Samstag, 14. Oktober 2006

Danke, Danke. (Gastbeitrag)

Wasserwerfer Demo HamburgIch möchte mich heute bei einigen wichtigen Leuten bedanken. Und zwar für jeweils das Gleiche. Mir wurde heute ein unvergessliches Erlebnis zuteil und ich sehe keinen Grund, warum ich meiner Freude darüber nicht in aller Öffentlichkeit Ausdruck verleihen sollte.

Erstmal natürlich die Frage: Wofür möchte ich mich bedanken?

Nun, in erster Linie dafür, dass ich einen ausgedehnten Spaziergang machen durfte. Und dafür, dass ich nicht wie geplant eine Festplatte kaufen konnte. Und dafür, dass ich deshalb einen Auftrag verloren habe. Und ich möchte mich auch stellvertretend für die Geschäftsführer und Mitarbeiter von so ziemlich jedem Geschäft an der Hamburger Hauptverkehrsader "Wandsbeker Chaussee" bedanken, die heute einen erheblichen Umsatzausfall zu beklagen hatten. Denn die besagte Straße war heute für mehrere Stunden auf gut drei Kilometer gesperrt und der gesamte Bereich rund herum von mehreren Hundertschaften der Polizei abgeriegelt.

Und wem gilt mein Dank?

Der allseits beliebten und begeistert in mehrere Landtage gewählten NPD. Aber auch der Antifa.

Erstere haben heute eine angemeldete und genehmigte Demonstration durchgeführt. Letztere haben kurzerhand eine Gegendemonstration durchgeführt, von der ich leider nicht weiß, ob sie genehmigt und angemeldet war. Es spielt auch keine Rolle.

Ich wollte zunächst nicht kapieren, warum es erforderlich sein sollte, mehrere Hundertschaften der Polizei aufzubieten, um 100-150 Linke in Schach zu halten, die - geschickt gewählt - strategisch gut platziert eine Kreuzung auf einer sechsspurigen Bundesstraße blockierten. Als ich dann allerdings die deutlich größere Demonstrantengruppe der NPD sah, nicht gerade weit von den Linken entfernt, war mir zumindest das dann klar.

Ich bin hoffnungslos begeistert darüber, wie es eine Partei schafft, in mehrere Landtage einzuziehen, die durch Provokationen für Millionenverluste beim Einzelhandel sorgt. Provokationen gegenüber dem entgegengesetzten politischen Lager sorgen zwangsläufig für entsprechende Maßnahmen ebendieser. Actio = Reactio eben. Die NPD oder vielmehr deren Anhänger planen eine Demonstration, melden die ordentlich an, bekommen eine Genehmigung und eine Route samt Polizeieskorte. Unabhängig von den Parolen und dem obligatorischen "Victory mit W" (mit ausgestrecktem Arm sowie abgestrecktem Daumen, Zeige- und Mittelfinger) und den Schlachtrufen "Ausländer raus" bei den einen sowie "Nazis raus" bei den Anderen möchte ich hiermit feststellen: Ihr habt alle gehörig den Arsch offen.

Recht auf freie Meinungsäußerung ja, Versammlungsfreiheit gerne, Demonstrationen jederzeit. Aber nicht von einer Institution, die meiner Meinung nach verfassungsfeindlich ist und die Demokratie selbst gefährdet. Und diese Aussage trifft auf beide Seiten zu, die sich offenbar eine schöne Zeit geliefert haben.

Es ist eure Schuld, wenn durch solche Aktionen Millionenschäden entstehen. Durch eure Angst einflößende Anwesenheit ist die Präsenz der Polizei erforderlich, die mich wiederum vor euch schützen will (aus gutem Grund, wie ich vermute) und daran hindert, meine Einkäufe zu tätigen. Und ich war nicht der einzige potenzielle Kunde, der den Geschäften fernbleiben musste. Ihr dürft euch gerne Vorwürfe machen, wenn medizinische Notfallversorgung nicht erfolgen kann, weil die Kräfte für eure Scheiße gebunden werden müssen.

Mein Vorschlag: Bei künftigen Demonstrationen und Gegendemonstrationen schleusen die Polizisten euch geschickt zusammen und bilden einen großen Kreis, aus dem ihr nicht mehr raus könnt, bis auf beiden Seiten genug Köpfe eingeschlagen wurden. Und wenn ihr damit fertig seid, euch gegenseitig die Köpfe einzuschlagen und die Kräfte für das Zerdeppern von Schaufenstern fehlen, rückt die Polizei ab und überlässt das Feld der Müllabfuhr, die eure Reste zusammenkehrt und fachgerecht entsorgt. Krankenwagen nur für die Polizisten, die durch herumfliegende Gegenstände wie Flaschen, Steine und andere Nettigkeiten versehentlich verletzt werden.

Das wäre mal eine Lösung. Aber ihr habt es viel zu gut und verdient es eigentlich gar nicht, dass der Staat euch vor euch selbst schützt.

(Gastbeitrag von Deichshaf)

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