Es ist immer wieder interessant, wie unterschiedlich Technik wahrgenommen wird. Heute ist mal wieder so ein Tag, an dem ein Blick auf die Schlagzeilen bei Heise schon etwas nachdenklich macht. Manche sehen in "der Technik" das Allheilmittel für alle Probleme dieser Welt. Besonders die Sicherheitsfetischisten sind da ganz weit vorne weg. Entsprechend die Überschrift:
Wir erinnern uns? In England waren eine Reihe Leute verhaftet worden, die wahrscheinlich Anschläge auf Flugzeuge verüben wollten. Daraufhin wurde die ganze westliche Welt vollkommen paranoid und Flugzeugfliegen macht seit dem ungefähr so viel Spaß, wie Wurzelbehandlungen ohne Narkose. Nebenher wird dann auch noch das seit Jahren von den Terror-Orakeln geforderte allumfassende Auskunftssystem für den Staat über den Bürger eingeführt, damit der Staat endlich alles jederzeit von jedem wissen kann. Der Generalverdacht ist damit endlich gerechtfertigte Realität.
Erstaunlich: Gegen die Kameras an allen Ecken und Enden wehrt man sich medienwirksam, aber gegen die Tatsache, dass in Zukunft der Beamte beim Einwohnermeldeamt schon bei der Anmeldung der neuen Wohnung sieht, was der Umzug auf den Cent genau gekostet hat, wo man so alles seine Möbel gekauft hat und ob man CDU oder Grüne wählt, darüber beschwert sich keiner. Ein merkwürdiges Verständnis von "Bürgerrechten" haben wir hier. Aber es geht ja noch weiter.
Also wie jetzt? Risiken? Was für Risiken? Es darf doch eh bald jeder jederzeit alles abhören. Oder sind hier etwa die Risiken der Telefongesellschaften gemeint, deren Gewinne dramatisch einbrechen, weil die Anwender endlich begriffen haben, dass das Bundle von DSL und ISDN ungefähr vergleichbar ist mit dem Zwang zusätzlich zu seinem Auto noch zwei Roller kaufen zu müssen? Um das Abhören kann es doch eh nicht gehen, denn Maßnahmen gegen das Abhören zu ergreifen dürfte in absehbarer Zeit genauso illegal werden, wie der Versuch gegenüber dem Staat eine Privatssphäre zu haben.
Da beruhigt es doch ungemein, dass wir alle uns immer mehr von der Technik abhängig machen:
Wir begeben uns also freiwillig in die absolute Kontrolle der Technik und sind um so entsetzter, dass gerade trotz der ganzen Technik die Risiken irgendwie nicht weniger, sondern im Gegenteil immer mehr werden. Geht es nur mir so oder fällt sonst noch jemandem das Paradoxon in der Annahme auf, dass "mehr Technik" und "mehr Kontrolle" nicht gleichzeitig "mehr Sicherheit" und "ein besseres Leben" bedeuten?
Immerhin beruhigend, dass uns die Wissenschaft dafür dann auch gleich noch eine Merkbefreiung ausstellt:
Es kann halt nicht normal sein, dass wir die Werkzeuge intensiv nutzen, die man uns an die Hand gibt, um sie zu nutzen. Und wie kann es schon normal sein, mit möglichst vielen Menschen gleichzeitig an möglichst vielen Orten der Welt in Kontakt zu stehen? Das kann ja nur krankhaft sein! Das sind bestimmt auch alles Gamer, die heimlich den Umgang mit Waffen trainieren und dann Flugzeuge entführen!
Diese Welt ist irgendwie ziemlich plemm-plemm.
(Quelle: Heise)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Bedingt durch die DSGVO müssen Kommentare zu Beiträgen der Tapirherde manuell freigeschaltet werden, um um der Veröffentlichung von Spam-, Hass- oder sonstiger unerwünschten Kommentaren vorbeugen zu können. Die Veröffentlichung eines Kommentars kann deshalb ein wenig dauern. Sorry dafür.
Wenn Sie Beiträge auf Tapireherde kommentieren, werden die von Ihnen eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. die IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Weitere Infos dazu finden Sie in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.