgeblichen Meinung nach ist das nicht in Ordnung. Aber ich frage mich, wie es angehen kann, dass ein Land seine Straftäter in ein anderes Land ins Exil schickt? Ich meine, ok, wir Europäer haben es früher mit Amerika nicht anders gemacht, aber das war während der Kolonialzeit und seit dem ist ziemlich viel passiert in Sachen Rechtsprechung und internationaler Politik - dachte ich jedenfalls.

Andererseits: Vielleicht sollten wir es den Amis nachmachen und unsere Straftäter ins Flugzeug zu denen setzen? Vielleicht hilft das bei der Völkerverständigung? Was allerdings aus Malcom wird, würde mich doch mal interessieren. Vielleicht werden Straftäter aus den USA ja jetzt per Gerichtsurteil zu Staatenlosen oder so.

(Quelle: Reuters)

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